Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1981 - Richard

1981 - Richard

Titel: 1981 - Richard
Autoren: Alexander Zeram
Vom Netzwerk:
und er gaben erst Florence und dann Georg die Hand.
    »Mein Name ist Konrad Schumann und mein Begleiter ist Monsieur Sébastian Lumar. Ich bin aus Deutschland, ich komme wie sie aus München.« Er nickte Georg zu, dann deutete er auf Sébastian. »Und mein Freund stammt aus Frankreich, aus Nantes.«
    Georg holte zwei Korbsessel von der hinteren Veranda und rückte sie an den Tisch heran. Die beiden Besucher nahmen Platz. Florence wollte schon ins Haus, um ihren Gästen etwas zu trinken zu holen, doch Konrad setzte seine Rede fort. Er hatte eine große Mappe dabei, aus der er eine Zeitschrift hervorholte und sie auf den Tisch legte. Er blätterte darin. Als er die richtige Seite gefunden hatte, schob er die Zeitschrift zu Florence und Georg hinüber.
    »Anlass unseres Besuches ist dieser Artikel oder besser gesagt, das Ölgemälde Julie des Bois - Mädchen mit Sonnenhut, das ein gewisser Paul Gauguin hier auf den Marquesas gemalt hat.« Er lächelte bei dem letzten Satz.
    Georg zog die Zeitschrift näher zu sich heran. »Sie wissen dass meine Frau und ich diesen Artikel verfasst haben.«
    »Ja, das wussten wir«, sagte Konrad bedächtig. »Wir haben allerdings nicht damit gerechnet, sie hier anzutreffen. Aber jetzt, wo ich sie beide so sehe, erscheint es mir gar nicht so ungewöhnlich.«
    »So ist das Leben«, antwortete Georg. »Ein gewisser Paul Gauguin hat uns quasi zusammengebracht.«
    »Es ist eigentlich ganz schön, dass wir sie hier beide antreffen«, fuhr Konrad fort. »Bevor ich alles erkläre, möchte ich Ihnen erst noch zeigen, was wir Ihnen außerdem mitgebracht haben, denn diese Zeitschrift hier werden sie ja sicherlich schon selbst haben.«
    Er schlug seine Mappe jetzt ganz auf und zog vorsichtig einen Kartondeckel heraus, den er ebenfalls aufklappte. In dem Kartondeckel lag die Zeichnung. Konrad drehte sie und hielt sie dann in Florence und Georgs Richtung. Alle schwiegen für ein paar Sekunden.
    »Möchten sie es näher ansehen?«, fragte Konrad schließlich.
    Er stand auf und ging um den Tisch. Florence nahm das Bild. Konrad setzte sich zurück auf seinen Platz. Wieder schwiegen sie für einige Sekunden.
    »Stammt die Zeichnung von Ihnen, soll es eine Kopie des Ölgemäldes sein, das in dem Artikel beschrieben ist?«, fragte Georg schließlich.
    Konrad schüttelte mit dem Kopf. »Das Bild hier ist echt, wir sind zumindest davon überzeugt, dass es echt ist, weil sie selbst uns die Belege dafür geliefert haben.« Er deutete auf die Zeitschrift. »Sie selbst haben den Herkunftsnachweis vor einigen Jahren entdeckt.«
    »Bei unserer Recherche haben wir nur beweisen können, dass Gauguin die Tochter eines französischen Offiziers namens Victor Jasoline gemalt hat«, erklärte Georg ruhig. »Sie ist das Mädchen mit dem Sonnenhut. Von einer Zeichnung war nicht die Rede. Es gab ein Ölgemälde, dass aber vor einigen Jahren zerstört wurde, was auch in unserem Artikel beschrieben ist, quasi als trauriger Abschluss der ganzen Geschichte.«
    »Nein, nein«, schüttelte Konrad den Kopf. »Das ist nicht ganz richtig. Wir kennen ihre Beweise, wir kennen den Text, der als Herkunftsnachweis anerkannt wurde. In dem Text, einem Zeitungsartikel aus dem Jahre 1927, ist ausdrücklich von einer Skizze die Rede, nicht von einem Ölgemälde.« Konrad zeigte auf das Bild, das Florence noch immer vor sich hielt. »Und was meinen sie, was das da ist?«
    Georg richtete sich in seinem Sessel auf. »Sie behaupten also, diese Zeichnung hier ist das Bild, das in dem alten Zeitungsartikel erwähnt wird? Ohne dass ich mir die Zeichnung genauer ansehe, fällt mir sofort auf, dass es dem zerstörten Ölgemälde sehr ähnelt.«
    Florence nickte. Sie legte die Zeichnung auf den Verandatisch, nahm die Zeitschrift und blätterte in dem Artikel. Sie suchte nach der Abbildung des Ölgemäldes. Sie hielt die Zeitschrift neben die Zeichnung. Das Foto war zwar nicht sehr groß, aber es war sofort zu erkennen, dass einige Details mit denen auf der Zeichnung übereinstimmten. Die Größenverhältnisse waren identisch und auch die Haltung des kleinen Mädchens. Das Segelboot und der Strand mit den Palmen stimmten beinahe exakt überein.
    »Es sieht eher aus wie eine Kopie«, fiel Florence Fazit aus. »Was sie da mitgebracht haben ist die Kopie des Originalgemäldes, nur eben als Kreidezeichnung. Es ist doch Kreide? Und es ist sicherlich sehr gut gemacht, so weit ich das beurteilen kann.«
    »Da haben sie recht«, Konrad sah zu Sébastian. »Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher