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1811 - Der Vogelmensch

1811 - Der Vogelmensch

Titel: 1811 - Der Vogelmensch
Autoren: Jason Dark
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die Tür und peilte in den Flur.
    An der linken Seite war niemand zu sehen, ich schaute nach rechts, und dort sah ich sie dann. Wie eine einsame Wächterin stand Maxine Wells auf der Stelle und atmete heftig.
    Als sie mich sah, zuckte sie zusammen. »Du?«
    »Ja, das siehst du.«
    »Bist du denn verrückt?«
    »Warum?«
    »Wie leicht hätte man dich entdecken können. Was hättest du denn getan, wenn er zuerst hier unten die Räume hätte durchsuchen wollen?«
    »Ich hätte mich versteckt.«
    »Und das hätte gereicht?«
    »Bestimmt nicht.« Meine Lippen verzogen sich. »Ich hätte ihn unter Umständen aber stellen können.«
    »Und dann?«
    »Ginge es uns jetzt besser. Möglicherweise.«
    »Ja, das mag sein. Aber im Ernst, wo willst du dich denn verstecken? Hast du dir denn schon darüber Gedanken gemacht?«
    »Habe ich.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Ich habe mir keinen bestimmten Ort ausgesucht, Maxine. Ich will da flexibel bleiben.«
    »Aha.«
    Sie sah aus, als hätte sie nichts verstanden, deshalb nahm ich sie kurz in den Arm.
    »Bitte, jetzt denk mal nüchtern. Ich will nicht in einem Raum bleiben. Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Nein, gar nicht.«
    »Super.«
    »Aber es ist auch gefährlich. Du musst immer auf der Hut sein.«
    »Keine Sorge, das bin ich.«
    »Gut, dann gehe ich jetzt in den Wohnraum und locke die beiden dorthin. Du kannst ja in meinem Bad verschwinden, das hat eine Verbindungstür zum Schlafzimmer.« Sie wurde etwas verlegen. »Aber das kennst du ja.«
    »Stimmt, und ich habe es auch nicht vergessen.«
    »Dann wäre es eine Wiederholung wert?«
    »Immer.« Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen und beeilte mich, in das Schlafzimmer zu gelangen, denn in der Ferne klangen Stimmen auf. Ein Zeichen, dass die Rückkehrer auf dem Weg waren und bald bei uns sein würden.
    Ich war still, reduzierte sogar meinen Atem und lauschte.
    Sie befanden sich noch im Flur, das bekam ich schon heraus. Aber ich hörte nicht, was sie sagten, und so war ich gespannt, wie es weitergehen würde.
    Nein, er durchsuchte die Räume hier unten nicht.
    Ich setzte mich auf die Bettkante. Die Warterei ging mir auf die Nerven.
    Ich überlegte, ob ich mich hinlegen sollte. Wenn ich das allerdings tat, lief ich Gefahr, einzuschlafen, und das wollte ich nicht riskieren.
    Ich blieb allein, aber nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit, denn nebenan öffnete sich die Tür zum Bad und eine Gestalt huschte in den Raum.
    Ich hatte sofort meine Beretta in der Hand, steckte sie aber schnell wieder weg, als ich die Person sah, die das Schlafzimmer durch die zweite Tür betrat.
    Es war Carlotta. Sie strahlte von Ohr zu Ohr und sagte dann: »Ich musste einfach kommen und dich begrüßen.«
    Sie fiel mir in die Arme und ließ sich einmal um die Achse schwenken.
    Ich setzte sie wieder ab.
    Sie blies mir ihren Atem ins Gesicht. »Ich habe alles gut überstanden.«
    »Und wo bist du gewesen?«
    »In einer Höhle. Sie lag hoch.«
    »Aha. Weißt du eigentlich, was dieser Vogel will?«
    »Ja. Er sucht eine Heimat. Er will einen Ort haben, an dem er bleiben kann. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Also hier bei euch.«
    »Ja.«
    »Schön«, brummelte ich, »und was läuft sonst noch?«
    »Keine Ahnung. Aber ich habe den Eindruck, dass er noch mal raus will, bevor es richtig dunkel wird.«
    »Was nicht schlecht wäre.«
    »Wieso? Willst du ihn packen?«
    »Nicht nur das. Ich muss ihn vernichten.«
    »Hm.« Carlotta nickte. Aber sie sah so aus, als wäre sie damit nicht einverstanden.
    »Ist was?«
    »Nein, nein, John. Es ist nur komisch, ich will nicht sagen, dass ich mich an ihn gewöhnt habe, aber ihn so einfach zu vernichten, das könnte ich auch nicht. Er ist ein armes Schwein. Er weiß ja nicht, wohin er gehen soll.«
    »Aber es kann auch nicht so bleiben wie jetzt. Er will bei euch wohnen – oder?«
    »Schon.«
    »Das geht nicht.«
    »Und wo soll er hin?«
    »Es ist nicht unser Problem. Er ist ein Veränderter. Ein Mutant, meinetwegen. Was meinst du, was die Gesellschaft sagen wird, wenn sie ihn sieht.«
    »Das darf sie nicht.«
    »Kannst du das denn für immer verhindern?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Ich glaube nicht, dass dies möglich ist.«
    »Dann willst du ihn erschießen?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    Carlotta stand vor mir und blitzte mich an. »Was willst du denn tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Gut, dann gehe ich jetzt wieder. Es wird sowieso Zeit für mich. Zu lange will ich nicht wegbleiben.«
    »Ja, tu das.«
    Sie
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