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1826 - Die Schrottsammler

Titel: 1826 - Die Schrottsammler
Autoren: Unbekannt
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vertrauen als seinen eigenen Jungen.
    Irgendwie mußte ich ihn ablenken und in die Realität zurückholen. Mir fielen plötzlich zwei Fragen ein, die ich ihm schon immer einmal stellen wollte.
    „Wie kommt es eigentlich, Varquasch, daß deine Jungen diese scharfen Krallen haben, und du besitzt eher zarte Greifer?"
    „Das ist nur eine Frage des Alters. Sie werden die Krallen verlieren, wenn sie erwachsen sind."
    Er schien sich langsam zu beruhigen.
    „Wo hast du die Halbkugel gesehen?" fragte ich.
    „Noch etwa 20 Schritte weiter", meinte er. „Aber ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Vielleicht habe ich nur geträumt. Es ist alles so fremd hier."
    „Aber ich bin mir sicher", sagte der respektlose Lanagh, „daß der Alte spinnt. Die lange Gefangenschaft hat seinen Verstand verwirrt."
    Varquasch wehrte sich nicht gegen die Beschuldigung. Und da in Lanaghs Worten durchaus ein Körnchen Wahrheit stecken konnte, zog ich es vor zu schweigen.
    Wir erreichten die bezeichnete Stelle. In der Tat existierte hier ein Gang, der quer zum Hauptkorridor verlief. Aber alles lag im Dunkeln. Nichts Auffälliges war zu erkennen.
    „Hör mir zu, Varquasch, es ist möglich, daß du dich nicht getäuscht hast, aber eins verstehe ich nicht", sagte ich. „Eine leuchtende Halbkugel hat doch .keine Ähnlichkeit mit einem Maoten?"
    Jetzt schwieg er. Ich mußte ihn erneut ablenken.
    „Wieso sprechen deine Jungen eigentlich so perfekt Bröhn?"
    Er antwortete sofort.
    „Sie werden bereits von mir in die Sprache und mein Wissen eingewiesen, wenn sie noch winzige Embryonen in meinem Beutel sind. Aber was hat das mit der roten Halbkugel zu tun?"
    „Sagtest du roten Halbkugel?"
    „Das sagte ich. Habe ich das vorhin vergessen zu erwähnen? Ja, sie leuchtete in einem matten Rot."
    Ich wurde nachdenklich, denn ich erinnerte mich an den schwachen Lichtschein, den ich zu sehen geglaubt hatte, als ich zum ersten Mal das Loch im Heck inspiziert hatte.
    „Varquasch, ich bin langsam bereit, dir zu glauben."
    Lanagh lachte.
    „Jetzt fängt Alaska auch schon an zu spinnen."
    „Wir werden ja sehen, wer spinnt und wer recht hat", entgegnete ich.
     
    8.
     
    Wir bewegten uns durch den Hauptkorridor in Richtung Bugsektion. Dort mußte sich das befinden, was ich üblicherweise als Kommandozentrale bezeichnete. Die Haut stimmte mir zu, daß es so war.
    Die vorderen zwei Drittel der Balkenspindel befanden sich in tadellosem Zustand. Nichts deutete hier noch darauf hin, daß das Schiff einmal ein Wrack gewesen war.
    Dicht vor der vermeintlichen Zentrale spürte iah ein leises Kribbeln im Nacken. Im selben Moment flammte an der Decke die Beleuchtung auf. Als wir die Zentrale betraten, lag auch sie in normalhellem Licht.
    Alles wirkte aufgeräumt und intakt. Auf der Konsole des Hauptpults leuchteten mehrere Anzeigen.
    „Jetzt fehlt bloß noch", orakelte die Haut, „daß der vierte Bote auftaucht. Bei Kummerogs Besuch lag er im rechten Querbalken und dort ziemlich am Ende. Dort starb er auch."
    Ich leuchtete in die Öffnung. Der Querbalken war vollkommen leer. Dort lag kein Leichnam, und nichts deutete darauf hin, daß an dieser Stelle der geheimnisvolle vierte Bote von Thoregon sein Ende gefunden hatte.
    „Laß die Finger davon, Lanagh!" hörte ich Varquasch schimpfen.
    Der vorwitzige und vorlaute Bursche hatte im einzigen Sessel Platz genommen. Er versank fast darin, und ich erinnerte mich, daß der vierte Bote nach Kummerogs - Schilderung über zwei Meter groß gewesen sein sollte.
    Lanagh hatte die Hände auf den Rand des Pultes gelegt. Jetzt zuckten sie unter den scharfen Worten seines Vatermutters zurück.
    „Verschwindaus dem Sessel, du Nichtsnutz!" zürnte Varquasch weiter.
    Lanagh gehorchte.
    Ich trat an das Pult und studierte die Anzeigen und Bedienungselemente. So fremdartig alles auch wirkte, nach einiger Zeit erkannte ich einige Fakten. Zudem ließen sich mehrere Symbole leicht deuten.
    Wenn mich nicht alles täuschte, dann war die Energieversorgung vollständig in Ordnung. Auch die Anzeigen, die ich dem Bordcomputer zuordnete, verrieten, daß der bis auf einige Bereiche wieder aktiviert worden war.
    Es war alles reichlich rätselhaft. Wer hatte das alles repariert? Und warum hatte er die Arbeit nicht vollendet?
    Die Maoten hatten an der technischen Einrichtung des Schiffes offensichtlich wenig Interesse. Ihnen ging es wohl nur darum, es zu besitzen. Das stillte ihr seltsames Verlangen. Alles andere war uninteressant.
    Ich studierte weiter
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