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191 - Das Duell

191 - Das Duell

Titel: 191 - Das Duell
Autoren: Jo Zybell
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feuchtem Stein und nach Metall.
    … 2007 Beförderung zum Commander, Dienstnummer MD-1980-0126-C23…
    Tropfte da nicht irgendwo in der Dunkelheit Wasser in eine Pfütze?
    … 8. Februar 2012 Beobachtungsmission in der Stratosphäre. Nach erfolglosem Beschuss des Feindes, Sturz durch einen Feldtunnel im Raumzeitgefüge…
    Der Mann aus der Vergangenheit musste sich konzentrieren, um die einzelnen Worte noch zu verstehen zu können, von so weit entfernt sprach die Stimme. Es war dieser Ahne, der da sprach, diese undefinierbare Größe, die sie ›HERR‹ nannten, ohne Zweifel. Woher kannte er die alte Zeitrechnung? Woher wusste er, was »DC« bedeutete? Warum sprach er in dieser Selbstverständlichkeit von einem
    »neuen Luftwaffenstützpunkt Berlin Köpenick«? Und warum bezeichnete er den Kometen als »Feind«?
    … und noch ein Gang durch ein Tunnelfeld! Auf dem Mars
    ? Er war auf dem Nachbarplaneten gewesen…?
    Matt Drax lauschte. Kein Wort verstand er mehr. Die Stimme verklang, jetzt herrschte Stille. Oder relative Stille wenigstens, denn das Echo seines Atmens hallte aus der Dunkelheit zurück. Wer auch immer da gesprochen hatte – er hatte ihn gründlich erforscht, hatte tief in seinem Bewusstsein geschürft. Und jetzt? Wie sollte es weitergehen? Wohin hatten sie ihn gebracht? In einen Traum womöglich.
    Er tastete den feuchten felsigen Boden ab. Nein, kein Traum. Das Gestein fühlte sich so hart und kalt und feucht an, wie geträumtes Gestein sich niemals anfühlen konnte. Außerdem hatte Matt Hunger, und ein galliger Geschmack klebte ihm an Gaumen und Zunge. Und wütend war er auch. Konnte man das alles träumen?
    Er hob den Kopf.
    Die Dunkelheit war undurchdringlich. Ein großer Raum konnte es nicht sein, in dem er gestrandet war, dazu hörte er das Echo seiner Atemzüge zu deutlich. Seine Hände tasteten über den Boden, bis die Finger Geröll ertasteten. Er nahm einen Stein auf, er warf ihn in die Dunkelheit, und er hatte seinen Arm noch nicht einmal zurückgenommen, da hörte er ihn auch schon gegen ein Hindernis prallen und fast im gleichen Moment zu Boden fallen. Matt suchte einen zweiten Stein, fand und warf ihn, lauschte: Das Ergebnis war ähnlich.
    Eine Höhle. Er lag in einer Höhle. Sie durchmaß mindestens zwanzig Schritte, jedenfalls weniger als fünfzig. Es konnte also nicht die Höhle sein, in der er zuletzt gestanden, in der die Stimme seinen Namen und seinen Rang gerufen hatte; die Stimme, die er für Gauko’ons Stimme gehalten hatte.
    Er setzte sich auf. Sein Kopf schmerzte. Dieser ekelhafte Geschmack auf der Zunge! Und noch immer meinte er den süßlichherben Geruch des Suds in der Nase zu spüren. Warum um alles in der Welt hatte er das verdammte Zeug getrunken?
    Keine Ahnung. Er hatte es getrunken und fertig.
    Matt richtete sich auf den Knien auf. Es war stockfinster. Vorsichtig streckte er die Arme nach links und nach rechts aus. Er spürte keine Wand, keinen Widerstand. Er dachte nach. Ein Rauschzustand mit Halluzinationen? Die Dunkelheit und sein eigener Körper kamen ihm ziemlich real vor.
    Konnten Dunkelheit, Kopfschmerzen und ein schlechter Geschmack auf der Zunge Halluzinationen sein? Auf LSD-Trips sah man doch auch Bilder.
    Er dachte an die kindisch lächelnden Gesichter von Victorius und Cahai; an die apathischen Leute rings um den Uluru; an das Dorf der Telepathen, durch das er vor Monaten auf seinem Weg hierher gezogen war; und er dachte an die letzten Sekunden, die er noch bewusst erlebt hatte am Feuer mit dem leeren Becher in der Hand.
    Rulfan hatte ebenfalls getrunken, und in der Felsspalte hinter den murmelnden und sich wiegenden Greisen strahlten zwei Lichter wie ein goldenes Augenpaar. Und dann hatte er das Bewusstsein verloren. Erst dieser schwere Duft und dann dieses widerliche Gebräu. Das Zeug hatte ihm den Rest gegeben. Hätte er es doch bloß nicht getrunken, sondern es diesem wahnsinnigen Greis aus den schwarzen Fingern geschlagen!
    Matt seufzte und schüttelte den schmerzenden Schädel. »Hätte, hätte, hätte…« Das Echo hallte von nahen Wänden zurück. Es war zu spät. Der schwere Duft hatte seinen Willen gelähmt und er hatte getrunken.
    Punkt. Und jetzt musste er sehen, wie er seinen Kopf wieder aus der Schlinge zog, durch die er ihn selbst gesteckt hatte. »Du Narr«, brummte er. Und aus der Dunkelheit brummte es zurück: Du Narr…
    Er versuchte Kopfschmerz, Hunger und Durst zu ignorieren und zwang sich zur äußersten Konzentration.
    Das Goldlicht
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