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1795 - Der Beißer

1795 - Der Beißer

Titel: 1795 - Der Beißer
Autoren: Jason Dark
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ein Nichts. Das ist mir klar, das ist auch euch klar. Ihr habt euch nur immer vornehm zurückgehalten, wenn es um mich ging. Ich durfte nichts mitbekommen und musste immer bei Laune gehalten werden. Gib doch zu, Karina, dass ihr mich bereits abgeschrieben habt.«
    »Ja, das haben wir auch. Du bist ein Nichts, du bist nichts wert, Wladimir. Du bist für uns nur eine verdammte Last, die wir loswerden wollen. Du sitzt im Rollstuhl und bringst nur Ärger. So muss man das sehen – oder?«
    »Nein, verdammt. Das ist nicht so.«
    »Wir machen uns eben nur Gedanken um dich.«
    »Das könnt ihr lassen. Wenn ihr mich nicht mehr haben wollt, dann sagt mir das. Dann bleibe ich für immer hier in der Klinik. Dann will ich gar nicht mehr ins Büro, ich kann hier vergammeln und …«
    »Und genau das wollen wir nicht«, sagte sie. »Wir wollen, dass du noch lange am Leben bleibst und du auch unter Umständen wieder gesund wirst. Man will dein Leben, man will dich vernichten, aber das wollen wir nicht. Deshalb werden wir etwas dagegen tun müssen.«
    »Und was?«
    »Das ist ganz einfach. Ich hatte es doch schon angedeutet. Wir schaffen dich aus der Gefahrenzone.«
    Wladimir schwieg. In seinem Gesicht bewegten sich nur die Augen, und deren Blicke richteten sich auf Karina.
    »Was hattet ihr denn vor? Wie ich dich kenne, hast du bestimmt einen Plan.«
    Karina schürzte die Lippen. »Ja, ich habe mir in der Tat einige Gedanken gemacht.«
    »Gut. Und die wären?«
    »Wenn wir dich schützen wollen, dann müssen wir auch sicher sein, dass es klappt.«
    »Ja. Weiter …«
    »Deshalb habe ich mir etwas ausgedacht. Ich sagte es bereits. Wir werden dich außer Landes bringen!«
    »Aha. In die Wüste schicken oder so …«
    »Nein, nicht ganz. Du wirst schon nicht an Einsamkeit zu leiden haben.«
    »Und wo sollte ich hin?«
    »Das ist nicht schwer. Wir fliegen dich außer Landes und zwar bis nach London.«
    Jetzt war es heraus, und Karina Grischin war gespannt, wie ihr Freund darauf reagieren würde.
    Er holte erst mal Luft, bevor er fragte: »Habe ich dich richtig verstanden? Hast du London gesagt?«
    »Ja, das habe ich.«
    Er wollte lachen, was er nicht schaffte, es wurde nur ein Krächzen daraus. Dann schüttelte er den Kopf, sein Gesicht rötete sich allmählich, er setzte zu einer Antwort an, schüttelte erneut den Kopf und fing an, nachzudenken.
    »London?«, murmelte er.
    Karina nickte.
    »Soll ich fragen, warum gerade London?«
    Sie grinste breit. »Das weißt du doch.«
    »Wegen John Sinclair.«
    »Perfekt.«
    »Dann soll er so etwas wie ein Kindermädchen für mich sein.«
    »Wenn es dich nicht stört, schon.«
    »Aber das wird nicht gehen. John muss auch seine Arbeit machen.«
    »Klar, Wladi. Er kann nicht Tag und Nacht neben dir sitzen und Händchen halten.«
    Er winkte ab. »Demnach kommt London auch nicht infrage.«
    »Würde ich nicht so schnell sagen. Es ist ja auch nicht vorgesehen, dass immer jemand in deiner Nähe ist, der dich bewacht. Nein, nein, du wirst schon allein gelassen. Wichtig ist nur, dass wir dich aus der Gefahrenzone schaffen.«
    Wladimir sagte nichts. Er schaute seine Partnerin an und blickte zugleich ins Leere. Er presste die Lippen zusammen, aber man sah, dass sie zuckten. Wladimir dachte nach, und Karina ließ ihn in Ruhe.
    »Hast du dich entschieden?«, fragte sie nach einer Weile.
    Er überlegte. »Welche anderen Möglichkeiten bleiben mir denn?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Nicht sehr viele, denke ich. Dabei möchte ich dir keine Angst machen, aber so ist es wohl, auch wenn es dir nicht passt. Wir können dich hier in der Klinik lassen, das weißt du genau. Wir können auch Aufpasser hinstellen, aber nicht für immer. Und dir würden sie auch auf die Nerven gehen. Deshalb ist es am besten, wenn du mal für eine kleine Weile verschwindest und irgendwann heimlich wieder zurückkommst.«
    Er stieß die Luft aus. »Mehr heimlich als unheimlich.«
    »Ja, so ähnlich.«
    Wladimir schaute auf die Schreibtischplatte und legte dabei seine Stirn in Falten.
    »Weiß John Sinclair schon Bescheid?«
    »Nein, woher denn? Wann hätte ich mit ihm telefonieren sollen? Hast du was gesehen?«
    »Und wenn er ablehnt?«
    »Dann müssen wir uns etwas anderes einfallen lassen«, gab Karina zu.
    »Arbeitslager?«
    »O ja, wie in alten Zeiten?«
    »Genau.«
    »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Wenn du willst, kann man ja so etwas Ähnliches wieder erschaffen.«
    »Nein, nein, lass mal. Dann lieber
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