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1778 - Das Wappen der Medusa

1778 - Das Wappen der Medusa

Titel: 1778 - Das Wappen der Medusa
Autoren: Jason Dark
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auf, sodass sie das Gefühl hatte, weggetreten zu sein. Sie lag auf dem Rücken, schnappte nach Luft und hielt die Augen weit offen, weil sie sehen wollte, was ihr widerfahren war.
    »Nicht bewegen, es sei denn, du willst sterben!«
    Sie hatte die drohende Männerstimme gehört und schaute schräg in die Höhe. Ihre Kopfschmerzen waren jetzt vergessen, als sie die Gestalt sah, die vor ihr stand.
    Es war ein großer Mann in Outdoor-Kleidung und einem Gesicht, das nicht zu erkennen war, denn es wurde von einer Maske verdeckt. Es war eine Halbmaske, wie man sie zu Karneval oder Halloween überall kaufen konnte. Sie zeigte das Gesicht eines Löwen und dessen beginnende Mähne.
    Nelly Porter raffte ihren Mut zusammen. »Verdammt noch mal, was wollen Sie von mir?«
    »Das sage ich dir gleich. Zuvor wirst du mir Fragen beantworten. Sind deine beiden Kollegen noch bei euch?«
    »Ja, das sind sie.«
    »Und was wollen sie bei euch?«
    »Es geht um den Mann!«
    »Meinst du damit den Versteinerten?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Sie haben sich ihn angeschaut oder sind dabei, es zu tun.«
    »Was sonst noch?«
    »Nichts.«
    »Haben sie Namen genannt?«
    »Nein.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, verdammt, das bin ich. Sie haben keine Namen genannt. Das kann ich schwören.«
    Der Fremde sagte nichts mehr. Er hielt den Blick gesenkt und schaute sie an. Von den Augen sah sie nur die Farbe. Sie war eisblau. Ein kalter Blick.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir glauben soll...«
    Nelly geriet ins Schwitzen. Ihr Herz schlug schneller als sonst. Sie schüttelte im Liegen den Kopf. »Welchen Namen meinen Sie denn?«
    »Meinen!«
    »Was?« Beinahe hätte sie gelacht. »Wieso sollten die denn Ihren Namen nennen?«
    »Es wäre möglich.«
    »Haben sie aber nicht.«
    »Gut. Was haben sie noch getan?«
    »Nichts. Sie sind nur zu dem Versteinerten gegangen, das ist alles.«
    Der Maskenträger starrte Nelly wieder an. Er schien nachzudenken, was er unternehmen sollte. Zu einem Entschluss hatte er sich noch nicht durchgerungen und ließ die liegende Polizistin in ihrem eigenen Saft schmoren. Je länger der Fremde sie anstarrte, umso mehr stieg ihre Angst. Sie konnte sich vorstellen, dass dieser Mensch so abgebrüht war, dass er sie umbringen würde.
    Er tat es nicht, stattdessen nickte er Nelly zu. »Du kannst aufstehen!«, befahl er.
    »Ja, ja, das mache ich.« Nelly quälte sich in sitzende Stellung hoch. Sie atmete viel zu schnell, sie fühlte sich schwach und alt. Dann raffte sie all ihren Mut zusammen und fragte: »Und jetzt?«
    »Du kannst verschwinden.«
    »Wie?«
    Er stieß einen Grunzlaut aus und schüttelte den Kopf. Dann packte er zu, zerrte Nelly zu sich heran und stellte sie auf die Füße. Jetzt sah sie seine Augen aus der Nähe, und sie spürte etwas Kaltes über ihren Rücken rinnen.
    Noch war sie nicht in Sicherheit und sie hütete sich davor, etwas zu sagen.
    Der Maskierte öffnete die Tür. Sie stand mit dem Rücken dazu, wollte einen Schritt nach hinten gehen, was nicht mehr möglich war, denn sie erhielt einen Stoß, der sie zurückkatapultierte.
    Sie trat ins Leere, fand keinen festen Halt und verlor das Gleichgewicht. Sie kippte nach rechts weg und landete auf dem harten Gehsteig.
    Nelly Porter war so konsterniert, dass sie nichts tun konnte. Sie sah und hörte, wie der Wagen nach dem Anlassen des Motors startete.
    Aufhalten konnte ihn niemand. Aber hinterher fluchen, und das tat Nelly mit krächzender Stimme und Tränen in den Augen...
    ***
    Zuerst hatte O’Malley seiner jungen Kollegin einen Schluck Whisky dienstlich verabreicht. Das brachte wieder ein wenig Farbe in ihr Gesicht zurück.
    Sie stand noch immer unter Schock, und so hatten wir sie auch gefunden. An ihrem Platz sitzend und leichenblass. Zudem hatte sie leicht derangiert ausgesehen, kein Wunder nach dem, was sie erlebt hatte.
    Sie hatte es uns erzählt, und wir schauten uns an und überlegten zugleich, was dieser Besuch wohl bezweckt hatte.
    »Ich habe wirklich gedacht, mein letztes Stündlein wäre eingeläutet worden. Dieser Mann ist ein Teufel. Er hat sich verkleidet. Er will nicht erkannt werden...«
    Genau das war unser Problem. Er wollte nicht erkannt werden. Warum wollte er das nicht? Und warum hatte er sich so intensiv nach uns erkundigt?
    Das war schon etwas Besonderes. Wir konnten uns vorstellen, dass der Mann uns kannte und wir ihn ebenfalls schon mal gesehen hatten.
    Dann war da noch das Wohnmobil. Die Polizistin hatte es zu kurz nur gesehen, um es
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