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1999 - Der Puls

Titel: 1999 - Der Puls
Autoren: Unbekannt
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schlagen.
     
    *
     
    Es war ein erhebendes Gefühl.
    Es durchdrang Blo Rakane bis in die tiefste Faser seines Seins. Er nahm es körperlich, aber auch geistig wahr.
    Er nahm es wahr, aber er konnte es nicht definieren.
    Es war einfach vorhanden.
    Und es erhöhte seine Existenz auf eine ihm unbegreifliche Art und Weise.
    Blo Rakane wollte in diesem Augenblick auch gar nicht wissen, was es mit dem Puls auf sich hatte.
    Es genügte ihm vollkommen, daß er vorhanden war.
    Er beantwortete all seine Fragen, ohne eine einzige Antwort zu geben.
     
    *
     
    Der Schlag des PULSES dauerte etwa so lange wie der Schlag eines menschlichen Pulses und gleichzeitig eine Ewigkeit.
    Aber irgendwann verebbte er, und der Haluter fand sich in der Wirklichkeit wieder und verspürte gleichzeitig eine unbändige Euphorie und eine tiefe Enttäuschung.
    Enttäuschung darüber, daß der Puls nicht mit seinem nächsten Atemzug zurückkehrte.
    Einen Augenblick lang empfand er eine schreckliche Panik angesichts der Vorstellung, den Puls vielleicht nie wieder erleben zu dürfen.
    Dann mahnte das Planhirn ihn zur Ordnung, und er sah wieder zu Mondra Diamond.
    Der Medorobot schickte sich an, die Nabelschnur zu durchtrennen.
    „Nein", sagte Mondra. „Noch nicht."
    Der Roboter legte das Kind auf Mondras Bauch. Es war ein Junge, stellte Blo Rakane fest.
    Als er ihn sah, verflog augenblicklich die Ernüchterung, den Puls nicht mehr wahrzunehmen.
    Blo Rakane war wie jeder Haluter ein eingeschlechtliches Wesen. Die Körperfunktionen dieser Spezies unterlagen einer absoluten Willenskontrolle; auf diese Weise war es möglich, daß nur dann ein neuer Haluter geboren wurde, wenn ein anderer starb.
    Doch als Rakane nun den Neugeborenen auf Mondra Diamonds Bauch sah, fragte er sich, welches Wunder das größere war: die Entstehung des PULSES, die er gerade erlebt, oder die Geburt eines Menschenkindes, der er gleichzeitig beigewohnt hatte.
    „Bitte trennen Sie die Nabelschnur durch, Blo", sagte Mondra.
    Unter der Anleitung des Medorobots tat Rakane wie geheißen.
    Dabei beobachtete er den Neugeborenen ganz genau.
    Ihm war aufgefallen, daß der Junge weder bei noch unmittelbar nach der Geburt geschrien hatte. Er schrie auch jetzt nicht, lag ganz ruhig da.
    Und er hatte bereits die Augen aufgeschlagen und sah den Haluter an, als würde er ihn als seinen Geburtshelfer erkennen.
    Mondra Diamond zuckte zusammen, als der Medorobot den Neugeborenen abnabelte. „Es ist vorbei „, sagte sie dann leise.
    „Nein", widersprach Blo Rakane. „Es hat gerade erst angefangen. Der Puls schlägt."
    Der Medorobot hatte die erste Untersuchung des kleinen Jungen abgeschlossen. „Das Kind weist keine offenkundigen Besonderheiten auf", vermeldete er. „Es ist gesund."
    „Das meine ich nicht", antwortete Mondra dem Haluter und schob das Neugeborene zu ihren Brüsten hoch. „In dem Augenblick, da Sie die Nabelschnur durchtrennt haben, habe ich sämtliche Wahrnehmungen verloren, die mir die Beobachtungen im Puls ermöglicht haben." In ihren Augen standen Tränen. „Ich bin wieder allein, Blo", sagte sie. „Ich bin wieder ganz allein."
     
    9.
     
    Gleichzeitig im PULS: Druck und Überdruck
     
    Die Anstrengung, die Sonnenwürmer unter Kontrolle zu halten, beanspruchte Jorim Azaos Konzentration dermaßen, daß er den Sog zuerst gar nicht wahrnahm.
    Höchstens als leichtes Zerren an seinem neuen, noch unvertrauten Körper, dessen in den Hyperraum reichende Sinne ihm noch immer sehr fremd waren.
    Doch dann wurde er auf einmal so stark, daß er ihn nicht mehr ignorieren konnte. Allerdings gelang es ihm anfangs selbst mit den Sinnen der Guan a Var nicht, ihn richtig einzuschätzen: Es war ein fünfdimensionaler Sog, der gleichzeitig seinen Körper und seinen Geist vereinnahmte.
    So'o'both widersetzte sich dem Sog instinktiv und suchte sein Heil in der Flucht, und Jorim Azao wurde schlagartig bewußt, daß er sich in höchster Gefahr befand.
    Schon im nächsten Augenblick war der Sog so furchtbar, so gewaltig, daß der Gestalter aus reiner Verzweiflung nach der Schiffsseele rief.
    Vaiyatha! Ich brauche deine Hilfe!
    Dann konnten Azao und die ihm anvertrauten Guan a Var der fünfdimensionalen Wucht des Sogs nicht mehr widerstehen.
    Vaiyatha, ich brauche deine Hilfe! rief der Gestalter erneut, und erneut bekam er keine Antwort.
    Der Sog zerrte sie in rasender Fahrt durch den Kessel. Strudel mehrdimensionaler Energien wirbelten um sie herum, und irgendwo in diesem Inferno machte Azao
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