Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1805 - Arsenal der Macht

Titel: 1805 - Arsenal der Macht
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Funkgerät in einem. Die Funkgeräte sind still, darüber können wir keinen Kontakt herstellen zu der Welt, die wir vor wenigen Augenblicken verlassen haben.
    Wir schreiben den 28. Oktober des Jahres 1288 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, nach der Uhr ist es früher Morgen, aber in dieser Landschaft existieren keine Tageszeiten.
    Nie zuvor habe ich diesen eigentümlichen Ort gesehen. Und doch, es klingt seltsam, ist er mir vertraut, als wäre ich diesen Steg schon Tausende von Malen entlanggeschritten. Von Furcht kann keine Rede sein. Ich mag diesen Ort, er weckt meine Neugierde.
    Ich blicke Bully an, dann Alaska Saedelaere; ihre Mienen sind angespannt, verkniffen. Es gefällt ihnen auf dem Steg nicht.
    „Wie geht es euch?" frage ich.
    Alaska schüttelt heftig den Kopf.
    „Unangenehm", antwortet er nach kurzem Zögern. „Da ist etwas, das sich mir entgegenstemmt, ein mentaler Druck, der auf mir lastet, sehr kalt und irgendwie bedrohlich!"
    Ich blicke auf Reginald Bull, auch seine Miene ist verdrießlich.
    „Mir geht es nicht anders", räumt er unwillig ein. „Offenbar sind wir hier äußerst unerwünscht. Am liebsten würde ich umkehren und gehen."
    Umkehren? Das kommt gar nicht in Frage, jedenfalls nicht für mich. Ich gehöre hierhin, das weiß ich genau. Außerdem ist ein Rückweg gar nicht mehr zu erkennen. Es gibt nur uns drei und den Steg, der sich nach beiden Seiten in die Unendlichkeit dehnt.
    „Dir scheint es ganz anders zu gehen, Perry", hakt Alaska Saedelaere nach. >Richtig?"
    „Gut beobachtet", stimme ich zu. „Laßt uns weiter gehen und zusehen, was es zu entdecken gibt."
    „Vielleicht sollten wir zunächst einmal herausfinden, ob wir diesen Weg auch zurückgehen können", schlägt Alaska vor.
    Der Einwand ist zweifellos berechtigt, aber ich sehe die Sache anders.
    „Wer weiß", gebe ich zurück, „ob wir jemals eine zweite Chance bekommen, diesen Steg zu beschreiten."
    „Trotzdem", bleibt Alaska beharrlich, „scheint es mir naheliegend, daß wir uns um eine bessere Ausrüstung bemühen sollten. Waffen, Meßgeräte und dergleichen. Und ein paar Männer und Frauen als Verstärkung ..."
    Reginald Bull ist es dieses Mal, der den Gedanken zurückweist.
    „Wenn wir uns gegen diesen mentalen Druck kaum behaupten können", sagt er ruhig, „werden es Normalbürger ganz bestimmt nicht schaffen. Und haltet mich bitte nicht für überheblich, wenn ich das sage."
    „Ich gebe dir recht", stimme ich zu. „Also, wie sieht es aus? Gehen wir weiter? Wenigstens bis zum Ende des Stegs, oder eben so weit, wie wir in einer Stunde schaffen?"
    Ich sehe, wie die beiden zurückblicken, sich ansehen und dann nicken. Auch wenn es ihnen keinen Spaß bereitet, sie werden in meiner Nähe bleiben. Auf Freunde und Gefährten wie Alaska und Bully kann ich mich verlassen. Es tut gut, das zu wissen.
    Zögernd mache ich die ersten Schritte. Der Boden ist gut zu betreten, nicht rutschig. Und bei einer Breite von zehn Metern ist auch die Gefahr, auszugleiten und über den Rand zu stürzen, sehr gering. Aber es bleibt ein Restrisiko. Mehr als eines, denn niemand von uns dreien vermag abzuschätzen, wie es da unten in der dunstigen Tiefe aussieht.
    Die normalen Begriffe unseres Denkens versagen hier.
    Ich denke an Steg, an Boden, Geländer - aber diese Brücke in die Unendlichkeit ist mit diesen materiellen Worten nicht einzufangen. Vielleicht ist das, was wir sehen, nicht wirklich real, jedenfalls nicht in dem Sinn, in dem wir unseren Kosmos begreifen und ordnen. Vielleicht bewegen wir uns auf Symbolen, auf einer materiellen Projektion einer hyperdimensionalen Gegebenheit. Ganz sicher ist dieses Gebilde nicht einfach nur ein begehbarer Steg.
    Ersteht für einen größeren Zusammenhang, vielleicht für die Überbrückung ungeheurer Distanzen auf einem normaltechnisch nicht nachvollziehbaren Weg.
    Ich wage einige langsame, vorsichtige Schritte, und bei jedem dieser Schritte ist es, als würde ein Schleier von der Umgebung weggezogen. Nur in der Bewegung tritt dieses Phänomen ein. Sobald ich stehenbleibe, verwischt und verschwimmt wieder alles, hüllt sich in Dunst, Wolken gleich, die das dahinter Liegende verbergen.
    Solange ich mich aber bewege, enthüllt sich meinen Augen ein unvergeßliches Schauspiel, wie ich es prächtiger und eindrucksvoller niemals zuvor erlebt habe. Der Steg schwebt dann, haltlos und doch massiv und fest, in einem gleißend hellen Universum, einem Meer aus sanftem, mildem Licht, durchzogen von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher