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1775 - Totenwelt

1775 - Totenwelt

Titel: 1775 - Totenwelt
Autoren: Jason Dark
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schaltete das Licht im ersten Ausstellungsraum ein. Auch hier verließ er sich auf die Notbeleuchtung. Er brauchte nicht viel Licht, denn er kannte sich mittlerweile hier aus wie in seiner Hosentasche.
    Und da standen sie.
    Er musste sie einfach anschauen. Da er sie kannte, kamen sie ihm schon vor wie alte Freunde. Unter dickem Glas standen die wertvollen Schädel. Zum einen sah er einen Kristallschädel, der etwas Außergewöhnliches sein musste. Dicht daneben stand ein ebenfalls besonderer Schädel. Seine Augenhöhlen und auch sein Mund waren mit Perlen gefüllt. Was sie genau bedeuteten, wusste er nicht. Es musste sich um einen rituellen Gegenstand handeln. Ein wenig schaurig kam ihm dieser Schädel schon vor. Schauriger als die normalen fleisch- und hautlosen Köpfe.
    Auch die Wände waren geschmückt worden. Und zwar mit Schädelbildern, bei denen sich die Künstler etwas hatten einfallen lassen. Die Schädel waren oft als solche kaum zu erkennen. Vieles war abstrakt gemalt worden. Totenschädel in Formen und Farben, wie es sie in der Natur nicht gab.
    Dryer ging seinen Weg. Mal leuchtete er den Totenkopf mit den Löchern an, dann ließ er sein Licht über einen gleiten, dem man sogar eine Mütze aufgesetzt hatte. Eine Mütze, die zwei Engel als Motiv zeigten.
    Er kannte alles, und trotzdem war es jedes Mal irgendwie neu und auch spannend für ihn, durch die Ausstellung zu gehen.
    Ein Ziel gab es auch für ihn. Es lag im zweiten Raum. Dort konnten sich die Besucher weitere Schädel anschauen, aber in der Ecke stand ein Schreibtisch. Den hatte sich Peter Dryer als Rastplatz ausgesucht. Dort würde er bleiben und sich erst mal seine Kehle anfeuchten, denn er hatte Durst. Der Proviant steckte in einem Rucksack, den er allerdings in der Hand hielt und ihn abstellte, bevor er sich setzte.
    Zufrieden ließ er sich auf dem Stuhl nieder. Als Nächstes wurde wieder ein Ritual in Bewegung gesetzt. Er holte sein Handy hervor und rief seine Frau an.
    Die kannte das Spiel und hob sehr schnell ab.
    »Ich bin’s.«
    »Alles klar, Peter?«
    »Wie immer.«
    »Sehr schön.«
    »Und bei dir? Was ist mit den beiden Kämpfern?« Damit waren die Enkel gemeint, die bei den Großeltern übernachteten.
    »Es gibt sie noch. Sie sind erschöpft, liegen im Bett und schlafen.«
    »Wunderbar.«
    »Kannst du laut sagen.«
    »Gut, dann werde ich jetzt etwas trinken.«
    »Vergiss nicht, dass ich dir auch Obst eingepackt habe.«
    »Keine Sorge, daran denke ich schon.«
    »Dann bis morgen früh.«
    »Alles klar...«
    Der Anruf war vorbei. Jetzt war auch seine Frau beruhigt, und Peter richtete sich auf die nächsten Stunden ein. Er hatte ja nur die Ausstellung hier unten zu bewachen. In die beiden oberen Etagen musste er nicht. Er würde sich die Zeit mit Lesen vertreiben. Eine Glotze gab es hier leider nicht. Damit hätte er sich noch lieber beschäftigt. Aber er musste auch seine Runden drehen und dabei eine Art Stechuhr betätigen, die aufzeichnete, dass er seinen Dienst überhaupt angetreten hatte. Das erst um Mitternacht herum.
    Aus seinem Rucksack holte er die Verpflegung. Was zu trinken und zu essen. Sein Frau hatte ihm nicht nur die Äpfel eingepackt, sondern auch ein Sandwich gemacht. Es war mit gekochtem Schinken und frischen Salatblättern belegt. Da konnte man schon Hunger bekommen, und den bekam der Nachtwächter auch. Er biss hinein, lächelte, kaute dann und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Wieder mal war er froh, noch einen Job zu haben. Das war ungemein wichtig für einen Menschen wie ihn, denn so dick war seine Rente nicht, die der Staat ihm zahlte. Da kam ihm der Nebenjob gerade recht.
    Das zweite Brot packte er wieder ein. Er hatte auch noch keinen Kaffee getrunken, der kam später an die Reihe und sollte helfen, nicht einzuschlafen. An die schaurige Umgebung hatte er sich längst gewöhnt. In den ersten beiden Nächten war dies anders gewesen, doch jetzt waren die Schädel für ihn schon normal.
    Er aß, er trank, er hatte die Beine ausgestreckt, es sich bequem gemacht und wollte auch anfangen zu lesen. Eine kleine Lampe stand in der Nähe, die ihm das nötige Licht geben würde.
    Das Buch lag schon auf dem Tisch. Es war Thriller. In ihm ging es um einen Killer, der seine Opfer rituell regelrecht abschlachtete und mit der Polizei Katz und Maus spielte.
    Peter Dryer schlug das Buch auf und wollte anfangen zu lesen, als alles anders kam.
    Er hörte etwas!
    Sofort ließ er das Buch sinken.
    Aber was hatte er gehört?
    Genau
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