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1948 - An den Grenzen der Macht

Titel: 1948 - An den Grenzen der Macht
Autoren: Unbekannt
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die Beherrschung über sich verlor.
    Vincent zog sie in einen der Nebenräume, in denen Jankinnen für gewöhnlich seinen holographischen Strategiespielen frönte. Er drückte sie sanft, aber dennoch mit Nachdruck in einen der knallroten Plüschsessel.
    „Er meldet sich nicht mehr", stieß er hervor. Seine Gesicht kam ihr ganz nahe, seine Lippen berührten beinahe den Rand ihres Tellerkopfes. „Er läßt mich allein."
    Dumpf begriff sie, daß er von dem angeblichen Wesen Quotor sprach, das den Mittelpunkt seiner Existenz zu bilden schien. Quotor mußte nach ihrem Verständnis etwas völlig Undefinierbares sein.
    Eine Illusion vielleicht? War Vincent einfach nur verrückt? Ein Mutant, der das Wachsen seiner Fähigkeiten nicht verkraftet hatte?
    Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Sie glaubte auf jeden Fäll, daß es diesen Quotor erst gar nicht gab.
    „Ich kenne auch den Grund, warum er es tut", fuhr der Terraner fort. „Ich habe meine Aufgabe noch nicht zu seiner Zufriedenheit erledigt."
    „O doch! Das hast du!" schrie Tuyula.
    Sie starrte erschrocken zu Boden und wollte nicht glauben, daß die lauten Worte aus ihrem eigenen Mund gekommen waren.
    „Deshalb meldet er sich nicht", fügte sie hastig hinzu. „Vincent, warum können wir nicht auf irgendeinen Planeten fliegen und uns dort niederlassen?"
    „Ach ja. Und ein Haus bauen und eine Familie gründen? Du bist verrückt, meine kleine Blue. Und du zitterst noch immer."
    Der Terraner beugte sich über sie, und sein kalter Atem streifte ihren Kopf.
    Kalt? Wieso empfand sie den Atem als derart eisig?
    „Die Oberfläche deines Kopfes strahlt Hitze aus", stellte Vincent verblüfft fest. „Woran liegt das? Nein, sag nichts! Du hast Fieber, meine Kleine. Du gehörst ins Bett."
    „Ich fühle mich wohl", begehrte Tuyula auf. „Und außerdem solltest du wissen, daß Wesen meines Volkes überhaupt kein Fieber bekommen können. Der Körperflaum wirkt jederzeit temperaturausgleichend, so daß gar keine Erkältung entstehen kann."
    „Bist du ganz sicher?"
    „Natürlich, Vincent."
    „Ich werde Rose Bescheid sagen. Sie soll sich das mal ansehen."
    Wie von selbst rutschte Tuyulas Körper aus dem Sessel. Sie brachte sich hinter der Lehne in Sicherheit und sah den Terraner durchdringend an.
    „Es ist wirklich nicht nötig. Du tust mir keinen Gefallen damit."
    „Na schön. Ich dachte auch nicht an einen Gefallen, sondern vielmehr an deine Gesundheit. Sie bereitet mir Sorgen."'' „Es geht mir gut. Siehst du?" Sie begann zu tanzen und drehte sich hüpfend im Kreis.
    Mit ihren kurzen Beinen brachte sie es nur halbwegs so elegant zustande, wie sie das bei terranischen. Schautänzen im Trivideo gesehen hatte. In jenem Hotel in Garnaru, in dem er sie wenig später in eine Hyperraumsenke sperrte und sie den toten TLD-Agenten Flake entdeckte.
    „Tuyula, du machst mir etwas vor. Komm, gib mir deine Hand! Ich begleite dich zur Medostation."
    Etwas in ihr zerriß. Als Garron auf sie zukam, wich sie ihm aus. Der Weg zur Tür war frei.
    Das Mädchen nutzte die Gelegenheit. Es floh in die Zentrale und von dort in den Hauptkorridor.
    Nur weg von diesem Ekel! Viel zu lange hatte sie geglaubt, daß er ihr Freund war, der einzige Freund in ihrem Leben und überhaupt das einzige Wesen, dem sie jemals vertraut hatte.
    Aber er war wie alle anderen auch. Er hatte sie für seine schmutzigen Ziele benutzt. Er brauchte sie als Katalysator.
    „Komm zurück!" hörte sie ihn rufen.
    „Ja, ja", keuchte sie und rannte noch schneller. „Später. Nicht jetzt."
    Er akzeptierte es und verfolgte sie nicht. Er schickte ihr nicht einmal einen Roboter hinterher und teleportierte auch nicht. Natürlich konnte er sich jederzeit bei den Syntrons erkundigen, wo sie sich aufhielt.
    Es war Tuyula egal. Hauptsache, sie mußte ihn nicht ansehen. Beim Gedanken an sein von Narben entstelltes Gesicht rann ihr ein Schauer über den ganzen Körper.
    Verdutzt blieb sie stehen. In dieser Stärke hatte sie es noch nie erlebt. Ein Schauer rieselte über ihre gesamte Körperoberfläche vom Kopf bis zu den Zehen.
    Etwas ist mit mir nicht in Ordnung, dachte sie verwirrt. Hat Vincent etwa recht? Bin ich am Ende krank? Schwer krank?
     
    3.
     
    Arkon I
    12. August 1290 NGZ
     
    Cistolo setzte sich Solder Brant gegenüber und ergriff seine Hände. „Erkennst du mich?" fragte er. Brant öffnete langsam die Augen und sah ihn verunsichert an. Er bewegte den Kopf hin und her und stieß vernehmlich die Luft aus. Es war
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