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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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Glieder.
    »ER wartet auf euch«, sagte der Greis, der sich mit Gauko’on vorgestellt hatte. Rulfan konnte nicht sehen, ob er die Lippen bewegte oder nicht, denn er hatte sich abgewandt und griff nach einem Stück Leder, das irgendwo neben ihm im Halbdunkeln lag. Rulfan hörte das Brodeln aus dem Topf neben der Glut, und plötzlich entdeckte er die zweite Spalte in der Höhlenwand. Sie lag der, durch die sie in die Höhle gelangt waren, gegenüber.
    Ein feiner goldener Schimmer ging von dieser Öffnung im Fels aus, kaum sichtbar und wie hingehaucht.
    Plötzlich war Rulfan überzeugt davon, dass irgendjemand sich dort in der Spalte verbarg.
    Der Alte, der sich Gauko’on nannte, wickelte das Leder um seine Rechte und nahm den heißen Topf von dem Stein in der Glut. Die beiden anderen verstärkten ihr Geschaukel, ihre Mienen nahmen einen flehenden Ausdruck an, ihr Gemurmel wurde lauter, und Rulfan kam es vor, als würden sie mit jemandem sprechen, der unsichtbar anwesend war.
    Einzelne Satzfetzen konnte er verstehen. »Hier sind sie, HERR, die Feinde unseres Feindes…«, raunte der eine, und der andere krächzte: »Prüfe sie, o allmächtiger Ahne, prüfe, wiege und erkenne sie…« Dass er ihre Worte verstehen konnte, verwirrte Rulfan fast noch mehr als das, was sie da murmelten, denn nie zuvor war er in dieser Gegend der Welt gewesen, hatte folglich auch nie Gelegenheit gehabt, die Sprache zu lernen. Warum aber verstand er diese Greise dann?
    Gauko’on goss dampfenden Sud aus dem Topf in zwei der Becher neben der Feuerstelle. Seine Lippen bewegten sich stumm dabei. Dampf stieg aus dem Topf und den Bechern. Der süßlich-herbe Duft wurde noch intensiver, und auf einmal spürte Rulfan seine betäubende Wirkung in seinem Schädel und in seinen Gliedern. Wie durch eine Dunstwolke beobachtete er Gauko’on, der kaltes Wasser zu dem Sud in die Becher goss, wie seine knochigen schwarzen Finger sich darum schlossen und er aufstand. Täuschte er sich oder schimmerte das Goldlicht in der Felsspalte plötzlich heller?
    Der Greis stand auf und reichte Rulfan und Matt die vollen Becher. Rulfan hatte den Eindruck zu schwanken, als er den Becher nahm. Warum nahm er ihn eigentlich?
    Und warum fühlte sein Arm sich so schwer an?
    Prüfe, wiege und erkenne sie. Gauko’on bewegte die Lippen nicht, und dennoch glaubt Rulfan seine Stimme zu hören. Er wollte nicht trinken, aber was bedeutete das schon – er trank einfach. Wie flüssiges, stark gesüßtes Leder schmeckte der Sud. Prüfe, wiege und erkenne sie.
    Rulfan leerte den Becher auf einen Zug, und aus den Augenwinkeln sah er Maddrax das Gleiche tun.
    Willkommen, Rulfan Reesa von Salisbury! Warum veränderte sich die Stimme auf einmal? Rulfan setzte den leeren Becher ab. Willkommen, Rulfan Reesa von Coellen!
    Rulfan lauschte den Worten und versuchte zu begreifen.
    Neben sich sah er Matt Drax zusammenbrechen, in der Felsspalte auf der anderen Seite der Höhle sah er ein goldenes Augenpaar glühen.
    Das Licht, das von ihm ausging, blendete ihn. Er schloss die Augen, doch das Goldlicht blendete trotzdem.
    Schmerzhaft staute es sich hinter seinen Augäpfeln in seinem Schädel, wie Fieber bohrte es sich in sein Knochenmark, wie eine Glutfontäne löschte es sein Bewusstsein aus…
    ***
    Commander Matthew Drax…
    Wer auch immer ihn da ansprach – woher kannte er seinen Rang? Und warum war es auf einmal so dunkel?
    Matthew Drax, geboren am 26. Januar 1980 in Riverside, Kalifornien…
    Als man ihn das erste Mal mit Namen und Rang angesprochen hatte, stand er noch neben Rulfan an einem Feuer. Zuerst glaubte er, dieser Gauko’on rede mit ihm, dann glaubte er, die Stimme käme aus dem Goldschimmer in der Höhlenwandöffnung. Und jetzt war es dunkel und er lag auf kühlem Felsboden und die Stimme entfernte sich nach und nach.…
    Highschoolabschluss
    1998, dann Europäische Geschichte, Deutsch und Französisch auf der Columbia University, New York City, danach bis 2004 auf der United States Air Force Academy in Colorado…
    Bloße Fakten seiner Biographie – wie lange hatte er schon nicht mehr an sie gedacht? Hatten sie überhaupt noch etwas mit ihm zu tun? Und Daagson, dieser Satansbraten, hatte er denn wirklich so tief in seinem Gedächtnis wühlen können? Und warum zum Teufel war es um ihn herum so feucht, so kalt und so dunkel?
    … Stationierung auf der Andrew Air Force Base bei Washington, DC, Stationierung im neuen Luftwaffenstützpunkt Berlin Köpenick…
    Es roch nach
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