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199 - Das Monster aus dem Stein

199 - Das Monster aus dem Stein

Titel: 199 - Das Monster aus dem Stein
Autoren: A.F.Morland
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grimmig an. »Das ist er«, sagte der Vater.
    ***
    Amochrane war ein schmuckes kleines Dorf, hinter dem gleich der Wald begann. Der Kirchturm spiegelte sich im klaren Wasser des Flusses, der hier noch Trinkwasserqualität zu haben schien. Neben der einzigen Tankstelle entdeckte ich ein Motel. Da unser Landrover Durst hatte, führte ich ihn zuerst zur Tränke. Bei der Gelegenheit fragte ich den Tankwart, auf das Motel zeigend: »Wissen Sie zufällig, ob wir da Unterkommen können?«
    Der Mann lachte. »Ganz zufällig. Ich bin nämlich der Besitzer des Motels, und die Tankstelle gehört mir auch.«
    »Sie möchten wohl Millionär werden.«
    »Aber nur, wenn’s leicht geht. Sind Sie auf der Durchreise?«
    »Nein. Amochrane ist unser Ziel.« Der Mann sah mich verwundert an. »Ist das Ihr Ernst? Niemand will nach Amochrane.«
    »Warum nicht?«
    »Sehen Sie sich um. Es ist nichts los in diesem Kaff. Ich würde bestimmt nicht hier leben, wenn ich nicht zufällig hier geboren wäre. Eine üble Laune des Schicksals. Es wollte mir wohl einen Streich spielen.« Der Mann kontrollierte den Ölstand. »Ihr Wagen könnte einen Liter Öl vertragen, Mister.«
    »Okay.«
    Er füllte Öl nach. »Ich heiße übrigens James Falk.«
    »Tony Ballard.«
    »Ich sehe mir auch noch den Reifendruck an«, sagte Falk. Anschließend reinigte er die Windschutzscheibe, und ich bezahlte mit einer meiner Kreditkarten.
    Das Motelzimmer war einfach eingerichtet, aber sauber, und das war mir wichtiger als tolle Möbel - und Wanzen hinter den Tapeten.
    Im Tankstellenbüffet tranken Mr. Silver und ich mit James Falk Bier. Die Runde ging auf meine Rechnung.
    Ich nahm die Gelegenheit wahr, Falk ein wenig auszuhorchen.
    Natürlich fiel ich nicht gleich mit der Tür ins Haus. Ich ließ vor allem den Mann erzählen. Er sprach schwärmerisch von der größtenteils noch unberührten Natur, in die Amochrane eingebettet war, und behauptete, daß der Fortschritt bis hierher noch nicht vorgedrungen wäre.
    »Telefon, TV und WC - mehr hat unser Dorf nicht zu bieten«, sagte Falk lächelnd. »Hört sich an, als wäre ich ein ganz übler Nestbeschmutzer, nicht wahr? In Wahrheit jedoch verbindet mich mit Amochrane so etwas wie eine Haßliebe. Ich würde gern woanders leben, schaffe es aber nicht, von hier wegzugehen. Wenn ich mal geschäftlich fort muß, habe ich nach einem Tag schon Heimweh nach meinem Dorf. Es ist verrückt.«
    Wir erwähnten Caggon mit keiner Silbe. Vielleicht hatte Falk noch nie von dem Dämon gehört. Andererseits aber mußte es viele unheimliche Geschichten geben, die man sich über ihn erzählte, wenn er sich schon so lang in diesem Gebiet aufhielt.
    Ich lenkte das Gespräch wie ein Diskussionsleiter, der geschickt seine Fragen einstreut, in eine Bahn, die uns interessierte.
    Falk bekam es nicht mit. Es tat ihm sichtlich gut, mal mit neuen Leuten zu reden. Scheinbar von selbst kam er auf die grausigen Vorfälle zu sprechen, die sich in grauer Vorzeit in den Wäldern ereignet hatten.
    »Normalerweise passiert in unserem Dorf so wenig, daß es genügen würde, nur alle sechs Monate mal eine Zeitung herauszubringen. Daß Amochrane eine eigene Tageszeitung hat, halte ich für den reinsten Schwachsinn.«
    Wenn James Falk sagte, daß in Amochrane normalerweise wenig passierte, beinhaltete das den unausgesprochenen Zusatz, daß sich in der jüngsten Vergangenheit doch einiges ereignet hatte. Zunächst sprach Falk von einem Dieb, der die Menschen im weiten Umkreis auf hinterlistigste Weise bestahl. Aber danach wartete er mit einer weit größeren Sensation auf: mit dem grausamen Tod des Sheriffs.
    Ein Suchhund sollte verendet sein, als er auf eine geheimnisvolle Spur stieß. Die Zeitung behauptete, man stünde vor einem unlösbaren Rätsel.
    Falk ließ uns den Bericht lesen, der gleich über zwei Seiten ging. Wenn mal was passierte, dann wurde es weidlich ausgeschlachtet.
    »Es ist einfach, von einem Rätsel zu sprechen«, behauptete Falk.
    »Ist es für Sie keines?« forschte ich. Falk zögerte. Er schien zu überlegen, ob er mit der Wahrheit herausrücken sollte. »Es gibt Dinge, von denen weiß man zwar, aber man will nicht, daß sie in der Zeitung stehen.«
    »Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht folgen«, sagte ich, um ihn etwas mehr aus der Reserve zu locken.
    »Es gibt alte Überlieferungen, Sagen, Legenden, unheimliche Geschichten… Viele im Dorf haben irgendwann schon mal davon gehört, aber die einen verdrängen es, weil sie Angst haben, es
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