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1823 - Totenland

1823 - Totenland

Titel: 1823 - Totenland
Autoren: Jason Dark
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mir, und das beklemmende Gefühl war verschwunden. Ich entspannte mich sogar, und Karina, die vor mir saß, hatte ihren Kopf zur Seite gelegt und schlief.
    Ich wollte auch die Augen schließen. Es gelang mir auch, aber ganz trat ich nicht weg. Da ging mir einfach zu viel durch den Kopf.
    Ich dachte an Wladimir Golenkow, aber auch an Rasputin und die kugelfeste Chandra, die jetzt obenauf sein konnte. Sie hatte gewonnen. Golenkow befand sich in ihrer Hand, und sie konnte mit dem im Rollstuhl sitzenden Menschen machen, was sie wollte.
    Das war ein Problem, das mich nicht zum Schlafen kommen lassen wollte. Aber mit der Zeit schlief ich trotzdem ein. Es war mehr ein Schlummern an der Oberfläche, aus dem ich immer wieder hervorgerissen wurde, wenn die Maschine mal nicht so ruhig flog und in Turbulenzen geriet.
    Aber es passierte ansonsten nichts. Wir kamen gut durch, wir gerieten auch in kein Wetter, und in einer Wachphase riss ich mich mal zusammen und schaute in Richtung Osten.
    Da wurden die Berge flacher. Da schienen sie sich im Boden zu verstecken, und mein Blick flog über ein weites Land, in dem der Schnee verschwunden war.
    Auch Karina wurde wach.
    »Na, gut geschlafen?«
    Sie reckte sich. »Und ob.«
    »Dann bin ich ja froh.«
    »Was heißt das denn?«
    »Dass ich keine müde Partnerin an meiner Seite habe.«
    »Haha, hast du das schon jemals gehabt?«
    »Nein, aber wehret den Anfängen.«
    »Gut. Willst du was essen?«
    »Hast du denn was?«
    »Ja, Bananen.«
    »Okay. Besser als gar nichts.«
    »Sei froh, dass du überhaupt etwas bekommst.«
    »Bin ich ja.«
    Sie reichte mir eine Banane rüber, die ich anfing zu schälen. Ich aß sie bedächtig, und dabei merkte ich, wie der Flieger langsam an Höhe verlor. Das Land unter uns wurde deutlicher. Ich sah, dass es nicht so flach war, wie es aus der Höhe ausgesehen hatte. Man konnte es als hügelig bezeichnen, es war auch bewaldet, und zwischen den einzelnen Waldstücken gab es freie Flächen, über die mein Blick hinweg glitt. Ortschaften bekam ich allerdings nicht zu sehen.
    Der Pilot meldete sich bei Karina über Kopfhörer, den auch sie aufgesetzt hatte. Beide sprachen kurz miteinander, dann bekam ich die Übersetzung zu hören.
    »Noch eine knappe Viertelstunde, dann landen wir.«
    »Ist okay.«
    »Wenn du gleich nach unten schaust, kannst du schon die Ausläufer des Totenlandes sehen.«
    »Ach? Du meinst den Sumpf?«
    »Wen sonst?«
    Ich verzog die Lippen. »Dass das Gebiet so groß ist, hätte ich nicht gedacht.«
    »Bei uns gibt es nichts Kleines.«
    »Das Gefühl habe ich auch.«
    Sie lachte. »Man kann hinfahren, wo man will, man entdeckt immer wieder etwas Neues.«
    »Stimmt.«
    Der Boden rückte näher, ich sah ihn deutlicher und nahm jetzt auch andere Unterschiede auf. Sogar einen kleinen Ort sah ich. Er lag jedoch so weit weg, dass er nicht als Landeplatz infrage kam.
    Ich blieb gelassen. Angeschnallt war ich auch und so wartete ich auf das Ende des Flugs.
    Das kam auch. Es war ein Gehoppel auf der Rollbahn. Erst jetzt schaute ich wieder nach draußen. Das war keine normale Landebahn aus Beton. Das war eine Piste. Da wallte sogar Staub auf, aber die Maschine hielt. Es ging nichts kaputt. Kein Rad brach ab, auch kein Flügel, wir schwankten zwar ein wenig, rollten aber locker aus.
    Als wir standen, klatschte Karina und rief: »Heil in Ostrow angekommen. Das ist mal was.«
    »Hast du das nicht gedacht?«, fragte der Pilot.
    »Doch, aber ich freue mich trotzdem.«
    »Danke.«
    Wir stiegen aus. Und beim Ansteigen klopfte ich dem Piloten auf die Schulter. »Gut gemacht.«
    »Danke.«
    Hier war es kälter als in Moskau. Der Wind war böig.
    Der Flughafen bestand praktisch aus einem Gebäude, das an einer Stelle noch etwas in die Höhe gebaut worden war. So konnte man behaupten, dass es hier einen Tower gab.
    »Und wie weit ist es noch bis Ostrow?«
    »Da nehmen wir uns einen Wagen.«
    »Der steht auch schon bereit, wie ich dich kenne.«
    »Ja, steht er.«
    Wir befanden uns zwar in einer einsamen Gegend, aber der Service war nicht schlecht. Auch das Auto nicht. Kein flotter Flitzer, sondern ein Geländewagen der Marke Jeep.
    Karina schaute mich an. »Na, jetzt zufrieden?«
    »Immer.«
    »Willst du fahren?«
    »Nein, nein, mach du das lieber.«
    Sofort konnten wir noch nicht los. Karina musste noch ein paar Worte mit dem Chef des Flughafens wechseln, der einiges in seine Kladde schrieb, dann grüßte und uns gute Fahrt wünschte.
    »Und jetzt?«
    Karina
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