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1771 - Im Taumel der Nacht

1771 - Im Taumel der Nacht

Titel: 1771 - Im Taumel der Nacht
Autoren: Jason Dark
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schwankte schon, aber fiel nicht.
    Es waren die beiden toten Gärtner zu sehen, man hatte sie nicht einfach umgebracht, man hatte die Leichen postiert.
    Ein toter Mensch lag auf der Kühlerhaube. Er sah aus, als würde er schlafen. Eine Wunde oder irgendwelche Blutspuren waren bei ihm nicht zu sehen.
    Es gab noch den zweiten Gärtner. Der war in die Äste eines Baumes gedrückt worden. Er hing dort wie eine Figur oder ein Ausstellungsstück.
    Beide Leichen boten ein makabres Bild. Wer das getan hatte, musste verdammt viel Macht besitzen und war auch gnadenlos.
    Johnny spürte, dass er anfing zu zittern. Er war nicht so abgebrüht und nahm es einfach hin, dass hier zwei Menschen brutal ermordet worden waren. Das in ihrem Garten, und Johnny konnte sich auch vorstellen, dass sie damit gemeint waren. Man wollte zeigen, welches Schicksal ihnen bevorstand.
    Als sich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er zusammen. Es war seine Mutter, die ihm gefolgt war. Sie hielt sich an ihrem Sohn fest.
    »Das ist schrecklich«, flüsterte sie. »Einfach grauenhaft. Wer tut so etwas?«
    »Weiß ich auch nicht. Aber ohne Grund ist das bestimmt nicht passiert. Es muss mit dem Fall zusammenhängen, bei dem Dad und auch John mitmischen.«
    »Weißt du denn mehr?«
    »Nein. Nur das, was ich dir gesagt habe. Tut mir echt leid, ich hätte dir gern geholfen, aber das ist nicht möglich. Wir sind wieder voll dabei.«
    »Kannst du dir denn vorstellen, wer das getan hat?«, fragte Sheila und kannte ihre Stimme kaum wieder.
    »Ich habe keine Idee. Aber es kann sein, dass es erst der Anfang ist und wir noch einiges vor uns haben.«
    »Aber wir müssen die Polizei holen«, sagte sie. »Ich möchte dieses Bild nicht mehr sehen, wenn ich aus dem Fenster schaue.«
    »Ja, wir können Bescheid geben. Aber ich denke über etwas anderes nach.«
    »Und worüber?«
    »Wo der oder die Mörder sind.«
    Sheila hob die Schultern. »Wo sollen sie schon sein? Sie sind nach der Tat verschwunden.«
    »Sind sie das wirklich?«
    »Warum sollten sie sich denn anders verhalten haben?«
    »Schon, aber ich habe da meine eigenen Ideen. Es kann doch sein, dass sie weg sind, sich aber noch in der Nähe aufhalten, wenn du verstehst.«
    Sheila funkelte ihren Sohn an. »Das will ich nicht verstehen. Nein, auf keinen Fall. Ich will mich auch nicht verrückt machen lassen. Ich bleibe dabei, dass wir die Polizei informieren müssen.«
    »Dagegen habe ich auch nichts. Ich denke nur daran, dass wir mal einen Blick in den Garten werfen sollten.«
    »Ach? Und du glaubst, dass du den Mörder dort findest?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich möchte keine Möglichkeit außer Acht gelassen haben.«
    »Gut, gehen wir.«
    Johnny war misstrauisch geworden. Auch wenn er keine Gefahr sah, er fühlte sich nicht sicher. Er hatte zudem den Eindruck, beobachtet zu werden, und das gefiel ihm nicht. Von der Straße her waren die beiden Toten nicht zu sehen. Die Kühlerhaube stand dem Haus zugewandt und im Geäst des Baumes war der Tote auch nur schlecht auszumachen.
    Obwohl es Johnny drängte, sich im Garten umzuschauen, hätte er sich gern die Toten näher angeschaut, um zu wissen, wie sie ums Leben gekommen waren. Er nahm davon Abstand und folgte seiner Mutter ins Haus, wo sie in die Küche ging und sich etwas zu trinken holte.
    Auch Johnny trank einen Schluck Wasser. Er war ein echter Conolly. Das hieß, dass er so einiges erlebt hatte und nicht nur als junger Erwachsener, sondern auch schon als Kind. Johnny war praktisch mit der Gefahr groß geworden, und sie hatte auch jetzt nicht aufgehört. Sie würde immer bleiben.
    Damit hatte sich auch Sheila Conolly abfinden müssen, auch wenn es ihr schwerfiel.
    »Ich schaue mal im Garten nach«, sagte Johnny.
    »Warte, ich gehe mit.«
    »Wie du willst.«
    Johnny machte den Anfang. Er ging voraus und erlebte, dass sich die Spannung bei ihm nicht gelegt hatte. Noch immer war sie da, noch immer fühlte er sich in dieser eigenen Umgebung unwohl. Etwas war passiert, das stand für ihn schon fest, aber er sah nichts und war auch froh darüber, dass er damit noch nicht konfrontiert worden war.
    Er und seine Mutter betraten das Wohnzimmer mit den breiten Fenstern. Es war geschlossen, dennoch gelang ihnen ein Blick in den Garten, der sein winterliches Bild verloren hatte. Einige Sträucher blühten, auch die beiden Kirschbäume standen in voller weißer Blütenpracht. Das Grün überwog, es hatte dem winterlichen Grau die Schau gestohlen.
    Mutter und Sohn
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