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183 - Die Stadt Gottes

183 - Die Stadt Gottes

Titel: 183 - Die Stadt Gottes
Autoren: Jo Zybell
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Men?«, fragte ein junger Bursche, und einige Leute forderten den Erzbischof auf, Stellung zu beziehen. Ein Greis forderte sogar, Rev’rend Blood zu bestrafen. Allerdings nicht so laut, dass man es auf der Tribüne hören konnte.
    »Merkt ihr denn nicht, dass Orguudoo, der Feind des HERRN, von ihrem Geist Besitz ergriffen hat?« Rev’rend Blood hatte sich jetzt den Blechtrichter geschnappt.
    »Kaum ist die Morgenröte des Glaubens über der verdorbenen Stadt aufgegangen, schon zieht die Finsternis des Feindes herauf! Kaum schickt Waashton sich an, zur lieblichen Stadt Gottes zu werden, schon sucht Orguudoo seine Bürger zu verwirren!«
    Das Gemurre und Getuschel legte sich, die Forderungen nach einer Stellungnahme des Erzbischofs verstummten. Rev’rend Rage übernahm das Megaphon.
    »Will denn keiner hier die Flagge des HERRN hissen und dem Bösen das Maul stopfen?«
    Das war der Augenblick, in dem Arthur Crow aus der Reihe der Gefangenen trat und um das Megaphon bat.
    Rev’rend Torture löste seine Fesseln, Rev’rend Rage gab ihm den Blechtrichter.
    »Rev’rend Rage und Rev’rend Blood sind ehrbare Männer«, begann Crow. »Ich hatte die Gelegenheit, die Gentlemen näher kennen zu lernen. Sie leben, was sie sagen, und sie stehen zu ihrem Wort. Ich denke, wir tun gut daran, auf sie zu hören und von ihnen zu lernen. Ich, Arthur Crow, General der WCA-Streitkräfte und rechtmäßiger Präsident dieser Stadt, des Pentagonbunkers und seiner Hoheitsgebiete jedenfalls tue das.«
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Natürlich hatten fast alle Männer und Frauen im Stadion den General schon irgendwann gesehen. Die meisten erkannten ihn wieder.
    »Ich bekenne hiermit öffentlich, dass ich meinen Vorgänger Victor Hymes mit… ähm, mit unlauteren Mitteln aus dem Weg geräumt habe, um sein Amt zu übernehmen. Ich habe getötet und gelogen und mich nicht um den Willen des HERRN gekümmert…«
    Stille.
    Das ganze Stadion lauschte wie gebannt. Mr. Black traute seinen Ohren nicht. Ein Trick? Und wenn – was wollte der alte Fuchs damit bezwecken?
    »… und ich habe die Lügen meiner Tochter geglaubt und einem guten Mann das Leben um ihrer Lügen willen zur Hölle gemacht!« Arthur Crow war noch nicht am Ende. »Ja, auch das will ich bekennen. Ich habe ihn und die Gegner meiner Regierung mit Mord und Hinterlist verfolgt. Hiermit schwöre ich meinem bösen Tun ab und bitte den HERRN um Vergebung!«
    Zwei, drei Atemzüge lang war es vollkommen still im Stadion. So still, dass alle aufschreckten, als ein Eiszapfen von der Kante des Tribünendachs abbrach und auf den Sitzreihen darunter zerschellte.
    »Glaubt ihm kein Wort!«, schrie jemand unter den Gefangenen auf der Tribüne. Black erkannte Hackers Gesicht und Stimme. »Der Kahlkopf lügt, wenn er den Mund aufmacht!«
    Rev’rend Torture rannte zu ihm, riss ihn aus der zweiten Reihe und schlug ihn nieder. Diesmal war es Black, der nach seiner Waffe griff, und zwar nach seinem Gewehr. Noch bevor er es aus dem Mantel ziehen konnte, gebot Rev’rend Rage dem prügelnden Torture Einhalt. »Auch diesem unzüchtigen Lügner wird morgen das Maul gestopft!«, schrie Rev’rend Blood. Rev’rend Torture schleifte Hacker zu den anderen Todeskandidaten. Rev’rend Rage verdonnerte Arthur Crow zu hundert Bußgebeten und zum Dienst am HERRN in der Verwaltung der Stadt Gottes.
    »Wenn ich auch noch etwas sagen dürfte…« Sergeant Peterson meldete sich zu Wort. Man befreite ihn von seinen Fesseln und reichte ihm das Megaphon. »Ich habe gesündigt und tue hiermit öffentlich Buße!«, rief Peterson. Er absolvierte seine Umkehr zum HERRN nicht ganz so laut wie Crow es getan hatte, und Mr. Back und seine Kämpfer verstanden nicht einmal die Hälfte. Sie verstanden allerdings, dass Sergeant Peterson regelmäßig fluchte und zweimal die Woche onanierte, immer montags und samstags. Während Rev’rend Rage ihm die Absolution erteilte und ihm seine Bußstrafen nannte, meldeten sich auch andere Gefangene zur öffentlichen Buße.
    »Ist denn niemand hier, der gegen diesen Wahnsinn aufsteht?!«
    Die gefesselte Miss Hardy war aufgesprungen. Sie blutete aus der Nase. »Hat denn Orguudoo euch allen ins Hirn gekotzt!?« Sie schrie auf das Spielfeld hinunter.
    »Genug des Frevels!«, rief Rev’rend Blood. »Stopf ihr das Maul, Rev’rend Torture! Soll sie noch heute Abend in der Hölle Orguudoos braten!«
    Torture zog seine Revolver und richtete sie auf Honeybutt. In diesem Moment heulte eine
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