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1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen
Autoren: Unbekannt
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er das Etwas einfach zerquetschen, doch dann hob er es langsam zum Rachen und schnupperte erst einmal daran, bevor er das Maul öffnete.
    „Ich bin giftig!" kreischte ein schrilles Stimmchen. „Wenn du mich fressen willst, verknote ich dir die Därme."
    „Woch." Ungefähr so klang der Laut, den der Dscherro hervorstieß, begleitet von einer Wolke übelster Gerüche.
     
    *
     
    Zu spät hatte Rosa Borghan registriert, was hinter ihrem Rücken auf sie zukam; sie hatte nicht einanal reagiert, als Arno im Schutz des Deflektorfeldes verschwunden war.
    Ein überaus schmerzhafter Aufprall hatte ihr die Luft aus den Lungen getrieben und ihr fast die Besinnung geraubt. Das Gefühl, herumgewirbelt und auf den Kopf gestellt zu werden, war auch nicht gerade angenehm.
    Ohne den schützenden SERUN hätte ihr der brutale Griff alle Knochen gebrochen. Verzweifelt stemmte sie sich dagegen, versuchte, wenigstens einen Arm freizubekommen.
    Der Dscherro starrte sie gierig an.
    Er wird mich fressen, durchzuckte es die Siganesin. Die Trividbilder des Gehörnten, der das Kind ins Maul schob, waren plötzlich wieder da und ließen sich nicht vertreiben.
    Sie schrie, als zwei riesige Klauen an den mit ihrem Haar verknüpften Howalgoniumfäden zerrten; ein winziger Ruck noch, und der Dscherro skalpierte sie oder riß ihr gleich den Kopf ab.
    Sein Blick huschte über die Regalreihen. Kein Zweifel, er hatte auch Arno oder Domino gesehen, schien sich aber nicht ganz schlüssig zu sein. Und noch hatte er seine Entdeckung nicht weitergemeldet.
    Regungslos verharrte Rosa und schaffte es gleich darauf, wenigstens den rechten Arm aus der Umklammerung zu bekommen. Mühsam stemmte sie sich gegen den Daumen des Dscherro.
    Diese Wesen hatten Nasen wie Schweinerüssel. Der Kerl roch an ihr, ziemlich geräuschvoll, wie sie fand, und dann ...
    „Ich bin giftig!" Etwas Dümmeres fiel ihr nicht ein.
    Der Dscherro stutzte und stieß wohl einen Laut der Überraschung aus, jedenfalls wurde Rosa plötzlich von einer Wolke aus Fäulnisgasen eingehüllt, die ihr schier die Sinne raubten. Die krampfhaft vor den Mund gepreßte freie Hand brachte kaum Linderung.
    Benommen starrte sie in die fette, von den vier aufragenden Reißzähnen dominierte Fratze. Wenn sie sich nicht täuschte, war der erbarmungslose Griff um ihren Leib ein klein wenig lockerer geworden. Mit äußerster Anstrengung zerrte sie nun auch ihren linken Arm nach oben und stützte sich auf den krallenbewehrten Daumen. Vergeblich suchte sie mit den Füßen nach Halt, damit sie sich weiter emporstemmen und den Strahler ziehen konnte ... Die Pranke des Dscherro verströmte eine unangenehme Hitze, und die Klimaanlage des SERUNS arbeitete nur bei geschlossenem System effektiv.
    „Wer bist du?" stieß der Dscherro bellend hervor. Seine rauh klingenden Laute wurden vom Translator problemlos übertragen. Cistolo Khan hatte die Einspeisung des Wortschatzes noch kurz vor dem Aufbruch der Siganesen veranlaßt.
    Endlich fanden Rosas Füße festen Halt. Sie spannte sich, stieß sich ab und schnellte in die Höhe. Wohin sie fliehen sollte, war ihr noch nicht klar, und auf jeden Fall würde der Gehörnte Alarm schlagen. Erschießen konnte sie ihn jedenfalls nicht, dann würden die anderen aufgrund der Spuren an der Leiche zwangsläufig folgern, daß ungebetene Gäste in die Burg eingedrungen waren. Eher durfte sie hoffen, daß niemand diesem einen Dscherro Glauben schenken würde, wenn er behauptete, er habe einen zehn Zentimeter kleinen Menschen gesehen.
    Sie kam frei, flutschte nach oben aus der Pranke des Gehörnten ...
    ... und reagierte doch zu spät. Unwillkürlich duckte sie sich, als der Schatten auf sie zuschoß; dann klatschte die Linke des Dscherro von oben herab und stauchte sie in die Faust zurück. Der Schlag verpaßte ihr eine halbe Gehirnerschütterung, jedenfalls fühlte sie sich vorübergehend schrecklich benommen.
    Der Dscherro hielt sie in seinen Händen wie ein Mensch ein seltenes Insekt. Vielleicht würde er sie auch in Formalin legen. Ein abscheulicher Gedanke.
    Wo um alles in der Welt steckten ihre Begleiter? Auf was warteten die beiden eigentlich?
    Ein schmaler Streifen Licht fiel in ihr stickiges Verlies. Der Dscherro hatte seine Hand leicht angehoben und fixierte sie mit einem Auge. Sein Verhalten zeugte von Neugierde, aber auch von Unschlüssigkeit, und es wirkte so typisch menschlich, wie sie es eigentlich nicht erwartet hatte.
    „Laß mich hier raus, Dicker!" schnaubte Rosa. Über
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