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1844 - Bei Ebbe kam der Tod

1844 - Bei Ebbe kam der Tod

Titel: 1844 - Bei Ebbe kam der Tod
Autoren: Jason Dark
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darum.«
    »Wer hat dich angerufen?«
    »Silke von Weser, unsere Heimatforscherin.«
    »Hat sie denn was mit dem Toten zu tun?« Anja strich ihr dichtes blondes Haar zurück.
    »Nein, nein. Sie hat es nur gehört und mich angerufen.«
    »Warum denn dich?«
    Claas musste lachen und reckte sich. »Da kann ich auch nur raten. Vielleicht weil wir damals in der Sache mit dem Mörder-Mönch involviert waren.«
    »Das ist ja zum Glück vorbei.«
    »Weiß man’s?«
    Anja Claasen schrak zusammen. »Mal den Teufel nur nicht an die Wand, Claas.«
    »War nur ein Scherz.«
    Anja stand auf. »Damit scherzt man nicht.«
    »Okay, wie du meinst.«
    Sie klopfte auf den Schreibtisch. »Ich bin dann mal weg. Ich wollte mich schon um die neue Deko kümmern.«
    »Gut, tu das.«
    »Und du?«
    »Ich habe Bardienst.«
    Anja verdrehte die Augen. »O je, das kann lange dauern.«
    »Du sagst es.«
    »Dann sehen wir uns erst morgen Mittag?«
    »Nein, ich habe um zehn Uhr schon den ersten Termin mit einem Handwerker. Nach dem Neubau und dem Umbau ist noch einiges zu tun.«
    »Ja, tu das.« Anja ging zur Tür und verschwand.
    Claas Claasen blieb hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er wirkte gedankenverloren. Den ganzen Tag über war er locker gewesen. Jetzt nicht mehr, und das lag am Anruf Silke von Wesers.
    Am Strand von Kampen hatte man einen unbekannten Toten gefunden. Der Mann war wohl ertrunken und angespült worden. Das kam nicht oft vor auf der Insel. Und eigentlich ging ihn diese Sache nichts an. Dennoch bekam Claas sie nicht aus dem Kopf. Er dachte daran, dass er schon zu viel erlebt hatte. Einmal war er selbst stark involviert gewesen. Seit dieser Zeit hatte es keinen unnatürlichen Todesfall mehr auf Sylt gegeben. Zumindest keinen Mordfall.
    Doch jetzt?
    »Unsinn«, sagte er zu sich selbst. »Du fantasierst dir mal wieder was zusammen. Hier ist alles normal.«
    Nur komisch, dass er es selbst nicht so recht glaubte …
    ***
    Der Mann rollte mit seinem Porsche von Westerland aus kommend in den Kreisel kurz vor Keitum ein, um dann die Straße zu nehmen, die in Richtung Munkmarsch führte.
    Heinz Becker fuhr nicht schnell. Er ließ sich Zeit. Er wollte die Insel genießen, und das in jeder Minute oder auch jeder Sekunde. Seinen Porsche lenkte er einer kleinen Anhöhe entgegen, denn dort sah er bereits sein Ziel.
    Es war die Keitumer Kirche.
    Aber nicht nur sie allein, sondern auch die Umgebung, und gerade die. Die Straße war fast leer. Hin und wieder kam ihm ein Auto entgegen. Auch Radfahrer sah er, die sich abstrampelten. Er rollte an ihnen vorbei und fuhr bald noch langsamer, denn er wollte seinen Porsche auf den Parkplatz am Rand der Kirche abstellen.
    An diesem etwas trüben Nachmittag parkte kein zweites Fahrzeug mehr auf dem Platz.
    Heinz Becker stieg aus. Er war ein Mann jenseits der sechzig mit einem durchtrainierten Körper. Auf seinem Kopf wuchsen nur noch wenige Haare, und um besser sehen zu können, trug er eine Brille.
    Bekleidet war er mit einer roten Cordhose. Er trug eine braune Jacke aus Wildleder, die innen gefüttert war und ihm bis zu den Hüften reichte.
    Ein Beobachter hätten denken können, dass der Mann der Kirche einen Besuch abstatten wollte. Das war nicht der Fall. Er ging nicht in die Kirche und auch nicht auf den offiziellen Friedhof, wo einige Prominente beerdigt lagen. Zum Beispiel ein ehemaliger deutscher Außenminister und ein Zeitungszar.
    Becker ging gar nicht erst an die Kirche heran, sondern wandte sich nach rechts. Wäre er weiter geradeaus gegangen, dann wäre er auf die alten Kapitänsgräber getroffen, die diesen Teil des Geländes zeichneten. Man hatte die großen Grabsteine renoviert und die alte Schrift wieder hervortreten lassen. So waren die ein Stück Geschichte, das auf keinen Fall in Vergessenheit geraten durfte. Und noch etwas gab es hier. Nicht nur Büsche und ein paar Bäume, die nicht sehr hoch wuchsen. Auf dem Rasen stand noch etwas anderes. Es war eine Figur, ein Mönch, und dieses Kunstwerk wurde nur der Mördermönch genannt. Er hatte schon eine Geschichte hinter sich, und ihn musste Heinz Becker besuchen. Es war Zeit genug vergangen. Er hatte sich damit abgefunden, was mit seinem Cousin passiert war. Aber jetzt sah alles anders aus. Er war ja nicht freiwillig auf die Insel gekommen. Becker hatte eine Botschaft erhalten, und die war so intensiv gewesen, dass er sich in seinen Wagen gesetzt hatte, um nach Keitum zu fahren.
    Sein Cousin war damals auch hier gewesen, und er war nicht
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