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1805 - Arsenal der Macht

Titel: 1805 - Arsenal der Macht
Autoren: Unbekannt
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erreichbar, das Vergangene wie das Zukünftige, alles Lebendige, selbst alles, was bereits gestorben sein mag.
    Dies ist der Ort, der keine Grenzen kennt - buchstäblich die Brücke in die Unendlichkeit ... so scheint es.
    „Perry, verdammt ... !"
    Seltsam, sie empfinden so anders als ich. Was mir als Chance erscheint, als Verheißung, erscheint ihnen bedrohlich und furchteinflößend - sogar ihnen, denen Furcht sonst so fremd ist.
    Ich stoße einen Seufzer aus, stehe auf. Ich will sie nicht länger schmoren lassen, nur um meines privaten Vergnügens willen. Das haben diese alten, erprobten Gefährten so vieler Kämpfe und Gefahren nicht verdient.
    Langsam schreiten wir weiter, den Steg entlang.
    Ist es Bestimmung, daß wir diesen Ort erreicht haben? Oder Zufall? Oder sogar ein ungewolltes Ereignis, eine Art Betriebsunfall des Systems, welchen auch immer?
    Zu sehen gibt es nichts, was uns vertraut wäre. Der Steg, das sich ins Unendliche dehnende Universum, das uns einhüllt und dessen Grenzen nicht einmal zu ahnen sind, wir selbst. Das ist alles.
    Dann aber ...
    Alaska bleibt stehen und mustert das Ding, das auf dem Boden liegt. Es ist blau und weiß gestreift, besteht aus Plastikmaterial - „Minderwertige Ware", urteilt Alaska nach einem prüfenden Handgriff - und ist vollkommen leer. Vielleicht hat jemand das Ding als eine Art Rucksack benützt. Die Riemen und Schnallen deuten darauf hin.
    Alaska hat die Augen zu Schlitzen verengt und denkt nach.
    „So, wie das Ding hier liegt", murmelt er. „Der Träger müßte uns entgegengekommen sein ..."
    Wir haben nichts gesehen. Wir sind ganz allein auf dem Steg.
    „Laß den Sack liegen", schlage ich vor. „Gehen wir weiter."
    Schon bei den ersten Schritten auf dem Steg habe ich zu zählen begonnen. Diese Brücke sieht nicht so aus, als würde sie den normalen Gesetzen der Physik und Logik gehorchen. Es kann sich auch um eine Sinnestäuschung handeln. Und in gewisser Weise waren wir ebenfalls getäuscht worden.
    Ich habe exakt 1279 Schritte gezählt, also etwas mehr als einen Kilometer Länge, als der Steg in die Ewigkeit jäh aufhört. Ein Blick zurück =in dieser Richtung scheint die Brücke wieder unendlich lang zu sein.
    Ich höre Bully schlucken. Einige Schritte vor uns ist die letzte Bohle zu erkennen, dahinter ist nur Dunst.
    Der gleiche Dunst, den wir schon während des Spaziergangs rechts, links und unter uns gesehen haben, gewissermaßen der Morgennebel der Schöpfung.
    Jenseits der letzten Bohle, so scheint es, liegt einfach nur das Universum ...
    „Was liegt dahinter?" frage ich halblaut.
    „Nichts, vermutlich", antwortet Alaska Saedelaere halblaut. „Ein Schritt zuviel, und du wirst abstürzen und sterben."
    Für ihn scheint es festzustehen, daß - wenn überhaupt -ich derjenige sein werde, der diesen Schritt zu machen hat.
    „Dann laß uns umkehren", schlägt Bully vor. „Hier können wir nichts ausrichten, und auf Trokan wird man uns brauchen."
    Dieser Einwand ist richtig. In meiner Faszination habe ich die Ereignisse im Solsystem nahezu vergessen. Auf der anderen Seite aber ...
    „Zwischen Trokan und diesem Steg gibt es eine Verbindung", entgegne ich Bully. „Und das nicht nur im verkehrstechnischen Sinn, sondern vor allem auch kausal, wie ich vermute. Die Rätsel, die uns die Entwicklung auf Trokan aufgibt, können wir vielleicht nur hier lösen oder dort!"
    Ich deute auf das Ende der Brücke und mache zwei Schritte, die mich näher an die letzte Bohle heranbringen. Alaska und Bully folgen, wenn auch mit sichtlichem Unbehagen.
    Es dauert nur wenige Augenblicke, dann hat uns abermals eine Nebelwand eingehüllt, wie auf Trokan.
    Wieder handelt es sich nicht einfach um undurchsichtigen Wasserdunst, sondern um etwas gänzlich anderes.
    Der Nebel umfängt uns und hüllt uns ein.
    Und er studiert uns ...
    Ich kann es förmlich spüren, wie wir abgetastet werden, nicht körperlich, sondern eher mental.
    Irgendeine unsichtbare Instanz scheint uns zu überprüfen, ob wir überhaupt die Berechtigung haben, uns an diesem Ort aufzuhalten.
    „Die mögen uns nicht", läßt sich durch den Dunst Reginald Bull vernehmen. „Ganz und gar nicht."
    „Uns beide vielleicht nicht", präzisiert Alaska Saedelaere mit leicht sarkastischem Unterton. „Aber Perry scheint man zu mögen!"
    Das deckt sich mit meiner eigenen Beobachtung. Ich habe einen sehr genauen Eindruck: Diese Brücke ist gewissermaßen für mich bestimmt. Es ist geplant und beabsichtigt, daß ich sie
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