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1856 - Shabazzas Gebote

Titel: 1856 - Shabazzas Gebote
Autoren: Unbekannt
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Endphase seiner extremen Verzögerung, die mehr an eine Notbremsung erinnerte denn an ein gezieltes Anhalten. Nach Atlans Schätzung legte es noch einen halben Kilometer zurück, ehe es endgültig zum Stillstand kam. So weit der Arkonide blicken konnte, sah er einen metallenen Himmel mit Schründen und Schluchten, Auswüchsen und Beulen. Darunter waberte im Abstand von knapp dreihundert Metern ein silbriger Ozean.
    Er schloß zu dem energetischen Echo von Myles Kantor auf.
    „Alles in Ordnung?" fragte er.
    Myles öffnete die Augen und blinzelte.
    „Ist es vorbei?" Seine Stimme vibrierte vor Erregung oder Angst. „Der Schlag ..."
    „Du hattest mehr Glück als ich", sagte Atlan. „Mich hat die Kante noch erwischt. Eine halbe Sekunde früher, und es hätte mich trotz Schirmstaffel zerquetscht."
    „Mir ist ein bißchen schummrig."
    „Keine Sorge", meldete sich sein Pikosyn. „Dein Blut hat sich in den Beinen gesammelt und wird jetzt vom Herzen wieder nach oben gepumpt."
    Der Arkonide ordnete höchste Alarmstufe an.
    „Wenn sie ortungstechnisch nicht total blind sind, haben sie unsere Schirme angemessen", fuhr, er fort.
    „Es wird nicht lange dauern, bis die Physander und ihre Roboter das Schiff verlassen und nach uns suchen."
    Selbst wenn sie es unterließen, weil sie keine Informationen über anwesenden Bund besaßen, wußte Atlan, daß es nicht lange dauern konnte, bis Tausende von Robotern aus allen möglichen Öffnungen krochen und anfingen, daß Schiff zu demontieren. Seit das erste dieser Monstren über dem Kilimandscharo in die Traumblase eingetaucht war und das Bauwerk erreicht hatte, waren zwölf Tage vergangen. Von dem Gliederschiff war längst nichts mehr übrig außer dem Triebwerksblock.
    Die Männer flogen hinüber zur „Suppe" und glitten an ihrem Rand davon. Während sie das Gliederschiff umrundeten und gleichzeitig in Richtung Bug zielten, überlegte der Arkonide, wie es ihnen ergangen wäre, wenn sie es nicht bis auf die Seite des Monstrums geschafft hätten.
    Eine Kollision mit der Bugfront des Gliederschiffes hätte sie unweigerlich bis tief in das Bauwerk hineingeschossen, vielleicht sogar in die Bardia.
    Kalkuliere die Möglichkeit ein, daß es euch einen gehörigen Schritt weitergebracht hätte, machte sich der Extrasinn bemerkbar.
    Atlan nahm es kommentarlos zur Kenntnis. SERUNS schützten bekanntlich gegen „alles und jeden", aber eben doch nicht vollends. Ob sie die Kardia bei Bewußtsein erreicht hätten, war recht zweifelhaft.
    Das Gliederschiff hatte seine Andockposition erreicht und kam zum Stillstand. Reglos hing es in der Schwerelosigkeit.
    Die Oberfläche wirkte tot. Es gab nicht einmal sichtbare Positionslichter oder Markierungen für Schotte und Hangars.
    Wozu auch? Nach allem, was sie bisher an Erkenntnissen gewonnen hatten, war die Traumblase Endstation der Schiffe und ihrer Besatzungen. Völlig unnötig also, zum Beispiel Beiboote mitzuführen.
    In den von Myles mitgebrachten Daten hatte Atlan die Aufzeichnung eines Gesprächs zwischen zwei Physandern gefunden. Es ging um die Plätze, an die das Schicksal jeden von ihnen gestellt hatte. Ockonea verweigerte einen Tausch mit der Begründung, daß er sich diese Erfüllung seines Schicksals nicht entgehen lassen wollte. Seither rätselte Atlan, was er damit gemeint hatte.
    Die Antwort, davon war er überzeugt, würden sie nur in einem der Gliederschiffe finden.
    Der heimtückische Vorbau am Bug tauchte in ihrem Blickfeld auf. Myles Kantor hielt an, mit einem synchronen Manöver steuerte der SERUN des Arkoniden an ihn heran.
    „Hier irgendwo muß es sein", sagte der Wissenschaftler. „Ich bin mir sicher, daß sie in diese Richtung geschleudert wurde."
    Er deutete tangential zum Bauwerk, wohin sie ursprünglich geflogen waren, bevor das eintreffende Gliederschiff sie aus der Bahn geworfen hatte.
    „Ja, ich denke es auch. Piko, was ist mit der Ortung?"
    „Tut mir leid. Ich empfange aus dem Transportkorridor zwischen Schiff und Nebel keine Emissionen, die auf das Vorhandensein eines SERUNS hinweisen."
    „Was ist mit der Schiffsoberfläche?"
    „Nichts. Keine Spuren. Dao-Lin-H’ay befindet sich nicht in der Nähe."
    Die Schlußfolgerung war eindeutig.
    „Der Nebel hat sie verschlungen. Es ist ziemlich aussichtslos, sie in der >Suppe< zu finden", sagte Atlan. „Aber das ist kein Beinbruch. Der Syntron ihres Anzugs ist in der Lage, selbständig Entscheidungen zu treffen. Er wird logisch vorgehen und zu dem Ort zurückkehren,
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