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182 - Im Dorf der Telepathen

182 - Im Dorf der Telepathen

Titel: 182 - Im Dorf der Telepathen
Autoren: Ronald M. Hahn
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»Aber du bist der Bürgermeister.«
    Matt fuhr zu Lylah herum. »Wirklich?«
    »Na schön.« Lylah schaute Matt an. »Lasst uns reingehen. So was bespricht sich besser bei ‘nem Tröpfchen.« Sie deutete mit dem Kopf auf das Haus, in dem sie Zuflucht gesucht hatten, und ging los. Matt, Doc und die anderen folgten ihr.
    Kurz darauf saßen sie, jeder ein Glas mit klarem Feuerwasser in der Hand, im Parterre an einem groben Tisch auf ebenso groben Stühlen und schauten aus dem Fenster auf die Dorfstraße hinaus.
    »Wir brauchen dringend jemanden, der hier für Ordnung sorgt«, sagte Lylah. »Die geht nämlich immer mehr den Bach runter, seit die Anangu ständig Fremde hier abladen.«
    »Die Unruhestifter sagen, sie hätten den bösen Blick«, sagte Sammy der Schmied.
    »Gespenstisch sehen sie ja aus«, meinte Doc.
    Jerry der Schreiner nickte. »Die Rüpel machen die armen Teufel für jeden Kopfschmerz verantwortlich.«
    »Welche Rüpel?«, fragte Matt. »Roohan und seine Freunde?«
    Doc nickte. »Sie hetzen die Leute auf. Sie reden ihnen ein, die Fremden wären gemeingefährliche Irre, die sie verhexen und ihnen Krankheiten anhängen würden.«
    »Außerdem sollen sie die Vorhut eines Invasionsheers sein, das bald hier aufmarschiert, um uns unser Land wegzunehmen und uns alle zu versklaven«, warf Sammy ein.
    »Wer kommt denn auf so was?«, fragte Matt.
    »Ängstliche Menschen.« Doc seufzte. »Früher waren die Rüpel eigentlich ganz umgänglich. Natürlich haben sie, wie alle jungen Leute, auch mal über die Stränge geschlagen. Am nächsten Tag haben sie sich dann entschuldigt. Aber jetzt…« Er zuckte die Achseln. »Sie sind ständig gereizt, weil sie sich unterdrückt fühlen.«
    »Von wem?«
    »Von den Anangu.« Doc stand mit der Blechtasse in der Hand auf und ging hin und her. »Es war früher schon nicht einfach: Die Jackos behandeln uns wie Dreck, weil sie in der Mehrzahl rassistische Blödiane sind. Die Anangu ignorieren uns. Denen sind wir nicht gut genug, weil es uns an den Fähigkeiten mangelt, über die sie so reichlich verfügen. Wir haben uns immer bemüht, beiden Parteien aus dem Weg zu gehen, und konnten in dieser Region immer ganz gut leben. Doch seit die Anangu diese Schlafwandler bei uns abladen, wird die Atmosphäre zunehmend vergiftet. Die jungen Leute lassen ihren Frust an allem und jedem aus – nur nicht an den Verursachern ihrer miesen Stimmung. Es ist schon wahr: Die Anangu laden uns Probleme auf den Hals, um die wir sie nicht gebeten haben. Von hier verschwinden können Roohan und seine Kumpane nicht. Anderswo würde es ihnen nur schlechter ergehen. Viele Jackos machen Jagd auf alle Nichtweißen. Dass wir hier unbehelligt leben können, liegt daran, dass dies das Gebiet der Anangu ist.«
    »Seit die Schlafwandler hier sind, ist alles aus den Fugen geraten.« Lylah nickte. »Wir brauchen jemanden, der den jungen Leuten die Zähne zeigt; jemanden, dem sie Respekt entgegen bringen. Jemanden, der ihnen klarmacht, dass sie die Existenz des ganzen Dorfes aufs Spiel setzen, wenn sie sich einmischen.«
    »Was tun sie?«, fragte Matt.
    »Sie bedrohen mich und meine Helferinnen«, sagte Lylah.
    »Warum klopft ihr den Jungen nicht einfach mal auf die Finger?« Matt schaute Doc und die anderen an.
    »Wir sind keine Schläger«, sagte Doc. »Dresche würde ihren Trotz außerdem nur noch steigern.«
    »Wenn es nötig wäre, würde ich es tun«, murmelte Matt mehr zu sich selbst.
    »Dass du es kannst, hast du gestern Nacht bewiesen, Matt«, sagte Doc grinsend. »Mehrere Leute haben es gesehen. Der ganze Ort redet darüber. Aber du hast vorher mit Ihnen geredet. Vielleicht solltest du es noch mal versuchen.«
    Marshal Drax. Das klang nicht übel. In seiner Kindheit hatte Matthew – unter anderem – Westernfilme aus der Ära seines Großvaters gesammelt. Er dachte an John Wayne, aber auch daran, dass nur Filmhelden unverwundbar waren.
    Als Ordnungshüter wäre er für die Bösen ein Ziel.
    Und nicht nur für sie; auch für die Choleriker, die ihre Taten vielleicht später bereuten – wenn es zu spät war.
    Im wirklichen Leben forderten die Bösen den Marshal nicht vor aller Augen zu einem Duell auf der Main Street heraus. Im wirklichen Leben stießen sie ihm von hinten einen Dolch ins Herz und traten ihm die Zähne ein, wenn er im Sterben lag.
    »Ich weiß nicht, ob ich dafür genügend Kompetenz habe«, sagte Matt.
    » Wir halten dich für kompetent«, sagte Doc lässig.
    Sammy und Jerry nickten. Lylah
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