Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1773 - Entscheidung auf Borrengold

Titel: 1773 - Entscheidung auf Borrengold
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
anderen Schiffe der Oberfläche entgegen.
    „Zeigt es den Fürsten!" zirpte Tyraz. „Macht dem Drama ein Ende!"
    Zehn glühende Bahnen in der Nacht wie die Bruchstücke eines Kometen ... Die Piloten suchten die freie Weite der Ozeane.
    Ein neuer Ortungsreflex. Talyz Tyraz kniff seine vorderen Augen zusammen. Über dem Nordpol, in der exakten Verlängerung der Planetenachse, näherte sich ein weiteres Raumschiff.
    Keine Kennung identifizierte das anfliegende Objekt. Das Ortungsbild wurde deutlicher. Ein ovales, 110 Meter langes, bizarres Gebilde; keine nennenswerte Triebwerksfunktion, überhaupt kaum Energieemissionen. An Bord schienen sogar die lebenswichtigsten Aggregate ausgefallen zu sein.
    Der Blue verfolgte den Kursvektor zurück. Das Schiff hatte sich aus einem Pulk von fünf kleineren Frachtern abgesondert, der knapp 40.000 Kilometer über dem Nordpol des Planeten stand; die Scanner wiesen es als Handelsraumer der Nischdrich aus. Wahrscheinlich eine der schrottreifen Kisten, mit denen sie in selbstmörderischer Todesverachtung von Stern zu Stern hangelten.
    „Dreht ab!" zirpte der Blue. „Beeilt euch! Oder seid ihr auf allen Augen blind?" Sein Versuch, Funkkontakt herzustellen, blieb unbeantwortet. Vermutlich funktionierte an Bord der Rostschleuder nicht einmal mehr der Empfang.
    Eine unbedeutende Kurskorrektur erfolgte. Der Nischdrich-Raumer würde in etwas flacherem Winkel in die Atmosphäre eintauchen als vorherberechnet, aber immer noch zu steil. Ohne Prallfelder mußte er verglühen oder auseinanderbrechen - oder beides, was Talyz Tyraz für das wahrscheinlichste hielt.
    Er rief die PERSEUS, die zusammen mit den zehn Korvetten des Landungskommandos im Ortungsschatten der BASIS stand. Die Schiffe würden ihre vorübergehende Warteposition verlassen, sobald die Kreuzer erfolgreich waren.
    „Tyraz", platzte der Blue heraus, als auf dem Bildschirm die Funkzentrale der PERSEUS sichtbar wurde. „Über dem Nordpol stürzt ein Nischdrich-Raumer ab - ihr seid die einzigen, die schnell genug eingreifen kön..." Die Mundöffnung im Halsansatz zuckte nur noch stumm.
    Meterdicke Thermostrahlen trafen das Handelsschiff. Zwei Geschütztürme auf dem nördlichen Doppelkontinent feuerten, aber noch immer flog der Raumer ohne ein Schirmfeld, das die tödlichen Energien absorbiert hätte. Die Bugsektion begann aufzuglühen, verformte sich zähflüssig, dann hielten die Platten dem Innendruck nicht mehr stand. Innerhalb weniger Augenblicke brach das ovale Schiff auseinander.
    In ohnmächtigem Zorn ballte Talyz Tyraz die Fäuste. Der Tod der Nischdrich war so sinnlos.
     
    *
     
    „Ziel ist erkannt und erfaßt", meldete Edgar „Snake" Rattle, Feuerleitoffizier der BAS-KR-13. „Von mir aus kann's losgehen. Je eher wir unten sind und unsere Sache erledigt haben, desto eher geht es wieder nach Hause."
    „Du glaubst noch an den Weihnachtsmann?" rief Henry Albertson quer durch die Zentrale. „Weißt du überhaupt, wie viele Galaktiker in dieser seh...?" Der Pilot unterbrach sich jäh.
    „Sprich's ruhig aus! Die Wahrheit darf man sagen." Snake trommelte mit den Fingern ein Stakkato auf seine Konsole.
    „... in dieser schönen Galaxis verschwunden sind?" vollendete Albertson.
    „Keine Ahnung", erklang ein abgrundtiefes Seufzen von den Ortungen. „Aber wie ich dich kenne, verrätst du uns die Zahl sofort."
    Elena war eine Frau Mitte der Sechzig, also im besten Alter. Leider hielt sie wenig auf ihr Äußeres; sie neigte zur Korpulenz, hatte Schultern wie ein Mann und trug ihr Haar unterschiedlich gefärbt, links grün, rechts dunkelrot. Abgesehen von solchen Eigenheiten war sie jedoch eine Kapazität auf ihrem Gebiet. Neidlos gestand die Crew ihr zu, daß sie die Sterne husten hörte.
    „Ich weiß es nicht", sagte Albertson. „Allerdings bin ich überzeugt davon, daß uns noch einiges bevorsteht."
    „Ich will endlich heim", protestierte Snake. „Wenn ich daran denke, daß meine kleine Tochter inzwischen flügge geworden ist..."
    „Vielleicht bist du schon Großvater und weißt es nur noch nicht", spottete Albertson. „Vergiß nicht, dann wartet eine Großmutter auf dich."
    „Deine Scherze waren früher besser, du wirst alt, Henry." Snake seufzte wehmütig. Den Spitznamen hatte er seit der ersten Begegnung mit den Kameraden weg - vor allem war sein Nachname daran schuld (wie konnte jemand Rattle heißen?), zum anderen die Tatsache, daß er die Geschützausbildung als Bester seines Jahrgangs abgeschlossen hatte.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher