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1944 - Haß gegen Alashan

Titel: 1944 - Haß gegen Alashan
Autoren: Unbekannt
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wahr?"
    In ihren Augen blitzte ein wilder Funke auf, ähnlich dem Blick, der ihn letzte Nacht geweckt hatte. „Woher weißt du das?"
    Benjameen erschrak diesmal jedoch nicht. Er hob die Schultern. „So ein Gefühl."
    „Gehen wir woandershin", sagte Tess. „Wo wir reden können."
    Ohne eine Zustimmung abzuwarten, ging sie schon davon, als wäre jemand hinter ihr her. Benjameen hatte erdenkliche Mühe, ihr auf den Fersen zu bleiben. Das Mädchen war weitaus besser trainiert als er, ihre langen Beine schienen den Boden kaum zu berühren. Er hatte auch lange Beine, aber die waren ziemlich ungeschickt.
    Sie schleppte ihn über Förderbänder oder rannte voraus, so lange, bis sie die Stadtgrenze erreicht hatten und Zortengaam betraten. Hier erst verlangsamte Tess den Schritt, schlug den ersten Weg abseits der Hauptstraße ein, ging ein paar Minuten kreuz und quer durch ein Wirrwarr an Gassen und deutete schließlich auf eine winzige Taverne, mit ein paar Tischchen und Stühlen draußen.
    Außer der thorrimischen Bedienung war niemand anwesend. Tess bestellte auf Glausching etwas, dessen Namen Benjameen nicht kannte, und setzte sich hin.
    Erst jetzt sprach sie wieder. Während Benjameen noch verschnaufte, ging ihr Atem nicht einmal beschleunigt.
    „Es ist wahr", führte sie den Faden fort, als wäre ihr Gespräch nur ganz kurz unterbrochen gewesen. „Du bist der erste, der es weiß."
    „Der erste?" entfuhr es Benjameen erstaunt. „Aber ... wie hast du es verborgen gehalten, beispielsweise vor deinen Eltern? Vor allem ... das mit deinen Augen?"
    „Du meinst, daß ich anop, also farbenblind bin und nur schwarzweiß sehen kann?" Tess lachte. „Das bin ich seit meiner Geburt. Das Wort anop hasse ich übrigens. Ich bevorzuge es so auszudrücken, daß ich monochrom sehe. Nur wenige wissen davon. Meistens konnte ich die Farben richtig erraten aufgrund meiner PSI-Begabung. Gedankenlesen kann ich erst seit der Pubertät, aber vorher war ich empathisch und konnte viel instinktiv erraten. Meine Mutter hat ein paarmal versucht, mich hereinzulegen, weil sie etwas vermutet hat, aber es war leicht, sie zu überlisten. Durch meine enge Bindung zu ihr konnte ich schon als Kleinkind ihre Gedanken recht gut erkennen."
    Tess legte die Hand an die Lippen und kicherte verhalten in sich hinein.
    „Einmal, ich weiß es noch gut, waren wir an meinem Geburtstag Kleidung kaufen, und sie wollte mich testen mit einem grauenhaften bunten Rock. Leider aber hat sie vergessen, das Auswahlmodul hinter ihr abzuschalten, und ich konnte die Farbnamen ablesen. Sie war enttäuscht! Und ich war heilfroh, daß sie mich nicht gezwungen hat, jeden einzelnen Streifen zu benennen daran wäre ich nämlich gescheitert ..."
    Benjameen lachte ebenfalls. „Ein wenig Glück gehört wohl dazu."
    Tess nickte. „Inzwischen bin ich darin natürlich sehr gut geübt. Für die Arbeit in der Fabrik hier brauchte ich keinen Farbentest, daher weiß es in Alashan niemand."
    „Macht es dir etwas aus, keine Farben sehen zu können?"
    „Nicht im geringsten. Ich kenne es ja nicht anders. Aber vielleicht kannst du mir dabei helfen, Farben begreifen zu lernen. Das möchte ich schon gern."
    Die thorrimische Bedienung brachte zwei hohe Gläser mit einer interessanten vielfarbigen - oder, von Tess’ Warte aus, mit verschiedenen Grautönen gemischten - Flüssigkeit und einen kleinen Teller mit Knabbereien. Die beiden jungen Leute prosteten sich zu.
    „Ich kann verstehen, weshalb du es verborgen hast", murmelte Benjameen, nachdem er das Glas wieder abgestellt hatte.
    Tess lachte bitter. „Wenn es eine Abneigungsliste gegen Mutationen gäbe, so nähme Telepathie sicher einen der obersten Ränge ein. Menschen sind Individualisten, sie können es nicht ertragen, daß jemand in ihrem Kopf herumkramt und Dinge zutage fördert, die niemand wissen sollte. Und mir geht es nicht anders. Wenn bekannt würde, was ich bin, könnte ich nicht mehr über mein Leben bestimmen, man würde mich von innen nach außen stülpen."
    „So ist es bei mir ja schon", gestand Benjameen schmerzlich. „Halt es geheim, solange es geht!"
    „Na ja, ewig kann ich das nicht, das ist mir klar. Aber erst, wenn ich dreißig bin oder so und gut damit zurechtkomme, werde ich mich dem TLD offenbaren - oder dem Bürgermeister. Natürlich bin ich ab dem Zeitpunkt dann nur noch ein Monstrum."
    Benjameen legte plötzlich seine Hand auf ihre. „Für mich nicht."
    „Natürlich nicht", sagte sie sanft. „Du bist wie
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