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1808 - Landung auf Lafayette

Titel: 1808 - Landung auf Lafayette
Autoren: Unbekannt
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beschäftigte, ihnen kleine Leckereien aus Algentang und Keksen aus einem Eimer zusteckte, den Bunny gebracht hatte, und mit ihnen redete, als wären sie Menschen.
    Der Roboter beschäftigte sich damit, das Becken zu säubern und die Exkremente der Forschungsobjekte einzusammeln.
    Joseph, der wie Pepe die Tiere sehr schnell voneinander zu unterscheiden lernte, kümmerte sich um die besonders bedürftigen „Pflegekinder": Opfer von Fleischfressern, die im letzten Moment entkommen waren, oder von Rivalenkämpfen. Dabei ließ er Bunny Aufzeichnungen machen und kommentierte seine Eindrücke.
    Tiere einfach nur zu beobachten, ohne die von Michael Doucet angesprochenen stets vorherrschenden Vorurteile, dafür war Joseph Broussard aufgrund seiner Sensibilität und Aufgeschlossenheit anderen gegenüber ausgezeichnet geeignet.
    Er brauchte kein Wissenschaftler zu sein, denn er zog keine Schlußfolgerungen. Er zeichnete lediglich auf, was ihm auffiel, sei es noch so unbedeutend, und ebnete den Wissenschaftlern den Weg.
    Mittags brachte Dewey Balfa einen kleinen Imbiß in einem Korb vorbei, den sie gemeinsam verzehrten.
    „Fran meint, ich soll abnehmen, deshalb muß ich mich bei euch einladen. Sie hat mir nichts gegeben", schmunzelte er und streichelte liebevoll seinen imposanten Bauch.
    „Wenn man dich früher gekannt hat, du Bohnenstange, möchte man heute kaum glauben, wen man vor sich hat", grinste der Cajun. „Das faule Leben scheint dir überaus zu bekommen."
    „Ich genieße es, nicht mehr ständig auf die Linie achten zu müssen, Joseph. Ich möchte unsere Abenteuer niemals missen. Aber das ist vorbei. Alles hat seine Zeit. Jetzt ist es an der Zeit, den Rest des Lebens in Ruhe zu genießen und von den Erinnerungen zu zehren. Ich fühle mich sehr wohl dabei; Michael auch, wenn ich seinen Worten glauben darf."
    „Mir geht es ebenso", stimmte Joseph zu. „Seit ich auf Lafayette bin, fühle ich mich wieder eins mit mir.
    Wenngleich ich manchmal die tollen Nächte auf der BASIS über Stifterman III, als sie schon ein Casino war, vermisse ..."
    „Ach was", unterbrach Dewey. „Das war doch ein großer Mist, den wir da gemacht haben. Wir wurden zur Schau gestellt wie in einem Panoptikum, die Überlebenden der großen Coma-Expedition und all so was.
    Wir fühlten uns nach dem Ende der Expedition so nutzlos, so ziellos, daß wir alles mit uns machen ließen und das Angebot ohne zu zögern angenommen haben. Wir haben uns stolz gefühlt, als wichtige Personen. Ha! Es war peinlich bis zum Erbrechen. Glücklicherweise ist Michael und mir das nach deinem Unfall bewußt geworden. Deswegen war es gar keine Frage für uns, dich nach Hause zu begleiten. Ich bin froh, daß wir das hinter uns haben. Und für dich war’s auch besser, alter Freund. Du hattest angefangen, ordentlich über die Stränge zu schlagen."
    „Hör dir das an, Pepe! Und da behauptet jeder, ich würde Raumfahrergarn spinnen! Ich war stets solide und habe auf euch aufgepaßt!"
    „Und unsere Windeln regelmäßig gewechselt." Dewey Balfa grinste breit und nachsichtig.
     
    *
     
    Am Nachmittag hatten Joseph und Pepe keine Lust mehr, mit der Arbeit fortzufahren. Beide waren inzwischen klatschnaß, sowohl vom Wasser als auch von der Hitze. Bunny war längst im Labor verschwunden, um seine Proben und den Bericht abzuliefern.
    Die Tiere waren ebenfalls müde, am Nachmittag waren lähmende Hitze und Feuchtigkeit am schlimmsten, jede Bewegung wurde zur Qual. Die Geräusche von Sumpf und Dschungel waren auf ein Minimum abgesunken, alles war in der Bewegung erstarrt.
    Dies waren die friedlichsten Stunden des Tages, zu denen beispielsweise Joseph Broussard gelegentliche Besucher von Terra oder anderen Welten zu Fuß in die Wildnis hinausführte, wenn sie es wünschten. Das war zwar ungeheuer anstrengend, aber immerhin gab es keinerlei Gefahr, auf die geachtet werden mußte. Die Besucher kehrten meistens total erschöpft, aber begeistert und im stolzen Bewußtsein, sich einem solchen Abenteuer gestellt zu haben, wieder ins Camp zurück.
    Pepe legte sich am Rand des Beckens nieder, verschränkte die Arme als Kopfstütze unter dem Nacken und schloß die Augen. Keine zwei Sekunden, und er war eingeschlafen.
    Der Junge konnte jederzeit und an jedem Ort sofort einschlafen und war ebenso schnell wieder hellwach. Das war ein weiteres Merkmal dafür, daß er lange Zeit in der Wildnis gelebt haben mußte, vielleicht als Sohn eines Jägerpaares, das ein unstetes Nomadendasein
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