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1798 - Werkstatt des Lebens

Titel: 1798 - Werkstatt des Lebens
Autoren: Unbekannt
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psychischen Grenzen zu überschreiten und Dinge wahrzunehmen, die sich den normalen Sinnen entzogen.
    Etwas ging über auf Voltago, glitt in den Kyberklon hinein, breitete sich in ihm aus.
    Noch immer Schweigen, gelegentlich unterbrochen durch langsame, fast seufzende Atemzüge.
    Dann endlich etwas, das sich mit den Sinnen erfassen ließ: Voltago begann sich zu verändern.
    Der Kyberklon hatte sich immer schon durch eine ganz besondere Form von Mimikry ausgezeichnet; er vermochte Wesen, denen er begegnet war, mit seinem Körper nachzubilden, mit verblüffender, oftmals erschreckender Genauigkeit bis ins Detail.
    Aber diese Fähigkeit schien verlorengegangen zu sein, nachdem sich Aachthor und Voltago begegnet waren. Das mächtige Wesen hatte sie dem Kyberklon untersagt. Kehrte sie jetzt zurück?
    Atlan stieß ein halblautes Keuchen aus. Sein Extrasinn erfaßte schneller als die übrigen Anwesenden, was geschah, und einen Augenblick später konnte es dann auch Perry Rhodan sehen.
    Voltago nahm die Gestalt eines Mächtigen an. Nein, nicht eines Mächtigen - es war das Gesicht von Aachthor, das sich immer deutlicher und markanter in seinen Zügen ausprägte, bis die Ähnlichkeit nicht mehr zu übersehen war.
    Wie hatte Voltago angekündigt? Er - und nur er - werde von Aachthor befugt werden, die Onund Noon-Quanten an Bord des neuen Sporenschiffes zu übernehmen, eine Vollmacht, die sonst nur einem wahren Mächtigen zustand.
    War dies gleichsam die Übertragung dieser Vollmacht?
    Es sah nach mehr aus, nach sehr viel mehr.
    Es dauerte nur wenige Minuten, in denen die Galaktiker kaum zu atmen wagten, denn sie spürten, daß sich etwas Großes, nahezu Unbegreifbares vor ihren Augen vollzog.
    Ein eigentümlicher Ruck ging durch den Körper des Kyberklons. Es war, als würde sich das Aachthor-Imago gleichsam in Voltagos Körper festsetzen und von ihm Besitz ergreifen. Im gleichen Augenblick fiel die Hand des Mächtigen kraftlos zurück.
    „Es ist vollbracht!"
    Der knappe Satz, von Voltago gesprochen, ließ Perry Rhodan instinktiv schaudern.
    Zum einen war es nicht Voltagos Stimme, die erklungen war, und er hatte sich weder des Hamsch noch des Interkosmo bedient. Er hatte die Sprache der Mächtigen benutzt - und er hatte mit der Stimme Aachthors geredet.
    Zum anderen aber: Voltago hatte viel Zeit mit den Galaktikern verbracht, er kannte ihre Sprache, ihre Eigenart, ihre Kultur, die Mythen der Terraner und ihre Religionen. Der Kyberklon mußte daher wissen, aus welcher Quelle dieser Satz stammte - wenn es denn ein Zitat war und nicht einfach nur Zufall.
    Die letzten Worte des Gekreuzigten von Golgatha - jedenfalls nach der Überlieferung des Johannes.
    Zufall?
    Oder wollte Aachthor/Voltago damit klarstellen, welchen Rang er sich selbst beimaß, trotzigherausfordernder Anspruch, der den Galaktikern klarmachen sollte, wie gering sie in seinen Augen bewertet wurden? Gewollte Blasphemie?
    „Was willst du damit sagen, Voltago?" fragte Atlan und starrte den Kyberklon in seiner neuen Gestalt an.
    „Nenn mich nicht Voltago", wurde ihm erwidert, mit Aachthors Stimme und im Idiom der Mächtigen. „Voltago ist überflüssig, er ist nur mehr der Träger einer höheren Macht."
    „Welcher Macht?"
    Perry Rhodans Stimme klang scharf.
    Hatte es so etwas wie eine Seelenwanderung gegeben, ein Überfließen der Persönlichkeit Aachthors auf den Kyberklon, ein Verschmelzen der Bewußtseinsinhalte? Wahrscheinlich nicht, mit den bekannten Mustern der Persönlichkeitsübertragung, die Perry Rhodan schon erlebt hatte, war dieser Vorgang nicht zu vergleichen.
    Es sah vielmehr danach aus ...
    Die Aura Aachthors, die ihm von den Kosmokraten verliehen worden war, war auf Voltago übergegangen, das war Perry Rhodans Eindruck. Dahinter mußte die eigene Persönlichkeit Voltagos zurücktreten, sie war nicht mehr von Bedeutung.
    Ein Hinweis mehr darauf, wie hoch in der Wertschätzung der Kosmokraten ein Individuum stand - sie waren alle nur eines: Werkzeuge und Instrumente, die zur Erfüllung angeblich höherer Ziele verwendet wurden. Und weggeworfen, sobald man ihrer nicht mehr bedurfte.
    Voltago blickte auf den Leib Aachthors. Der Brustkorb bewegte sich nicht mehr. Lautlos schloß sich der Schrein und entzog den Körper der Betrachtung durch andere Wesen, die er nicht als ebenbürtig empfunden hatte.
    Die Waffe der Roach, der Arcoana-Vorfahren, hatte Aachthor wohl getötet, aber sie hatten seine Körperlichkeit nicht zerstört - ein Geheimnis mehr im
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