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1878 - Kontakt zu Kenteullen

Titel: 1878 - Kontakt zu Kenteullen
Autoren: Unbekannt
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Druck auf den Oberarm der Toten aus. Das Gewebe fühlte sich weich und nachgiebig an. Überall, wo der Anzug beschädigt war und die Haut hervorsah, wirkte sie wie in einem chemischen Prozeß aufgeschäumt.
    Und es gab kein Blut. Keine der winzigen Öffnungen hatte auch nur einen Tropfen Blut abgesondert. Gerade so, als sei es zuvor im Körperinnern geronnen oder geklumpt.
    „Ich brauche zwei Roboter. Sie sollen den Anzug und die Wäsche abtragen. Ich muß den Körper Kanias untersuchen."
    Zwei kegelförmige Medoroboter tauchten auf, er machte ihnen Platz. Mit winzigen Laserstrahlen schnitten sie die Kleidung in kleine Stücke und saugten sie ab. Anschließend zogen sie sich auf die andere Seite der Toten zurück und warteten ab.
    Der Chefarzt der Tradha-Zwölf-Sektion auf Mimas schluckte schwer. Kallias Körper war rundherum perforiert.
    Die Aufstülpung der Ränder all dieser winzigen Öffnungen bewies eindeutig, daß der Vorgang von innen nach außen und nicht etwa von außen nach innen verlaufen war. So oder ähnlich mußte ein Mensch aussehen, wenn ihn Würmer von innen heraus auffraßen und den Wirtskörper verließen.
    Und doch war es irgendwie anders. Grifaan vermochte nicht, es in Worte zu fassen.
    „Ich brauche eine genaue Vermessung der winzigen Öffnungen", krächzte er. „Wie sieht das Ergebnisraster aus?"
    Der SERUN vermaß die Oberfläche des Leichnams.
    „Das Raster ist geometrisch. Abweichungen sind nachträglich durch die unterschiedliche Elastizität des Muskelgewebes entstanden."
    Gobert Grifaan seufzte. Seine Gedanken bewegten sich in Bahnen, die ihm immer wahrscheinlicher erschienen.
    „Ich möchte Gia de Moleon sprechen. Ist das möglich?’"
    „Kein Problem", klang die Stimme der Geheimdienstchefin auf. „Ich bin zugeschaltet. Woran denkst du?"
    „An den geheimnisvollen Zinkfinger. Ich muß wissen, ob er noch vorhanden ist."
    „Einverstanden. Ich schicke dir zwei Spezial-Medos, die dafür ausgerüstet sind."
    Grifaan bedankte sich und rief sich in Erinnerung, was sie alles über Kallia Nedrun wußten. Viel war es nicht.
    Die Herkunft der Frau lag im dunkeln, und sie konnte sich nicht daran erinnern, wo sie aufgewachsen war. Eine Altersbestimmung ergab, daß sie im Jahr 1149 NGZ geboren sein müßte.
    Ab und zu, wenn sie sich aufregte oder träumte, redete sie ein paar überhastete Brocken in einer fremden Sprache, die sich nicht entschlüsseln ließen. In den dreißig Jahren an der Seite von Myles Kantor veränderte sich ihr Äußeres nicht. Sie sah mit über sechzig noch immer so jugendlich aus wie damals, als Myles von ES den Zellaktivator, seine neuen Beine und das Galaxis-Stigma auf dem Oberarm erhalten hatte.
    Daß Kallia sich genetisch von allen anderen Menschen unterschied, stellte sich erst im Jahr 1212 NGZ heraus. Eines der Spindelwesen verletzte sie schwer. Bei den nachfolgenden Operationen nahmen die Mediziner die Genstruktur ihrer Chromosomen intensiv unter die Lupe und entdeckten in den komplizierten genetischen Informationsträgern einen Aufsatz, den es bei Menschen in dieser Art nicht gab und der sich als Transskriptionsprotein tarnte. Dieser Zinkfinger genannte Aufsatz stellte nach der Vermutung der beteiligten Wissenschaftler und Syntrons ein bestimmtes Programm dar, ohne daß es jemals gelungen wäre, seinen Sinn oder seine Funktion zu entschlüsseln.
    Kallia erwachte Jahrzehnte nicht aus dem Koma, unfähig, etwas zur Lösung dieser Fragen beizutragen.
    Gobert Grifaan gab sich damit zufrieden, den Körper der Frau am Leben zu erhalten und die deprimierenden Besuche von Myles Kantor bei seiner Frau über sich ergehen zu lassen.
    Das dauerte bis zu dem Zeitpunkt, als Kallia sich plötzlich aufrichtete, für Augenblicke wach zu sein schien und dann in eine Art Dämmerzustand verfiel, aus dem sie ungefähr ein Jahr später und exakt in dem Augenblick erwachte, als das Heliotische Bollwerk seinen Betrieb aufnahm.
    Die Spezial-Medos trafen ein und nahmen ihre Arbeit auf. Sie verfügten über die Daten der damaligen Untersuchungen und setzten exakt dort an, wo man einst die merkwürdige Entdeckung gemacht hatte.
    Der Chefarzt der Tradha-Zwölf-Sektion auf Mimas ließ die Roboter suchen, bis es nichts mehr gab, wonach sie noch hätten suchen können.
    „Bist du jetzt zufrieden?" erkundigte sich die Stimme der TLD-Chefin.
    Grifaan nickte in seinem SERUN.
    „Es gibt keine Spuren eines Zinkfingers oder eines sonstigen genetischen Aufsatzes mehr"
    „Du hast einen bestimmten
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