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1942 - Shabazzas Planet

Titel: 1942 - Shabazzas Planet
Autoren: Unbekannt
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weitergewandert.
    Oft fühle ich mich einsam. Dann verharre ich für viele Tage reglos unter dem Schirm und starre in die Höhe. Ich beobachte den Wechsel der Gestirne, an denen die kosmische Fabrik vorbeizieht. Ich sehe die Sterne der Galaxien verschwinden und neue, unbekannte wiederauftauchen. Dann, wenn unsere Schiffe zur Rohstoffbesorgung starten, möchte ich manchmal mit ihnen fliegen und andere Welten sehen und betreten. Mit jemandem reden, neues Wissen anhäufen.
    Doch ich darf es nicht tun. Mein Herr könnte zu genau dieser Zeit kommen und vergeblich nach mir suchen. Er würde mich streng bestrafen.
    Manchmal glaube ich, den Atem der Ewigkeit zu spüren, das Vergehen der Zeit, Aber was ist die Zeit?
    In meinen Programmbibliotheken sind verschiedene Maßeinheiten für sie enthalten (wie auch für andere Dinge, zum Beispiel Entfernungen), aber wozu sollte ich sie in Beziehung setzen?
    Meine Erbauer müssen gewollt haben, daß ich mir all diese Fragen stelle. Denn wozu sonst hätten sie mich mit dem Emotio-Simulator ausrüsten sollen?
    Und wenn ich ihn wirklich nur mißbrauche?
    Kreise. Alles dreht sich im Kreis. Ich muß die Impulse durch die Schnittstelle weiter herunterfahren.
    Manchmal möchte ich schlafen, so, wie die organischen Wesen schlafen. Manchmal beneide ich die einfachen Roboter, die nie eigene Gedanken und Gefühle entwickeln können. Manchmal möchte ich so sein wie sie.
    Sie sind den Organischen ähnlicher als ich, denn wie die Organischen altern und sterben, so verschleißen sie bis zur Reparatur oder Verschrottung. Ich dagegen bin davon frei. Was auch immer meine Aufgabe ist, sie scheint für die Ewigkeit gedacht zu sein.
    Die Tage und die Jahre vergehen, ohne daß sich etwas verändert. Die Roboter bauen weiter an MATERIA, soweit es die erbeuteten Rohstoffe zulassen.
    Doch jetzt, nach all den Jahrtausenden, scheint sich etwas zu tun.
    Wir haben gerade eine neue Galaxis erreicht, und ein riesiges Raumschiff ist aus dem Hyperraum aufgetaucht. Es hat Kurs auf MATERIA genommen und setzt zur Landung an. Es hat die Form einer unregelmäßig konstruierten Walze und besteht aus blauem Metall.
    Ich spüre die Erregung. Sie droht mein Denken zu blockieren. Wenn dort mein Herr kommt, muß ich meine Gefühle unter Kontrolle haben - und das bedeutet: abschalten.
    Ich schalte den Emotiö-Simulator stumm.
     
    *
     
    Langsam sank die rund sieben Kilometer lange, blaue Walze auf den Innenhof der kosmischen Fabrik MATERIA nieder, nachdem sich im Schutzschirm eine Lücke für sie geöffnet hatte. Dicht darüber blieb sie stehen, von gigantischen Gravofeldern gehalten, und im Rumpf entstand eine helle Öffnung. Ein Körper löste sich daraus und sank langsam auf den Boden. Mit sicheren, weiten Schritten ging er auf die Stelle zu, wo 1-Korrago auf ihn wartete.
    Als er den vier Meter großen, schwarzhäutigen Hünen erreichte, der in seinen Proportionen so sehr einem Menschen glich, blieb der Fremde stehen und sah sein Gegenüber mit in den Nacken gelegtem Kopf lange an. 1Korrago hätte sich fragen können, weshalb er nicht zu ihm herübergeschwebt war, statt den Fußmarsch in Kauf zu nehmen, aber in diesen Augenblicken war er der seelenlose, kalt registrierende Roboter, der nur seine Feststellungen traf und daraus Schlüsse ableitete.
    So stellte er fest, daß der Fremde ebenfalls ein Roboter war, allerdings mit 2,50 Metern Größe wesentlich kleiner als er. Dennoch strahlte er etwas aus, dem er sich nicht verschließen konnte. Er hatte einen schlanken, humanoiden metallischen Leib und schien vor innerer Kraft zu bersten. Vorsichtig und nur ganz kurz fuhr 1Korrago die Emotio-Impulse über seine Schnittstelle um einige Prozent hoch und hatte das Gefühl, etwas von der Zeitlosigkeit und der Macht dieses anderen Roboters „atmen" zu können.
    Dann schottete er sich wieder ab und hieß den Fremden auf MATERIA willkommen. Der andere Roboter nickte. Die Bewegungen seiner. Arme und Beine waren elastisch wie bei einem Organischen.
    „Ich bin Cairol der Zweite", stellte sich der Fremde vor. Er sprach in der Sprache der Mächtigen, die in 1-Korrago gespeichert war und von einem körpereigenen Translator übersetzt wurde. „Und du mußt 1-Korrago sein. Du kannst deine optionale Seele wieder öffnen, mein Freund."
    Für einen Augenblick hatte 1-Korrago den Eindruck, der andere Roboter verfüge über echte Gefühle.
    „Wir sind sehr unterschiedlich, aber in diesem Punkt von der gleichen Art", fuhr Cairol der Zweite
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