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1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen
Autoren: Unbekannt
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wußte denn wirklich, daß die Dscherro ihre Gefangenen nicht auffraßen? Für sie mochte das die natürlichste Sache überhaupt sein; auch auf der Erde hatten Eingeborenenstämme ihre Gefangenen verspeist.
    Eine Frau mit zwei kleinen Kindern begann zu schreien, als die Gehörnten ihr die Kinder entrissen. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzte sie sich auf einen der Dscherro, schlug ihm ihre Hände ins Gesicht... und wurde in hohem Bogen zurückgeschleudert. Zwei Männer, die sich schützend vor sie stellen wollten, brachen unter den Schlägen einer Neuropeitsche zuckend zusammen und versteiften sich. Rosa konnte nicht erkennen, ob sie tot waren oder nur die Besinnung verloren hatten.
    Vorübergehend sah es so aus, als wollte der Dscherro die ihm am nächsten stehenden Gefangenen mit seinem Horn aufspießen, aber dann rief er nur einige unverständliche Befehle, wandte sich um und stieß die Kinder vor sich her.
    „Sie sind wie wilde Bestien", brachte Rosa zähneknirschend hervor. „Sie kennen keine Gnade."
    Im Schutz ihrer Deflektorschirme blieben die Siganesen unentdeckt. Dabei durften sie sich einigermaßen sicher vor Ortung fühlen, denn die Streustrahlung der Energiezellen ebenso wie die Entladungen der Neuropeitschen überlagerten die Emissionen ihrer SERUNS.
    Für die Dscherro waren die Gefangenen kaum mehr als Tauschware, Glasperlen, die man achtlos wegwarf, wenn sie nicht den erhofften Erfolg einbrachten. Wer sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, weil er krank oder zu schwach war oder einfach den Mut verloren hatte, wurde weggebracht.
    „Sie sind Bestien", wiederholte Rosa.
    Als Domino beschwichtigend auf sie einredete, wehrte sie schroff ab.
    „Ich weiß, daß Haß gefährlich ist", gab sie wütend zurück. „Aber ich kann mich nicht vor dem verschließen, was ich sehe. Wenn es einen Gott und eine Gerechtigkeit gibt, Domino, dann müssen diese Dscherro für alles büßen, was sie ihren Gefangenen antun. Für jeden Toten werden sie bezahlen und für jeden, den sie foltern ..."
    Ein Aufheulen ging durch die Menge. Ausgemergelte, von Hoffnungslosigkeit zeugende Gesichter reckten sich in die Höhe, Münder wurden gierig aufgerissen, und emporgestreckte Hände fingen das spärliche Wasser auf, das von der Decke herabrieselte. Innerhalb weniger Augenblicke waren die Gefangenen durchnäßt, bildeten sich Pfützen auf dem Boden.
    Vergeblich versuchten einige Besonnene, das abzusehende Chaos zu verhindern. Ihre mahnenden Rufe verhallten im aufbrandenden Geschrei.
    Wasser schien zum kostbaren Gut geworden zu sein und brauchbare Nahrung vielleicht noch wertvoller.
    Rosa hatte genug gesehen. Die Not der Gequälten vor Augen zu haben und nicht helfen zu können, war schlimmer als alles andere. Sie achtete nicht auf die Zeichen, die Domino und Arno ihr machten, sondern stürmte einfach vorwärts, fort von den energetischen Pferchen, in denen Menschen und einige andere Galaktiker wie Vieh gehalten wurden. Das klägliche Trompeten eines Unithers klang in ihren Ohren wie eine Fanfare des Schreckens.
     
    *
     
    Ohne daß sie es beabsichtigt hatte, erreichte Rosa eine der vielen Plattformen an der Außenhülle der Burg. Vierhundert Meter tiefer rüsteten schon wieder Dscherro zu einem neuen Angriff.
    Aber das registrierte sie nur am Rande. Weitaus erschreckender war, was sie unmittelbar vor sich sah.
    Dscherro drängten eine Vielzahl von Menschen auf der Plattform zusammen, dirigierten sie nahe an den Rand des Abgrunds. Wer sich sträubte, wurde mit Neuropeitschen gefügsam gemacht.
    Es waren einige hundert Männer, Frauen und Kinder, denen das Entsetzen ins Gesicht geschrieben stand. Sie ahnten, daß sie sterben würden, von den Dscherro gnadenlos in die Tiefe gestürzt. Die einen hatten sich die Hände vor die Augen geschlagen und ließen sich willenlos treiben, andere versuchten vergeblich, der Menge zu entrinnen.
    Das Schreien und Wimmern wurde lauter. Eine Stimme begann zu beten, andere fielen zögernd ein.
    Sekunden später mochten es bereits einige Dutzend Menschen sein, die einen christlichen Text zitierten.
    Die Dscherro stießen sie an den Rand der Plattform, und fliegende Kameras filmten die Szene. Niemand bemerkte die Siganesen, die im Schutz der Unsichtbarkeit an der Außenwand von Gousharan verharrten.
    „Sie werden Khan erpressen", stieß Rosa Borghan zähneknirschend hervor. „Sie werden ihm Zugeständnisse abringen, die er sonst nie zu geben bereit wäre."
    „Und wer sagt, daß sie die
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