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1840 - Schattenreich Atlantis

1840 - Schattenreich Atlantis

Titel: 1840 - Schattenreich Atlantis
Autoren: Jason Dark
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weiteren Gegner schon darauf, ihm den Rest zu geben.
    Sie kamen nicht.
    Stattdessen die Vögel, die grausam und gnadenlos waren. Sie flogen die Angriffe in immer kürzeren Abständen, und bei jeder Landung hackten sie zu, und das mit aller Kraft.
    Die Hiebe wurden härter und gezielter. Immer wieder bohrten sich die Schnäbel in sein Fleisch. Raffi hatte das Gefühl, von einem Dutzend Vögeln attackiert zu werden. Auch die Kleidung half ihm nicht mehr, sie war an vielen Stellen durch die Hiebe zerrissen worden, und so lag auch dort die Haut frei.
    Raffi erlebte eine Tortur, die er sich nie in seinem Leben hatte vorstellen können. Sein Körper schien nur noch aus Schmerzen zu bestehen, denn es gab keine Stelle, die nicht in Mitleidenschaft gezogen war.
    Wehren?
    Nein, das war nicht möglich. Es gab nichts, was seine Fesseln zerrissen hätte. Die Stricke blieben und waren mittlerweile mit seinem Blut getränkt worden. Ein Auge hatten ihm die Schnabelhiebe zerstört. Mit dem anderen konnte er noch normal sehen, doch er fragte sich, wie lange das noch der Fall sein würde.
    Die Vögel machten nicht den Eindruck, als würden sie aufgeben. Sie krächzten, manchmal schrien sie auch schrill, dann wiederum flatterten sie über ihn hinweg. Er kannte das Spiel, sie flogen weiter und holten sich die neue Kraft für einen weiteren Einsatz gegen ihn.
    Oder nicht?
    Denn er hatte plötzlich das Gefühl, als wären sie nicht mehr vorhanden, sondern davongeflogen.
    War es das gewesen?
    Nein, denn es gab etwas Neues für ihn. Er hörte ein anderes Geräusch, das er im Moment nicht einordnen konnte. Es war ein Schwappen oder Schlagen. Es erzeugte Wind, und so dachte der Gefangenen wieder an einen Vogel.
    Aber das war es nicht. Etwas Neues näherte sich ihm. Er schaute mit dem einen Auge hin, das zum Glück nicht tränte. Nein, deutlich war die Gestalt nicht zu sehen, doch auch so erkannte der Liegende, dass es sich nicht um einen Menschen handelte. Oder nur zum Teil. Das war eine Mischung, und diese Gestalt passte auch zum Aussehen eines Mutanten. Genau, ein Mutant.
    Groß und wuchtig. Eingehüllt in eine schwarze Kutte, und dann mit zwei Flügeln versehen, die sich sehr groß hinter seinem Rücken ausbreiteten, weil er sie gespreizt hatte.
    Aber die beiden Flügel waren nicht kompakt oder geschlossen. Es gab zahlreiche Einschnitte, so wirkten die Flügel eher wie zwei gewaltige Kämme.
    Vom Gesicht war nichts zu sehen, die hochgezogene Kapuze warf einfach zu viel Schatten, und er breitete sich auch dort aus, wo sich das Gesicht befand.
    Diese Gestalt war völlig neu für ihn, und er fragte sich, ob er hier seinen Henker sah.
    Wie würden sie ihn töten? Erstechen, zertreten, steinigen – da gab es zahlreiche Alternativen.
    Er wartete. Wehren konnte er sich nicht. Der Herrscher des Schattenreichs kam noch etwas näher auf ihn zu, sodass er in der Lage war, ihn zu berühren. Das tat er nicht, er blieb einfach nur stehen und schaute ihn an, den Blick leicht gesenkt, aber nicht mal das Schillern der Augen war zu sehen.
    Dafür hörte er die Stimme. »Wer zu uns gehört, der bleibt auch bei uns. Lavinia wird nicht mehr an deiner Seite sein. Sie gehört hierher und nicht zu dir. Sie ist kein Mensch, sie ist etwas Besseres, etwas Höheres.«
    »Ein Mutant?«
    »Ja, so ist es.«
    Er schwieg. Gleichzeitig baute sich bei ihm der Druck auf. Das war schon etwas Besonderes, dies zu erfahren. Er hatte sich in die falsche Person verliebt, in eine Mutantin, die es wieder zurück zu ihrem Volk gezogen hatte.
    »Du hättest gehen sollen. Man hat dich gewarnt. Ja, das hat man.«
    Stimmt!, dachte Raffi. Ja, man hat mich gewarnt. Das habe ich mitbekommen. Es ist der Alte gewesen, der das getan hat. Und ich habe nicht auf ihn gehört.
    »Diese Welt ist nichts für dich«, wurde ihm gesagt. »Du hättest dich danach richten sollen, aber das hast du nicht getan. Und deshalb ist es vorbei mit dir. Ich überlasse dich den Vögeln, die nicht nur Aas fressen, sondern auch dafür sorgen, dass ihre Beute zu Aas wird. Dafür bist du das beste Beispiel. Vielleicht hast du ein schnelles Sterben vor dir, vielleicht aber auch nicht. Ich kann nichts für dich tun.«
    Er ließ seine letzten Worte ausklingen, drehte sich auf der Stelle und ging langsam davon. Sehr bald schon war er von der grauen Dunkelheit verschluckt worden.
    Raffi blieb zurück. Die Angst war da. Sie steigerte sich noch. Er dachte an den Tod und an die Zeit, die ihm noch blieb. Diese Gedanken waren so
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