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1966 - Der Schattenbruder

Titel: 1966 - Der Schattenbruder
Autoren: Unbekannt
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ignorierte den Arzt völlig. Schließlich gab Dr. Mangana auf und verließ die Zelle. „Es ist absolut sinnlos", sagte er, als er den Nebenraum betrat. „Er ist keinem Argument mehr zugänglich. Und die Essenz an seiner Worte lautet: Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!"
    „Und was hat die Untersuchung er geben?" fragte Tek. „Sein körperlicher Zustand hat sich erneut verschlechtert. Sämtliche medizinischen Instrumente, an die ich ihn angeschlossen habe, zeigen an, dass seine Organe immer unregelmäßiger arbeiten und sein Stoffwechsel nicht mehr richtig funktioniert. Er ist völlig durcheinandergeraten ..."
    „Und woran liegt das?" unterbrach ihn der Smiler. „Ich habe Domino Ross' Bericht gelesen und vermute, dass es etwas mit den Myrden zu tun hat. Aber die genauen Zusammenhänge durchschaue ich noch nicht." Atlan atmete schwer aus. „Soviel zu unserem schönen Plan. Vil an Desch hat uns einen gewaltigen Strich durch die Rechnung gemacht - in zweierlei Hinsicht."
    „Ich verstehe das nicht", sagte der Arkonide. „Vil an Desch hat sich aus eigenem Antrieb bei Mhogena gemeldet und sich bereit erklärt, zwischen uns und seinen Artgenossen zu vermitteln. Das war Silvester, also gerade mal vor drei Tagen. Und jetzt ..."
    „Jetzt verweigert er jegliche Kooperation."
    Man sah Tek an, dass er am liebsten in die Zelle marschiert wäre und den Tazolen gezwungen hätte, endlich zu verraten, wieso er einerseits nichts mehr von seinem Angebot wissen wollte und andererseits offensichtlich immer stärker an körperlichen Problemen litt. Aber es war zu riskant, den Scoctoren in seinem jetzigen Zustand unter Druck zu setzen. Sie mussten erst herausfinden, was gen au denn mit ihm los war. „Vielleicht hat seine Verweigerung unmittelbar etwas mit seinem körperlichen Zustand zu tun", warf Domino Ross ein. Die SERUN-Spezialanfertigung des Siganesen verstärkte seine Stimme automatisch, so dass sie problemlos zu verstehen war, und dämpfte gleichzeitig in seinen Ohren die Lautstärke sämtlicher Geräusche, die die anderen Anwesenden verursachten. Als Siganese war es nicht immer ganz einfach, ein Gespräch mit Partnern zu führen, die - über den winzigen Daumen gepeilt - fünf - bis zehnmal so groß waren wie man selbst. Sie hatten Ross hinzugezogen, da er maßgeblichen Anteil an der Ergreifung des Scoctoren und überdies Gelegenheit gehabt hatte, ihn unbemerkt unter seinesgleichen zu beobachten, als er noch unbestrittener Herrscher der Algiotischen Wanderer und der Hauptschaltstation auf Thagarum gewesen war. „Seht ihn euch doch mal an! Man könnte glauben, dass er bald den Löffel abgibt." Atlan wunderte sich über Ross' umgangssprachliche Formulierung.
    Normalerweise galten Siganesen als überaus höflich und pflegten sich auch so auszudrücken. Aber der grünhäutige Umweltangepasste hatte Recht.
    Früher hatte der Tazole sich aufrecht wie ein Monarch gehalten. Er verfügte über eine enorme Selbstbeherrschung, wirkte beim Sprechen bei aller Arroganz aufgrund seines Amtes stets ruhig, ließ sich von Provokationen nicht aus der Ruhe bringen, unterstrich seine Worte nur mit sparsamen Gesten.
    Trotz seiner geringen Körpergröße er war fast zwanzig Zentimeter kleiner als ein durchschnittlicher Vertreter seiner Spezies - stellte sich bei Gesprächen mit ihm das Gefühl ein, es mit einer wahren Majestät zu tun zu haben die in jeder Lebenslage die Würde behielt. Vil an Desch schien stets über den Dingen zu schweben und von seiner hohen Warte auf alles und jeden herabzuschauen. Und nun diese Veränderung ... Tek und Atlan betrachteten konzentriert das Holo, das jede Bewegung des gefangenen Scoctoren in den Überwachungsraum übertrug.
    Er schritt noch immer schnell auf und ab und drehte sein Liandos - eine Gebetsschnur aus abgegriffenem Leder, auf der 123 ungeschliffene, daumenkuppengroße Edel- und Halbedelsteine aufgefädelt waren - nervös zwischen den Fingern. Das Liandos war in der Form eines Ypsilon ausgelegt, wobei jede der drei Schnüre eine Länge von dreiundvierzig Zentimetern aufwies. Der Scoctore hatte die sogenannten Göttersteine schon oft hin und her geschoben, zumeist aber nur, wenn er wie in Trance in ein Gebet versunken war. Und er betete oft zu den zahlreichen Göttern seines Volkes. Die Schnur benutzte er dabei ganz bewusst als Konzentrationshilfe. Er hatte die Steine noch nie zuvor bewegt, um sich abzulenken oder gegen seine innere Unruhe anzukämpfen.
    Doch nicht nur sein
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