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1811 - Der Vogelmensch

1811 - Der Vogelmensch

Titel: 1811 - Der Vogelmensch
Autoren: Jason Dark
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bewegen wollte. Das lange Sitzen machte nur steif. Deshalb lief ich durch das Haus, und ich dachte nur an Carlotta und daran, dass ihr hoffentlich nichts passierte.
    Ich ging bis zur Haustür und zog sie auf. Draußen hatte sich nichts verändert.
    Maxine Wells war mir gefolgt und stand jetzt neben mir. Sie schaute nach vorn wie ich und zuckte plötzlich zusammen. Dann fasste sie nach meinem Arm und flüsterte: »Da kommen sie.«
    »Wo?«
    »Schau hoch und dann nach rechts.«
    Das tat ich und stellte fest, dass sie sich nicht vertan hatte. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich sah, dass es zwei Personen waren, die da durch die Luft glitten.
    »Es sind beide, John.«
    »Ja.«
    Sie schaute mich an. »Und was machst du jetzt?«
    »Ich tauche ab.«
    »Gut.«
    Ich zog mich schon zurück, und Maxine drehte sich noch mal um. »Wir packen das – oder?«
    »Ja, das schaffen wir.« Mehr sagte ich nicht. Ich musste mir noch ein gutes Versteck suchen und war dann weg …
    ***
    Hätte es einen Grad ihrer Nervosität gegeben, er hätte sicherlich stark ausgeschlagen, so nervös war Maxine.
    Hielt der Vogelmensch sein Versprechen oder hielt er es nicht? Das war die große Frage.
    Sie verloren an Höhe. Wenn sie so weiterflogen, würden sie kurz vor der Haustür den Boden erreichen.
    Die Tierärztin blieb auf der Schwelle stehen und hielt die Hände zu Fäusten geballt. Sie fühlte sich so hilflos diesem Vogelmenschen gegenüber, aber auch erleichtert, dass sie ihren Schützling Carlotta noch sah.
    Wie sie erkannte, hatte man ihr nichts getan. Sie war nicht verletzt, und sie konnte auch aus eigener Kraft fliegen, was natürlich sehr wichtig war.
    Noch tiefer glitten sie. Dann bekamen ihre Füße Kontakt mit dem Boden.
    Die Tierärztin traute sich nicht, sich von der Stelle zu lösen. Sie fühlte sich wie gelähmt und wartete darauf, dass etwas gesagt wurde. Dabei hielt sie ihren Blick auf das Gesicht des Vogelmädchens gerichtet.
    Sie sah nichts, was auf eine Verletzung hingedeutet hätte. Auch der Körper war okay.
    »Hi, Maxine …«
    »Hallo, Carlotta.«
    »Es ist alles gut.«
    »Wirklich?«
    Carlotta nickte. »Ja, ich habe alles überstanden, und du hast ja auch mitgespielt, wie ich hörte.«
    »Ja, mir blieb nichts anderes übrig.«
    »Dann wird er hier bei uns wohnen?«
    »Ich habe zugestimmt.«
    »Aber können wir das überhaupt?«
    »Wir müssen es versuchen.«
    »Sicher.«
    Der Vogelmensch meldete sich. Er hatte seine Maske nicht abgenommen. Hinter ihr klang seine Stimme auf, und sie hörte sich irgendwie blubberig an.
    »Ich will ins Haus.«
    »Gut. Und dann?«
    »Werden wir reden.«
    Maxine nickte. Sie gab den Weg frei. Carlotta ging dicht an Maxine vorbei.
    »Sind wir allein?«
    Die Tierärztin sagte nichts. Nur mit den Augenbrauen gab sie ein Zeichen.
    »Gut.« Carlotta ging weiter. Sie kannte sich aus. Sie betrat den Flur und wollte durch bis zu ihrem Zimmer gehen, als sie die Stimme hörte.
    »He, wo willst du hin?«
    »Keine Angst, ich bleibe im Haus.«
    »Das weiß ich. Komm wieder zurück.«
    »Okay.«
    Sie ging die wenigen Schritte und blieb vor Randy Scott stehen. Er hatte seine Maske abgenommen. Jetzt präsentierte er sein Vogelgesicht mit dem breiten und auch leicht gekrümmten Schnabel. Der Blick der kalten Augen war auf Carlotta gerichtet. Dann hörte sie auch die Stimme des Vogelmannes.
    »Ich kenne dieses Haus nicht. Deshalb möchte ich es kennenlernen. Und du kannst mich führen.«
    Carlotta nickte. Dann fragte sie: »Was willst du denn sehen?«
    »Alles.«
    »Wie alles?«
    »Frag nicht so blöd.«
    »Auch die Praxis der Ärztin?«
    »Ja, die auch.«
    Carlotta holte tief Luft und hörte die Stimme ihrer Ziehmutter. »Geh schon, ich warte auf dich.«
    »Ja, das musst du«, sagte der Vogelmann. »Würdest du es nicht tun, ginge es deinem Schützling schlecht.«
    »Ich weiß.«
    Die beiden gingen, und Scott konnte sich ein Lachen nicht verkneifen …
    ***
    Es war kein perfektes Versteck, aber in der Eile hatte ich mir auch groß keine Gedanken gemacht. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass sich der Vogelmann das Haus genau anschauen wollte, und das konnte für mich gefährlich werden.
    Ich stand dicht hinter der Tür und hatte meine Ohren gespitzt.
    Das Geschehen spielte sich im Flur ab. Noch einige Sekunden waren die Stimmen für mich zu hören, dann wurden sie schwächer, und schließlich waren sie ganz verschwunden.
    Ich wartete noch, zählte dabei bis zwanzig, dann öffnete ich behutsam
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