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187 - Die Wolfshexe

187 - Die Wolfshexe

Titel: 187 - Die Wolfshexe
Autoren: A.F.Morland
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schwindenden Kräften nichts für sie übrig. Die Hexe wollte nicht umsonst so weit gelaufen sein.
    So schnell es ihr fetter Leib zuließ, kletterte sie am Felsen nach unten und pirschte sich an Nalphegar heran. Er hatte die Augen geschlossen, atmete kaum noch, hörte ihre knirschenden Schritte und bereitete sich auf seine überraschende Auferstehung vor.
    Aufgeregt leckte sich die rothaarige Hexe die feuchten Lippen. Die hemmungslose Gier drückte ihr die Augäpfel aus dem Kopf. Weit quollen sie hervor.
    Nalphegar »sah« sie wie auf einem inneren Bildschirm. Ähnlich einer Infrarotaufnahme zeichnete sich die Silhouette der Hexe ab. Er bekam genau mit, was sie tat, keine Bewegung blieb ihm verborgen.
    Sie kam auf ihn zu, ihre Haltung drückte eine innere Spannung aus. Wenn er sie überrumpeln wollte, mußte er den richtigen Augenblick abwarten.
    Jetzt streckte die Hexe die Arme vor. Nalphegar fühlte sich von ihr berührt. Sie stieß ihn mißtrauisch mit den Fingern an, bereit, zurückzuspringen und zu fliehen, falls sich herausstellen sollte, daß sich noch zuviel Kraft in ihm befand.
    Er reagierte nicht. Sie kniff ihn kräftig. Er ließ ein dünnes Gurgeln hören. Ihr Fußtritt traf ihn seitlich. Er quittierte ihn mit einem ersterbenden Röcheln.
    Da legte sich die fette Hexe auf ihn. Er spürte den Druck ihres schweren, schwammigen Körpers, der sich, da er größer war, langsam auf ihm hochschob.
    Als sich ihre Köpfe auf gleicher Höhe befanden, öffnete Lacona den Mund, um an Nalphegars Maul zu saugen, doch ehe es zu diesem Kontakt kam, riß Nalphegar die Augen auf, die jetzt wieder gefährlich vital glühten.
    Lacona sah es und begriff, daß sie hereingelegt worden war. Kreischend wollte sie aufspringen, doch das ließ der Gehörnte nicht zu.
    Er setzte ihr seine schwarzen Krallen in den fetten Leib, hielt sie fest und lähmte sie mit schwarzmagischem Gift. Nun hatte er, was er brauchte, um ein neues Wesen zu schaffen: eine Hexe und eine Wölfin.
    Er erhob sich, preßte das schwere Weib an sich, kletterte auf einen Felsen und legte sich mit ausgebreiteten Flügeln auf den Wind.
    Eine Landschaft, wie es sie nirgendwo sonst gab, zog unter ihm vorbei: lodernde Feuersümpfe, matte Knochenberge, tödliche Sandtrichter…
    Fliegend überwand er Hindernisse und Gefahren und erreichte jenes Gebiet, das er beherrschte.
    An einem Pfahl, den er tief in den Boden geschlagen hatte, hing die Wölfin. Sie knurrte aggressiv, als er mit Lacona eintraf. Er ließ die gelähmte Hexe achtlos fallen und wandte sich dem Tier zu, das keine Furcht zeigte.
    Haßerfüllt bellte die Wölfin. Sie warf sich dem Gehörnten entgegen; der Strick, der sie festhielt, spannte sich surrend. Mut und Kampfkraft des Tieres sollten verschmelzen mit den Vorzügen der Hexe.
    Lacona hätte sich augenblicklich aus dem Staub gemacht, wenn sie dazu in der Lage gewesen wäre. Sie wußte nicht, was der Gehörnte mit ihr vorhatte, fürchtete aber um ihr Leben.
    Nalphegar hob die Arme und reizte die Wölfin. Sie sprang hoch, wurde vom Strick zurückgerissen, überschlug sich und landete hart auf dem Boden.
    Das gefiel dem Gehörnten. Er lachte rauh, ging näher an das Tier heran, und als es hochschnellte, um ihn anzugreifen, versetzte er ihm einen brutalen Tritt.
    Die Wölfin jaulte und schnappte nach seinem Bein. Sie übersah dabei seine Faust, die wie ein schwerer Hammer auf sie herabsauste.
    Triumphierend drehte sich Nalphegar um und grinste die Hexe an. Er nahm einen Teil der Lähmung von ihr, ohne sie zu berühren. Sie kroch sofort von ihm weg.
    Er stampfte mit kräftigen Schritten heran und glühte sie mit seinen Höllenaugen durchdringend an. »Du bist eine feige Kröte!« donnerte seine Stimme gegen sie.
    »Was hast du mit mir vor?« wimmerte Lacona.
    »Sehr viel«, antwortete Nalphegar. »Ich mache aus dir die mutigste Hexe, die jemals in der Hölle lebte.«
    »Ich brauche keinen Mut…«
    »Niemand fragt dich nach deiner Meinung!« herrschte Nalphegar sie an.
    Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.
    »Du wirst das Herz einer Wölfin haben, wirst vor keiner Gefahr mehr ausrücken, wirst Dinge tun, von denen du bisher nicht einmal geträumt hast. Stark, wild, unerschrocken wirst du sein - eine schreckliche Gefahr für alle Feinde. Du wirst es schon bald beweisen, deine Bewährungsprobe steht kurz bevor.«
    Lacona versuchte sich zu erheben. Es kostete sie unendlich viel Mühe, auf die Beine zu kommen. Als sie endlich stand, streckte der
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