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1987 - Der Mörderprinz

Titel: 1987 - Der Mörderprinz
Autoren: Unbekannt
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der Dämmerung rasch abtrocknen.
    Wann er den letzten glücklichen Augenblick durchlebt hatte, wußte er nicht. Vielleicht hatte es einen solchen Moment nie gegeben.
    Er spürte den Hunger, der in seinen Eingeweiden wühlte.
    Wovor sollte Sailent Furcht empfinden? Ein Verbannter, der zum ersten Mal im Leben der Stätte der Verbannung entfliehen konnte? Und der Handel, den Cairol anbot, schien ihm gut zu sein. Sailent wußte sehr genau, was unter einem Elektroboot zu verstehen war. Seine Frauen würden in den Besitz eines unfaßbar wertvollen Schatzes gelangen.
    „Also gut", hörte Guantamari Sailent sich sagen, „der Handel gilt. Ich werde diese Nacht mit meinen Frauen in den Hütten verbringen. Ich will noch einmal den Jetstrom hören. Das Schreien der Raubtiere, wenn sie Beute machen. - Komm morgen früh wieder, Cairol! Dann gehe ich mit dir."
    Nachdenklich ließ er seinen Blick über den Waldrand gleiten; über die nicht einmal tausend Quadratmeter, die er in einer vier Jahre währenden Arbeit gerodet hatte; Sailent der Fischer blickte über den terminalen Ozean, auf die Gischtkronen, die sich am Horizont vereinigten, und er machte sich klar, daß er das ferne, gegenüberliegende Ufer nun niemals sehen würde.
    Sailent nahm wahr, daß aus dem Mund des Raumfahrers Worte drangen, aber er verstand nicht ihren Sinn.
    Er fokussierte sein Auge auf den geschwungenen Kopf des Raumfahrers, und das letzte, was er von der Rede verstand, war: „Das geht nicht, Sailent."
    „Was geht nicht?"
    „Du wirst sehen, daß ich tausend Jahre lang warten kann. Aber wenn die Zeit gekommen ist, dann zählt jeder Bruchteil einer Sekunde unendlich viel. Dies ist ein solcher Moment. Sailent, du mußt mich jetzt begleiten."
    „Aber Cairol! Warum?"
    „Es ist nicht deine Sache, Fischer."
    „Laß mich noch einmal in meine Hütte zurück!" forderte Sailent.
    „Ich bin damit nicht einverstanden, Guantamari Sailent", sagte der Raumfahrer barsch. „Wir müssen nun gehen.
    Du hast noch eine Million Jahre vor dir. Aber deine Tage an den Gestaden der Zeit sind abgelaufen."
    Er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor, wie das Strampeln seiner Säulenbeine mit einemmal ins Leere ging.
    Sailent fühlte sich emporgerissen.
    Tief unter sich sah er die Körper seiner Frauen kleiner werden. In ihren Augen stand Unverständnis zu lesen, aber kein Bedauern.
    Mehr noch, er hatte das Gefühl, als schauten sie an ihm vorbei. Mitten in der Luft drehte der Maunari-Fischer sich um, und er sah aus dem endlos gewaltigen, schrundigen Leib des Raumschiffs ein Boot hervorkommen.
    Es war doppelt so groß wie der Fischerkahn, den Sailent verloren hatte, und es besaß einen anthrazitfarbenen Kiel, der so stabil wie geschmiedetes Eisen wirkte.
    Auf halbem Weg zwischen Erdboden und Raumschiff glitt das Boot an ihm vorbei. Obwohl Sailent nicht lesen konnte, entzifferte er in dem kurzen Augenblick den Namen RUHARION II, und als er noch einmal hinunterblickte zu den Hütten und zum Pier, da glaubte er, in den Augen seiner Frauen blanke Gier zu erkennen.
    Guantamari Sailent zählte nichts. Wichtig war die Nahrung, die er brachte. Auf welchem Weg das geschah, das war seinen Frauen egal.
    Zwischen Himmel und Erde zappelte sein Zyklopenleib in der Luft.
    Er versuchte, nach Cairol zu greifen, der nur ein paar Meter entfernt aufwärts schwebte. Die Entfernung war jedoch zu groß, die Länge seiner Arme reichte nicht.
    Der Leib der blauen Walze war ungeheuer. Die unsichtbaren Siebenfinger, die seinen Körper umfangen hielten, dirigierten ihn und seinen Begleiter durch das Luk, das ihm von unten bereits aufgefallen war.
    „Heute ist ein guter Tag, Guantamari Sailent", hörte er Cairol den Raumfahrer sprechen. „Mit deinem Körper sind wir vollzählig."
    Und dann kippte das Unten nach oben, er fand sich auf einem Boden wieder, der auf dem Kopf stand, während irgend etwas in seinem Kopf beschloß, dies nicht länger ertragen zu können.
    „Du bist kein Handelsreisender!" schrie er dem Raumfahrer in sein metallenes Gesicht. „Du bist ein Gesandter des Hismoom!
    Und du bist gekommen, um irgendeine furchtbare Strafe an mir zu vollstrecken!"
    Cairol entgegnete kalt: „Das ist lächerlich."
    Sailent spürte mit einemmal, daß er auf der richtigen Fährte war.
    Er ballte seine Siebenfinger zu Fäusten, so gewaltig wie der metallene Leib des Raumfahrers, und setzte zu einem Schlag an, der einen Zetturion-Gezeitentaucher auf der Stelle getötet hätte.
    Aus den
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