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1944 - Haß gegen Alashan

Titel: 1944 - Haß gegen Alashan
Autoren: Unbekannt
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aussuchst!" seufzte sie. „Immer nur diese langweiligen Grauschattierungen, Weiß und Schwarz! Du bist doch so jung, weswegen wählst du nicht mal was Farbenfrohes?"
    „Ich trage doch nicht, was jeder trägt", erwiderte Tess. Es war derzeit absolut nicht Mode, in ihrem Alter möglichst farbenarme Kleidung zu tragen.
    „Und was sagst du hierzu? Das ist doch ein toller Schnitt!" Sandra Qumisha hielt einen metallisch schimmernden Hosenanzug in Arkonidisch-Rot hoch.
    „Zuviel Grün", lehnte Tess ab.
    Sandra blinzelte verwirrt. „Aber der Anzug ist doch rot ..."
    Tess stutzte und kniff die Augen zusammen. Sie betrachtete das Kleidungsstück intensiv. „Für einen Moment hat ein grünes Schillern Barübergelegen, je nach Lichteinfall", meinte sie dann und wandte sich wieder ihren bisherigen Fundstücken zu.
    Sandra machte ein nachdenkliches Gesicht. Dann wählte sie über das holographische Auswahlmodul einen gestreiften Rock in vier verschiedenen, selbst bestimmten Farben. Der Servo brachte kurz darauf das gewünschte Stück, und Sandra nickte zufrieden. Sie setzte eine harmlose, lächelnde Miene auf.
    „Und wie wäre es mal mit einem Rock?" fragte sie. „Verschiedene Schattierungen, das müßte dir doch zusagen!"
    Tess sah mehr gelangweilt als wirklich interessiert zu dem Angebot und setzte schon zu einer Antwort an, als sie dem Blick ihrer Mutter begegnete. Für etwa eine Sekunde empfand Sandra ein seltsames Kribbeln im Nacken.
    „Was soll das, Mama?" prustete Tess los. „Willst du mich auf die Probe stellen, ob ich einen Geschmack für Farben habe? Der Rock ist gräßlich! Rot und Pink, dazu Himmelblau und ein throzinisches Beige - ich bitte dich!"
    Sandra rieb sich den Nacken. „Ach, stimmt ja", lachte sie gekünstelt. „Ich habe mich bei den Farbentasten vertan ... entschuldige, Tess."
    Danach mischte sie sich nicht mehr in die Auswahl ein. Tess ließ sich mit dem größten Vergnügen den ganzen Tag Zeit und durchstöberte die Auslagen einiger Boutiquen. Es war ihr zu langweilig, immer nur die elektronischen Kataloge in Anspruch zu nehmen -sie wollte das fertige Produkt sofort sehen, fühlen und anprobieren.
    Erst als sie auf dem Weg zur Rohrbahn waren, sagte Tess: „Was bedrückt dich, Mama?" Sie hatte sich bei der Mutter eingehängt und bemühte sich, Gleichschritt zu halten.
    „Du hast Geburtstag und bist zehn Jahre alt", meinte Sandra leichthin. „Das ist bestimmt kein Grund für mich, bedrückt zu sein."
    „Aber ich merke es doch."
    „Nun ja... vielleicht sollten wir deine Augen einmal gründlich untersuchen lassen."
    Tess blieb stehen. „Es ist alles in Ordnung, und das weißt du genau! Ich habe manchmal eine leichte Farbschwäche, aber das ist doch nichts Schlimmes! Nichts, das korrigiert werden müßte!"
    Sandra machte eine entschuldigende Geste. „Ja, tut mir leid, ich bin schon wieder überängstlich."
    „Das stimmt! Immer beobachtest du mich und siehst mich manchmal so merkwürdig an!"
    „Du bist mein einziges Kind, Tess. Ich bin eben unverbesserlich. Ich scheine mich nicht daran gewöhnen zu können, daß ich mit einem so gesunden und intelligenten Kind beglückt wurde."
    Sandra wand sich unter dem wütend funkelnden Blick ihrer Tochter. In diesem Moment kam die Rohrbahn, und Sandra war froh über die Ablenkung.
     
    *
     
    Tess wuchs zu einem intelligenten und sportlichen Teenager heran. Sie hatte einen großen Freundeskreis allerdings nur wenige wirklich Vertraute. Sie war sehr beliebt, trotzdem vergab sie ihre Freundschaft nicht leicht.
    Torr hatte längst vergessen, daß er einmal etwas Ungewöhnliches bei seiner Tochter vermutet hatte.
    Sandra jedoch nicht. Sie spürte genau, daß in Tess etwas vorging, das sie sehr beschäftigte und vielleicht auch ängstigte.
    Es kam vor, daß ihr geselliges Kind aus heiterem Himmel niemanden sehen wollte. Tess klagte dann über Kopfschmerzen und zog sich in ihr Zimmer wie in ein Schneckenhaus zurück. Dort hörte sie Musik und schottete sich völlig von der Außenwelt ab.
    Nach solchen Phasen war sie wieder so quirlig und gut gelaunt wie gewohnt.
    „Vielleicht sollten wir zu einem Arzt gehen", schlug Sandra einmal vor.
    „Hast nicht du selbst mir gesagt, daß solche Dinge ganz normal sind, wenn man zur Frau wird?" hatte Tess entgegnet.
    Danach klagte sie nie mehr über Kopfschmerzen. Wenn Sandra sie darauf ansprechen wollte, lachte sie darüber und sprach von „vergangenem Mist".
    „Du weißt doch, wir Mädchen haben jeden Tag etwas
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