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1948 - An den Grenzen der Macht

Titel: 1948 - An den Grenzen der Macht
Autoren: Unbekannt
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sehen. Sein zerbrechlich wirkender Körper bewegte sich sinnlos hin und her, als wisse er nicht genau, wohin.
    Tuyula Azyk hätte ihn am liebsten angeschrien, daß er endlich verschwinden solle. Am besten weit weg von diesem Ort oder dahin, wo er herkam. Aus der Hölle.
    Das kleine Bluesmädchen brachte es nicht fertig. Zitternd trippelte Tuyula den Korridor entlang. Joskar Jankinnen befand sich hinter ihr und schubste sie immer wieder vorwärts.
    Sie verlor Vincent aus den Augen, aber seine hysterische, sich überschlagende Stimme blieb gegenwärtig.
    Tuyula Azyk wimmerte leise. Ihr Freund Vincent trug noch immer den Strahler, mit dem er den Fremden im Druckanzug bedrohte. Das Mädchen fürchtete, daß er das Wesen aus dem Volk der Gharrer töten würde. Gleichzeitig fragte sich Tuyula jedoch, warum er sich dabei so umständlich verhielt. Sie hatte ihn noch nie eine Schußwaffe gebrauchen sehen.
    Plötzlich tauchte Garron wieder in ihrem Blickfeld auf. Er kehrte zurück und deutete mit dem Strahler auf das Mädchen. Die Mündung zielte auf ihren Kopf.
    Tuyula sank zu Boden. Ihr Halsmund bewegte sich hektisch, doch sie brachte keinen einzigen Ton heraus. Ihr Ultraschall-Organ schrie um Hilfe, doch das konnte der Hyperceptor nicht hören.
    „Laß das!" sagte Joskar Jankinnen zu Vincent und schob sich an ihr vorbei. „Du schadest dir selbst damit."
    Undeutlich nahm Tuyula wahr, daß die Waffe gar nicht auf sie zeigte, sondern auf den Eigner der ST. AMARINA.
    „Deine Leute versuchen mich hereinzulegen", keuchte Garron.
    J.J. lachte. „Du benimmst dich, als seist du betrunken. Falls du es vergessen hast: Sie stehen unter deinem Einfluß."
    Einen Augenblick lang wirkte der Olymp-Geborene irritiert. Die Waffe in seiner Hand sank nach unten. Er fuhr herum und starrte die beiden Besatzungsmitglieder an, die sich abwartend hinter ihm hielten.
    „Frytasse und Mungard!" herrschte er sie an. „Bringt den Gharrer in eine Kabine, die man verriegeln kann! Macht sie zur Arrestzelle! Sie muß so weit wie möglich von der Zentrale entfernt sein. Legt HÜ-Schirme um sie! Mhogena darf auf keinen Fall entkommen."
    Die Blicke des Mutanten streiften Tuyula flüchtig. Er schien sie nicht wirklich wahrzunehmen, aber dennoch kam sie sich klein und hilflos vor, richtig nackt. Instinktiv nahm sie die Hände vor den Körper, als müsse sie ihre Blößen bedecken. ,Vincent steckte endlich die Waffe weg und rannte in das Schiff hinein. Jankinnen folgte ihm. Auf dem Gesicht des terranischen Milliardärs spiegelte sich so etwas wie Zufriedenheit.
    Tuyula spürte Entsetzen in sich aufkeimen. Wie konnte Jankinnen angesichts der Vorgänge zufrieden sein? Das Bluesmädchen kannte sich wenig in der Körpersprache der Menschen aus. Immerhin verstand sie so viel, daß Jankinnen sich nicht am Zustand des Mutanten störte. Gerade so, als habe er mit einer solchen Entwicklung gerechnet.
    Plötzlich fuhr der Eigentümer der ST. AMARINA herum. Er starrte sie herausfordernd an.
    „Was ist?" fragte er leise und in einer Freundlichkeit, die Tuyula sofort als gespielt erkannte. „Willst du hier überwintern?"
    „Ja", krächzte sie und wunderte sich, daß sie überhaupt einen Ton herausbrachte.
    „Laß mich!"
    Sie entzog sich seinem Griff und schlüpfte unter seinem Arm hindurch.
    Plötzlich hatte sie es sehr eilig und wußte nicht einmal genau, warum.
    „He!" machte Jankinnen und starrte ihr nach. „Wo läufst du hin? Zur Zentrale geht es da lang."
    Sie hörte nicht darauf. Nicht einmal das Dröhnen eines Akustikfeldes unmittelbar vor ihr konnte sie aufhalten. „Metagrav-Manöver seit zwanzig Sekunden", donnerte die Stimme von Endering Profest auf sie ein. „Der Kurs führt Richtung galaktisches Zentrum der Milchstraße."
    „Sehr gut", antwortete Joskar Jankinnen. „Das wird die Verfolger für eine Weile beschäftigen."
    Tuyula nahm alle ihre Kraft zusammen und spähte in den vor ihr liegenden Korridor.
    Gleichzeitig behielt sie mit den Hinterkopfaugen Jankinnen im Blick und stellte erleichtert fest, daß er ihr nicht folgte.
    Wen würde es für eine Weile beschäftigen? Sie wußte nicht, wen er meinte. Eigentlich war es ihr auch egal. Die Frage und der Versuch einer Antwort entschlüpften ihr so schnell, wie sie gekommen waren. So schnell ihre Füße sie trugen, rannte sie durch das Schiff, wechselte mehrfach die Ebenen und zwängte sich schließlich in einen engen Schacht mit Leitungen. Erschöpft sank sie auf eine Stahlplatte und kauerte sich
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