Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1864 - Vorabend der Apokalypse

Titel: 1864 - Vorabend der Apokalypse
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zwei Wesen verließen die Kapsel, an die sich der eine oder andere Slumbewohner sicherlich noch erinnerte. Und wenn einer es wußte, dann wußten es alle: Hier waren keine Galornen angekommen.
    Und in der Kugel gab es vielleicht Nahrung und andere heißbegehrte Sachen.
    „Wir lassen uns auf nichts ein, verstanden?" raunzte ich in Bulls Richtung. Der plötzliche Lärm war nur schwer zu übertönen. „Wir haben keine Waffen. Sobald es uns an den Kragen zu gehen droht, heben wir ab und fliegen zum Bunker."
    „Wir sind beim Bunker, jedenfalls ziemlich nahe", verbesserte Bull belehrend.
    „Denkst du, ich hätte das vergessen? Dann locken wir die Kreaturen eben von hier weg!"
    Kreaturen ...
    Es waren Mocksgerger, Kroogh, Zentrifaal, Tasch-Ter-Man und einige andere, die sich keinem der bisher aus Plantagoo bekannten Völker zuordnen ließen. Sie kamen aus dem Dunkel der Häuser, von allen Seiten. Sie zogen ihren Ring um uns und die Kapsel.
    Es war ein verdammt seltsamer Anblick, sie so einträchtig nebeneinander auf uns zukommen zu sehen, in den Händen Steine, Keulen, Messer, ja sogar Knochen, die bestimmt nicht von Tieren stammten.
    Instinktiv nahm ich Verteidigungshaltung an. Es war klar, daß Bull und ich auf die Dauer trotz unserer Schutzanzüge allein keine Chance gegen diese Übermacht hatten, wenn wir uns nicht bald rührten.
    Immer noch strömten neue Angreifer nach. Sie näherten sich wie eine schweigende Mauer, unseren Tod in den Augen - soweit es bei ihnen solche zu sehen gab.
    Ich mußte mich tatsächlich beherrschen, ihnen nicht entgegenzulaufen und in diese seltsame Phalanx hineinzudreschen. Der Gedanke, von einem dieser Gesellen eine Auskunft über die Strahlung zu verlangen, war vergessen.
    Mocksgerger, die sogenannten Versprengten von Plantagoo. Humanoid, gelbliche Fetthaut, einmal fett und einmal spindeldürr, einmal zwei Meter groß und einmal nur einen - sie waren damals die ersten gewesen, die uns hier in Gaalo Ärger gemacht hatten.
    Dann die Kroogh, etwa dreifach faustgroße Fellzwerge, die sich in rasender Schnelle zu einem „GroßKroogh" zusammentun konnten; so als bauten sie eine Pyramide aus ihren Körpern. Sie waren gemein und berechnend.
    Die Tasch-Ter-Man, die so aussahen wie ein Baumstumpf auf einem alten Drehsessel-Gestell. In der rissigen Haut saßen ihre Sinnes- und Lautbildungsorgane.
    Wußten diese Tasch-Ter-Man hier auf Galorn noch etwas von ihrer Heimat, dem Sumpfplaneten? Und vom KaschPhee und dessen Einfluß auf die Zivilisation der Galornen?
    Schließlich die Zentrifaal, gesichtslose Gesellen, die in Clans lebten. In meiner Aggression stieß mich beides ab, ihre schwarze Kleidung und ihre weißen Köpfe mit der schwarzen Blickleiste, den kaum erkennbaren Nasenlöchern und dem Mundspalt im unteren Kinnbereich. Ihre Hände, die linke wie eine Hohlschaufel, die rechte wie zum Töten geschaffen: mit sieben kräftigen Fingern, deren rasiermesserscharfe Nägel einen das Fürchten lehren konnten.
    Ich hatte keine Zeit, mir die besonderen Merkmale der unbekannten Wesen einzuprägen. Alles in mir schrie nach Kampf, nur die Vernunft riet zur eiligen Flucht.
    Noch dominierte die Vernunft, auch wenn es weh tat. Ich wollte kämpfen und siegen. Ja, ich ekelte mich vor mir selbst, aber das Gefühl war da, und ich konnte ihm nicht mehr lange widerstehen.
    „Wir steigen jetzt in die Höhe!" rief ich Bull zu, als die ersten Zentrifaal mit weit vorgestreckten Händen fast heran waren. „Du fliegst mir nach!"
    „Aber ...", kam es von ihm.
    Jämmerlich, er konnte seine Widerworte noch nicht einmal mehr aussprechen!
    „Hast du mich nicht verstanden?" zischte ich ihn an. „Du folgst mir!"
    Wenn wir jetzt Waffen gehabt hätten - heilige Milchstraße, ich hätte in die Mauer aus Leibern hineingehalten, die jetzt johlend, schreiend und knirschend auf uns zugerannt kam. Mit weitgefächertem Thermostrahl, damit möglichst viele von ihnen ...
    Ich weiß, daß ich es getan hätte. Und ich danke dem Schicksal dafür, daß ich in diesem Moment keinen Strahler in der Hand hatte.
     
    *
     
    Ich aktivierte das Antigravaggregat des Anzugs und schoß in die Höhe. Es dauerte einige Sekunden, bis ich mit dem System vertraut genug war, um es einwandfrei zu steuern.
    Schräg hinter mir sah ich Bull in der Luft. Als auch er endlich sein Gerät beherrschte, flog er hinter mir her über eine der Gassen, deren Verlauf wir bis zum westlichen Rand von Nord-EINS folgten.
    Unter uns hatte das Bild schnell gewechselt,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher