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1854 - Ein Bote Thoregons

Titel: 1854 - Ein Bote Thoregons
Autoren: Unbekannt
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Er reagierte überrascht, als ich zufaßte und sein Handgelenk umklammerte.
    „Wir werden nicht blindlings davonlaufen", sagte ich. „Vielleicht klärt sich schon in Kürze alles zum Guten."
    Bully verzog die Mundwinkel, schwieg aber zu meiner Feststellung.
    „Außerdem", fuhr ich fort und schaute hinüber zu den Zentrifaal, „können wir sie nicht zurücklassen. In ihrer Verfassung würden sie kollektiven Selbstmord begehen, sobald ihnen ein Galorne über den Weg läuft.
    Und mit ihnen zusammen fliehen und versuchen, ein Raumschiff zu erbeuten ..."
    Ich ließ den Satz offen, aber Bully verstand auch so.
    „Sie haben uns am Transmitterkreis erwischt", sagte er. „Ich wollte ihnen klarmachen, daß sie im Begriff sind, das falsche Schwein zu schlachten, aber verstanden haben sie gar nichts."
    Ich setzte zu einer Erwiderung an, doch Reginald unterbrach mich prompt.
    „Sag bitte nicht, daß die Galornen keine Schweine kennen. Das fände ich momentan gar nicht witzig."
    „Die Galornen sind wirklich friedlich", stellte ich fest.
    Reginald Bull bedachte mich für diese Behauptung mit einem ungläubigen Augenaufschlag.
    „Andererseits hätten wir ihnen vor einigen Jahrtausenden nicht unbewaffnet über den Weg laufen dürfen", fuhr ich fort.
    „Woher weißt du das? Hast du auf der Nebelwelt Geschichtsbücher studiert?"
    „So etwas Ähnliches", antwortete ich. „Mein Wissen stammt von Augenzeugen."
    „Fein", seufzte Bully. „Du willst also hier versauern. - Das muß ich dann akzeptieren. Aber vergiß nicht, deine Informationen mit deinem ältesten Freund zu teilen." Die Pause, die er machte, dauerte gerade einen Atemzug. „Bei der Gelegenheit verrätst du mir sicher auch, weshalb wir in unserem Gefängnis nichts von der Anwesenheit von Galornen spüren."
    Die Frage hatte ich mir ebenfalls schon gestellt. Schließlich hatten wir in Gaalo, im Inneren von Herz-FÜNF, einige Galornenhäuser betreten und waren übergangslos scheinbar in fremde Welten versetzt worden. Eine perfekte Illusion, die Vorlieben oder Sehnsüchte des jeweiligen Bewohners widerspiegelte. Denn daß in einem gewöhnlichen Haus kein Großsegler samt gelbem Ozean unterzubringen war und ebensowenig eine vorsintflutlich anmutende Maschinenhalle, angefüllt mit ohrenbetäubend laut dröhnenden Apparaturen und dichten Dampfschwaden, lag auf der Hand.
    Diese Aura persönlicher Erinnerung hatte real angemutet, Bully und ich hatten die Decksplanken unter den Füßen gespürt und das Aroma von Tang und Salzwasser geschmeckt, und in der Maschinenhalle hatten wir uns gegenseitig anschreien müssen, um überhaupt ein Wort zu verstehen. Wie einfach und durchschaubar hatte sich dagegen doch das Hologramm ausgenommen.
    „Vielleicht", vermutete ich, „wurden diese Räume nie von Galornen bewohnt."
    „Weil es in einer Zivilisation absoluter Friedfertigkeit keine Straftäter gibt? Dann sind aber auch Gefängnisse wie dieses überflüssig."
    Er verrannte sich in eine fixe Idee. Weil er sich von Gefühlen leiten ließ. Bully konnte hart zu sich selbst sein und zu anderen, doch im Grunde seiner Seele besaß er einen weichen Kern.
    Das Schicksal der Zentrifaal ging ihm mehr an die Nieren, als er sich anmerken ließ. Mit dem Shifting hatten die Galornen das Volk der Zentrifaal gewaltsam befriedet, hatten jedes Einzelwesen damit zugleich der Hälfte seiner restlichen Lebensspanne beraubt, pauschal und ohne nach den Verantwortlichen für die Raumschlacht im TriegerSektor zu fragen. Bully würde den Galornen diese inhumane Handlungsweise wohl nie verzeihen.
    Wenn ich mir ansah, was das Shifting aus den ehemals stolzen Zentrifaal gemacht hatte - gebrochene, gedemütigte Schatten ihrer selbst, vergewaltigt an Leib und Seele -, dann begann es auch in mir zu kochen.
    Dennoch durfte ich die Galornen nicht dafür verurteilen, ohne ihre Beweggründe zu hinterfragen. Sie wollten Frieden - um jeden Preis. Auf gewisse Weise waren sie auch heute noch Opfer ihrer blutigen Vergangenheit.
    „Worüber denkst du nach?" fragte Reginald Bull, schon wieder weitaus versöhnlicher.
    „Darüber, daß diese Räume vielleicht nie ein Gefängnis waren, eher schon Unterkünfte für Abgesandte anderer Völker. Das würde die fehlende Aura erklären."
    Bully schüttelte den Kopf.
    „Ich habe deinen Blick gesehen, Perry Rhodan, dieses Glimmen tief in deinen Augen. Das Verhältnis zwischen Zentrifaal und Galornen ist tiefgreifender, als es den Anschein hat, gib’s schon zu."
    Wer Bully nicht
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