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1961 - Ein Sechstel SENECA

Titel: 1961 - Ein Sechstel SENECA
Autoren: Unbekannt
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verließ den Raum und stieg in einen Reparaturschacht. „Abwärts!" zischte der Oxtorner und richtete die metallenen Augen in die Dunkelheit des Schachtes. „Bis zur Sohle." Die Sohle lag sechs Etagen tiefer. Die Servos reagierten umgehend und zogen das Netz um den Schacht enger. Die fehlende Bewaffnung machten sie durch ihre Stückzahl wett. Ihre Absicht bestand eindeutig darin, den Aktionsradius des Teams einzuschränken und gleichzeitig ihren eigenen zu vergrößern.
    Je mehr neuralgische Zonen entstanden, desto schwieriger wurde es für die Männer und Frauen im Schiff, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Noch schafften sie es, SENECA keine Gelegenheit für wichtige Aktivitäten wie die Restaurierung des Zentralen Informationssystems ZIC zu geben. Wollte das Bordgehirn das ZIC reparieren, musste SENECA dazu erst einmal die entsprechenden Vorstufen herstellen. Das dauerte seine Zeit, und das brauchte Kapazität. In der jetzigen Situation besaß SENECA diese Kapazität so gut wie gar nicht. Das funktionierte nur so lange, wie die Biopositronik in der Defensive steckte. Fing sie erst einmal damit an, die Männer und Frauen mit deren eigenen Waffen zu schlagen, standen die Chancen der Besatzung schlechter.
    Die Servos warteten an den Luken aller Etagen. Ihre Rechnung war einfach kalkuliert und ging auf. Irgendwo mussten die Männer und Frauen herauskommen. In den Korridoren um die Sektion orteten die SERUNS weitere Hundertschaften der im Normalfall harmlosen Maschinen. Für Monkey gab es keinen Zweifel: SENECA machte Ernst. Drunten auf der Sohle gab er den Befehl, den Schacht zu verlassen. Die Männer und Frauen drängten durch die Luke und verteilten sich blitzartig an der Wand entlang. Die Servos reagierten und zogen ihre Kette ebenfalls auseinander. „Was wollt ihr?" fragte der Oxtorner. „Ihr behindert uns bei der Arbeit."
    „SENECA wird es euch selbst sagen. Ihr seid vorübergehend festgenommen."„Wir erledigen unsere Arbeit in Absprache mit der Biopositronik."„Ihr werdet euch der Anordnung fügen."Es klang nicht wie eine Drohung, aber Monkey war trotzdem nicht bereit, die Forderung zu erfüllen. Niemand konnte vorhersagen, zu welchen drastischen Mitteln die Nano-Kolonne griff. Im Schutz ihrer SE RUNS eröffneten die Frauen und Männer das Feuer. Ein Servo nach dem anderen explodierte. Als die Hälfte der Maschinen vernichtet war, zogen sich die anderen zurück.
    Wie erwartet meldete sich nun SENECA. „Ihr zerstört Eigentum der SOL", teilte die freundliche Stimme der Biopositronik mit. „Damit verstoßt ihr gegen die Schiffsordnung und müsst euch vor einem Bordgericht verantworten."
    „Das wüsste ich aber", widersprach Monkey. „Falls du es vergessen haben solltest: Du wirst von Shabazzas letzter Nano-Kolonne überlagert. Dies bedeutet einen unerlaubten Eingriff in die Steuerung des Schiffes.
    Dafür wirst du dich vor einem Bordgericht verantworten. Wir als Besatzung handeln logischerweise im Sinne des Schiffes."
    „Einwand ist hiermit abgelehnt, Monkey." Die Servoroboter hatten sich inzwischen vollständig zurückgezogen. Ob sie ihr Depot aufsuchten oder zu einem neuen Einsatzort flogen, ließ sich nicht feststellen. Sicherheitshalber setzte der Oxtorner einen Rundruf ab, der alle über den Vorfall informierte.
    Zweihundert kleine Einsatzgruppen inszenierten derzeit Störmanöver im Mittelteil. Nur bei fünf Prozent handelte es sich um Ablenkungen von wichtigen Aktivitäten. Die übrigen waren Scheinmanöver. Da die Gruppen nach ein und demselben Schema vorgingen und die Orte ihres Einsatzes meist willkürlich wählten, nützte der Nano-Kolonne auch die beste positronische Wahrscheinlichkeitsrechnung nichts. „Überhaupt finde ich es lächerlich, dass du dich von einem zwei Millimeter großen Gallertkügelchen beeindrucken lässt", fuhr der Oxtorner fort. „Wieso verdampfst du das Ding nicht einfach?"
    „Tut mir leid. Dazu habe ich keine Möglichkeit mehr. Es ist zu spät." Das war die erste klare Antwort der Biopositronik seit jenem Zeitpunkt, als sie die Anwesenheit der Nano-Kolonne zugegeben hatte. „Eine zweite Frage, SENECA. Wo sind die Projektionen von Romeo und Julia geblieben? Seit dem Start der SOL von Century Eins haben wir sie nicht mehr zu Gesicht bekommen. Ich kenne viele Besatzungsmitglieder, die sich danach erkundigt haben."
    „Wer sind Romeo und Julia? Mir sagen diese Namen nichts."„Dann habe ich das wohl verwechselt. Ende der Durchsage.".
    SENECA schwieg, und die Männer
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