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1924 - Intrigen auf Arkon

Titel: 1924 - Intrigen auf Arkon
Autoren: Unbekannt
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Gesichtsfeldes, bildeten die Wolken einen großen Wirbel über dem Meer, wahrscheinlich ein gewaltiger Sturm, der an der Oberfläche tobte. Nun, dort würde er wohl nicht landen.
    Ein schwacher Widerstand wurde spürbar, außerdem schien sich seine Umgebung zu verfärben. Kamurte ahnte es: Er drang in die Atmosphäre ein, die ihm Luftwiderstand entgegensetzte, und die Farbe rührte wohl daher, daß er bei seinem rasend schnellen Fall die Luft vor ihm ionisierte. In der Theorie alles wohlbekannt, schon Dutzende von Malen im Trivid gesehen.
    Aber in der Praxis ...
    In den nächsten Minuten war Kamurte ausschließlich damit beschäftigt, seinen Raumanzug so zu steuern, daß er langsamer stürzte und seine Fallgeschwindigkeit verringerte. Er fluchte wiederholt - eigentlich gehörte dieses Manöver zu denen, die während der Ausbildung geübt worden waren, aber er hatte sich erfolgreich davor drücken können. Wahrscheinlich, weil er damals schon geahnt hatte, wie ihm die Sache nervlich zusetzen würde.
    Wenn die Energie nicht reichte ... Nur ein paar Sekunden zuwenig, und es war vorbei mit ihm. Nein, falsch - als er nach unten blickte, konnte er das Blau des Wassers sehen. Er stieß ein schnelles Gebet aus. Lieber mit zweihundert oder mehr Kilometern pro Stunde auf das Wasser knallen und sofort tot sein als sanft hineinplatschen und dann - wie sagten die Terraner? - vom Rechen in die Taufe zu gelangen?
    Die Tage, in denen er durch den Raum gedriftet war, ohne zu wissen, ob er den Planeten würde erreichen können, waren grausig gewesen, ein unendliches Martyrium. Jetzt die Landung zu schaffen und dabei nur zu erreichen, daß er anschließend in einer endlosen Wasserwüste trieb - nein, das wäre ein zu übler, gräßlicher Streich des Schicksals gewesen.
    Kamurte war nie sonderlich religiös gewesen, aber jetzt betete er inständig.
    Gewiß, er war kein Heiliger, aber so ein Schicksal hatte er einfach nicht verdient, nicht er. Oder doch? Er hätte auf seine Kameraden geschossen, wenn man es ihm befohlen hätte. Reichte das für die Schicksalsgötter aus, ihn mit einem so gräßlichen Tod - zu bestrafen?
    Dann ging es sehr schnell.
    Das Wasser sprang ihm förmlich entgegen. Er prallte auf, tauchte unter und wurde so herumgewirbelt, daß er jede Orientierung verlor. Nach endlos erscheinenden Sekunden tauchte er wieder auf - der Raumanzug war selbstverständlich auch wasserdicht.
    Kamurte stieß ein wehleidiges Stöhnen aus. Der Aufprall war entschieden härter gewesen, als er sich das vorgestellt hatte. Er fühlte sich wie von einem Überschweren langsam und gründlich verprügelt.
    Ich leide, also lebe ich noch!
    Was für eine tröstliche philosophische Einsicht, dachte Kamurte.
    Und jetzt?
    Er wälzte sich im Wasser herum und versuchte sich zu orientieren. Wasser, nichts als Wasser, so weit er zu blicken vermochte. Salzwasser vermutlich, so daß er gute Aussichten hatte, mitten auf einem Meer zu verdursten.
    Den kleinen Gleiter entdeckte er erst, als dieser dicht neben ihm in seinem Rücken auftauchte und ein Geräusch machte. Über die Sichtscheibe seines Helmes schwappte Wasser, so daß Kamurte nur sehr undeutlich eine humanoide Gestalt erkennen konnte, die sich über den Rand des Gleiters beugte, ihn packte und - heiliges Arkon! - an Bord zerrte.
    Halb benommen ließ Kamurte es zu, daß die Gestalt ihn einfach auf die Ladefläche des Gleiters fallen ließ und sich an seinem Anzug zu schaffen machte. Irgendwie wurde die ohnehin muffig riechende Atemluft sehr knapp, aber dann war der Helm geöffnet, und Kamurte sog hastig eine unglaublich kühle und erfrischende Atemluft ein.
    Bronzefarbene Haut, dunkle Augen und schwarze Haare, sehr kurz geschnitten. Kamurtes Augen weiteten sich, als er begriff, daß er in das Gesicht einer Frau blickte. Vermutlich eine Terranerin. Sie war ziemlich jung, und die Sache schien sie sehr zu erheitern.
    Die Frau lachte und zeigte dabei viele weiße Zähne.
    „Du bist Arkonide, nicht wahr?" fragte die Frau und lachte wieder.
    Kamurte nickte.
    „Und was ist daran so lustig?" fragte er mit krächzender Stimme. (Während der Drift durch den Weltraum hatte er stundenlang wie ein Verrückter geschrien.) Die Frau grinste. „Nun", sagte sie fröhlich, „in der Geschichte Terras ist schon einmal ein Arkonide aus dem Wasser gezerrt worden."
    Sie blickte ihn aufmerksam und wie es schien, anteilnehmend an.
    „Damals war das der Beginn einer wundervollen Freundschaft", fuhr sie dann fort.
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