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1879 - Phantome in Terrania

Titel: 1879 - Phantome in Terrania
Autoren: Unbekannt
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hier jemand Witze macht, dann bin das ich", schnauzte er mich an. „Und mir ist gar nicht nach Scherzen zumute. Wenn du dich überfordert fühlst, dann lasse dich ablösen. Bist du soweit, Amalie?"
    Mein Diagnosegerät war eingeschaltet, der Medoroboter lief im Xenomodus. Ich nickte als Antwort bloß, obwohl ich dem Zwerg ganz gerne meine Meinung gesagt hätte. Vermutlich war Thooker jedoch nur angespannt und meinte es nicht böse; er war eigentlich gar kein Ekel, sondern höchstens schulmeisterlichbelehrend.
    Thooker machte sich an dem bronzefarbenen Behälter zu schaffen. Er mußte einen halben Meter in die Höhe schweben, um an den Öffnungsmechanismus heranzukommen. Er hantierte daran sehr vorsichtig, warf immer wieder Blicke auf das Display des Ortungsgerätes, um sich zu vergewissern, daß er durch seine Manipulationen nicht irgend etwas in Gang gebracht hatte, das uns gefährlich werden konnte.
    Auf einmal gab es ein Geräusch, als würde man eine rostige Angel bewegen, und ein Teil der Zylinderhülle sprang einige Zentimeter auf. Es handelte sich um ein schmales Oval von zwei Metern Höhe. Für einen Moment war das leise Zischen von Luft zu hören - ein Zeichen dafür, das in der Kapsel leichter Überdruck geherrscht hatte.
    Ich hielt den Atem an, während der Roboter Luftproben einsog und sogleich auswertete.
    „Keine unbekannten Gase. Keine gefährlichen Krankheitserreger", konstatierte er nur eine Minute später.
    Ich hörte es nur nebenbei, denn ich konzentrierte mich auf Thooker, der das Schott mit der Hand ganz öffnete. Es ließ sich leicht bewegen.
    Obwohl mir das Aussehen der Nonggo von den Aufzeichnungen vertraut war, war ich trotzdem gespannt, welcher Anblick sich mir bieten würde. Der ausgesetzte Nonggo mochte irgendwelche Besonderheiten an sich haben, die ihn als Verfemten abstempelten. Vielleicht brandmarkten die Nonggo ihre Ausgestoßenen auf unverkennbare Weise. ‘ Als das Schott ganz offen war, sah ich einen ganz normalen Nonggo, ohne erkennbare Besonderheiten.
    Irgend etwas erschien mir an ihm dennoch merkwürdig, ohne daß ich im ersten Moment hätte sagen können, was es war.
    Erstand steif und reglos in der Kapsel. Er war nur etwas über zwei Meter groß und trug einen prächtigen, violetten Umhang aus einem steifen, brokatartigen Stoff. Dieser erinnerte entfernt an ein sich nach unten glockenförmig ausweitendes Sackkleid, das bis zu den Füßen reichte und diese bedeckte. Der weite, runde Halsausschnitt gab einen Teil der schmalen Schultern frei.
    Ich zuckte leicht zusammen, als der Nonggo einen hastigen Atemzug tat. Doch das war ganz normal.
    Nonggo atmeten nach den vorliegenden Informationen etwa dreimal in der Minute, wobei sie die Luft geräuschvoll einsogen -und ebenso geräuschvoll und kurz wieder ausstießen. Das war auch bei diesem Nonggo nicht anders.
    Ich versuchte, seinem Blick zu begegnen, aber seine braunen, tief in den Höhlen liegenden Augen starrten blicklos ins Leere.
    Und da erkannte ich auf einmal, was ihn vor allem von den anderen Nonggo unterschied, die ich von den Aufnahmen kannte. Die Nonggo hatten schmale und hohe Gesichter, die sich durch besondere Ausdruckskraft auszeichneten. Ihre Mimik bestand aus sich permanent veränderndem Mienenspiel mit unendlich vielen Facetten.
    Dieses Nonggo-Gesicht dagegen war bar jeglichen Ausdrucks. Es war wie leblos, so als ... als hätte man ihn seines Intellekts, seiner Intelligenz oder seines Lebenswillens beraubt. Das war ein völlig gebrochener Nonggo, soviel war klar. Was hatte man ihm angetan, was genommen, daß er in seinem Gesicht keinerlei Gefühle mehr ausdrücken konnte?
    Während ich die Sonde des Diagnosegerätes an ihn heranführte, sprach ich in Interkosmo auf ihn ein: „Ich gehe davon aus, daß du unsere Sprache verstehst. Stimmt das?"
    Keine Antwort und auch sonst keine Reaktion. In seinem Gesicht zuckte nicht ein Muskel, die Augen blieben starr.
    „Wenn du nicht sprechen willst, dann mußt du nicht", fuhr ich mit sanfter Stimme fort; ich hatte das Gefühl, daß ihn jedes lauter gesprochene Wort wie dünnes Glas hätte zersplittern lassen. „Ich will dir nur mitteilen, daß du nichts zu befürchten hast. Wir wollen dich bloß auf deinen Gesundheitszustand hin untersuchen. Das ist nötig, um dir die richtige Behandlung angedeihen zu lassen. Es wäre uns zwar lieber, wenn du uns etwas über dich verraten könntest, aber auch das muß nicht sein, wenn du lieber schweigst."
    Ich kam mir ziemlich blöd dabei
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