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1815 - Rätselwelt Galorn

Titel: 1815 - Rätselwelt Galorn
Autoren: Unbekannt
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der Festung.
    So ging es weiter. Wir standen, stießen seltsame, zum Teil erschreckende Laute aus, taten aber nichts, außer dazustehen und den Robotern zuzusehen. Ich konnte andere Stadtbewohner sehen, die wie wir gebannt wirkten. Es war kein Zwang; ich hätte tun können, was immer ich wollte. Umherlaufen, auf und ab springen.
    Aber ich wollte nicht, und meine Wahrnehmung sagte mir deutlich, daß es wirklich mein Wille war, nichts zu unternehmen.
    Minuten vergingen, eine nach der anderen. Die Spannung stieg immer weiter an, es war kaum noch auszuhalten. Wie im alten Kino, nachdem es dunkel geworden ist. Man sitzt da und wartet und wartet, daß endlich die ersten Bilder auftauchen und man etwas zu sehen und zu fühlen bekommt. Wann endlich geht es los?
    Wann geht was los?
    Ich weiß nicht mehr, wie mir zumute ist. Teilweise macht sich in mir der Eindruck breit, als stünde ich neben mir selbst und könnte mir zusehen bei dem, was ich mache und denke. Mein Körper ist ruhig, gelassen, entspannt. Auch meine Gedanken und Gefühle sind frei, beweglich, ungehindert.
    Und doch ist diese Spannung da, und sie wird größer. Und noch größer, sie scheint mich zerreißen zu wollen.
    Was ist das? Was geschieht mit mir?
    Ist dies das ominöse Shifting?
    Wenn sich die Spannung weiter steigert, wenn sie im buchstäblichen Sinn unerträglich ist, dann wird sie mich zerreißen und umbringen, ich spüre es. Ich kann es nicht mehr aushalten ...
    Die Sonne geht auf, ganz langsam. Ich spüre, wie sie ihre Wärme in meinen Körper schickt und ihn langsam, genußvoll, in Besitz nimmt.
    Die Muskeln werden schlaff und weich, ich kann sie kaum noch spüren. Sie sind auch unwichtig gworden.
    Es ist warm. Keine schneidende Kälte mehr, auch keine schweißtreibende Hitze, wie ich sie hasse. Es ist eine perfekte Wärme, anders kann ich es nicht nennen; besser als so kann Wärme nicht sein.
    Mein Atem strömt ruhig und gleichmäßig. Nicht ich atme, es atmet mich, und mit jedem Atemzug breitet sich der Frieden in mir aus, eine unerschütterliche Gelassenheit.
    Nichts wird mich jemals aus diesem seelischen Gleichgewicht hinauswerfen können. Es ist nicht gut, das ist ein viel zu schwacher Ausdruck dafür. Es ist ...
    Vollkommen.
    Das ist das Wort. Vollkommen. Unerreichbar, unübertreffbar, einfach perfekt. Noch besser als supertoll oder was immer man zur Beschreibung des wirklich Guten benutzt hat.
    Vollkommen, ich habe keinerlei Wünsche nach Steigerung oder Verbesserung der Lage.
    Mein Hunger ist geschwunden, ich bin gesättigt, tief und tief durchgesättigt. Nicht vollgefressen, sondern satt im ursprünglichen Sinn des Wortes. Es genügt einfach, es braucht nicht mehr.
    Ich brauche keine Nahrung mehr, ich brauche nichts zu trinken. Auch jeder Durst, den ich haben könnte, ist gestillt, für immer. Vollkommen.
    Und dazu der Frieden in mir. .
    Ich will nichts mehr. Wozu auch? Ich habe alles, was ich mir je hätte wünschen können. Ist es das?
    Nein, es ist viel mehr, und in diesem Augenblick endlich begreife ich es.
    Das Glück, das wirkliche und wahrhaftige Glück, besteht nicht darin, alles zu kriegen, was man haben will. Es besteht darin, nichts mehr zu wollen. Keine Wünsche, keine Bedürfnisse mehr zu haben.
    Dann gibt es nichts, was noch fehlen könnte, kein Mangel, keine Entbehrung ist vorstellbar. Man muß auch vor nichts mehr Angst haben.
    Es gibt nichts, was man mir wegnehmen oder rauben könnte, womit man mir einen Schaden zufügen könnte. Selbst an meinem Leben hänge ich nicht mehr.
    Ich habe es wirklich erreicht, jenes ferne Ziel, von dem andere nur träumen können.
    Das Glück.
    Ich bin nicht glücklich. So ist es nicht richtig ausgedrückt.
    Ich bin das Glück. Alles, was ich bin, ist Glück, mehr ist nicht vorhanden. Die absolute, unendliche Wunschlosigkeit ...
     
    *
     
    Und dann, von einem Augenblick auf den anderen, ist es vorbei. Noch immer ist kein Hunger zu spüren, kein Durst, keine Angst. Es gibt keine Kälte und keine Schmerzen mehr.
    Aber auch die Vollkommenheit ist verschwunden, und sie vermisse ich.
    Ich stehe da wie betäubt, wie ausgehöhlt. Langsam kehren die Empfindungen der Normalität in meinen Körper und meinen Geist zurück, und es fühlt sich gut an.
    Die Kälte, der Hunger, alles dies macht mir nicht das geringste aus. Es ist gut, keinen Hunger zu haben, es ist gut, nicht frieren zu müssen, aber die Erfüllung dieser Bedürfnisse ist nicht alles.
    Da ist noch etwas, jenseits der Erfüllung aller
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