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1771 - Im Taumel der Nacht

1771 - Im Taumel der Nacht

Titel: 1771 - Im Taumel der Nacht
Autoren: Jason Dark
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sie wohl nicht.
    Sie suchten den Angriff. Von zwei Seiten konnten sie mich in die Zange nehmen. Für sie eigentlich perfekt. Und ich hätte auch dumm aus der Wäsche geschaut, wäre ich nicht bewaffnet gewesen. Im Magazin steckten die geweihten Silberkugeln, und es waren nicht gerade wenige, aber ich brauchte nicht viele, hoffte ich zumindest.
    Und dann griffen sie an, und sie waren ungeheuer schnell. Ich hatte nicht damit gerechnet und musste blitzschnell reagieren. Ich zuckte nach rechts und schoss.
    Die Silberkugel traf das Wesen mitten im Lauf. Ich hörte einen Schrei, sah es stolpern, aber mehr bekam ich nicht mit, denn ich musste mich um den Zweiten kümmern.
    Wieder peitschte der Schuss auf. Für mich war es nur wichtig, dass ich traf, und nicht wohin. Ich hatte wohl etwas zu hoch gehalten und deshalb war die Kugel in das Gesicht gefahren und hatte es zerstört. Es war förmlich auseinandergeplatzt. Ohne Gesicht und mit halbem Kopf lief er noch weiter. Vergleichbar mit einem Huhn, das auch noch lief, wenn der Kopf abgeschlagen war.
    Er torkelte auf mich zu und ich wusste, dass er mich nicht erreichen würde, denn er war schon durch das Silber geschwächt. Er stolperte über seine Beine, fing sich nicht wieder und landete bäuchlings vor meinen Füßen.
    Von ihm drohte keine Gefahr mehr. Aber es gab noch den Zweiten. Zwar hatte ich ihn erwischt, aber ich wollte sehen, was mit ihm geschehen war, denn meine Kugel hatte nicht seinen Kopf getroffen.
    Er lag ebenfalls am Boden. Allerdings auf dem Rücken, und jetzt sah ich, was das geweihte Silber bei ihm angerichtet hatte. Er verging vor meinen Augen. Es war schon unwahrscheinlich, was ich da zu sehen bekam. Seine Gestalt ging in einen anderen Zustand über. Das Feste löste sich auf. Es wurde flüssig und endete in einer großen, leicht riechenden Lache.
    Wieder musste ich an Ghouls denken, verwarf den Gedanken aber wieder, denn die Ghouls, die Leichenfresser, kristallisierten sich. Das war hier nicht der Fall. Es blieb bei der Flüssigkeit, in die sich allmählich der gesamte Körper verwandelte. Es war ein Bild, das mich abstieß und zugleich faszinierte.
    Die Gestalt lag am Boden, sie wurde immer weniger, während sich die Flüssigkeit vermehrte. Von den Füßen her bewegte sich der Prozess nach oben hin, und zuletzt würde der Kopf davon erfasst werden, das stand fest.
    Ich konzentrierte mich auf das Gesicht. Es hatte sich verändert. Die Gestalt wusste, was auf sie zukam, aber sie sah keine Chance, dies zu ändern. Auch ihre Arme waren bereits in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Hände lösten sich auf, und von den Fingern fielen dicke Tropfen.
    Ich drehte mich zu der zweiten Gestalt um.
    Auch sie war im Begriff, sich zu verändern und dann zu vergehen. Bei ihr würde sich der Kopf ebenfalls als Letztes auflösen.
    Ich sah wieder auf den anderen.
    Der jammerte. Es waren ungewöhnliche Laute, die noch aus seinem Maul drangen. Sie waren schlecht einzuschätzen und hätten besser zu einem Tier gepasst. Möglicherweise war er ja auch ein Tier in Verkleidung. Jedenfalls würde er mir nicht mehr gefährlich werden, und als die Laute aufhörten, da sackte der Kopf nach unten, weil er keinen Halt mehr gefunden hatte.
    Er schwamm jetzt auf der Masse, ich schaute noch in das Gesicht und sah die Zuckungen, die sich auf den Wangen und auch am Kinn abmalten.
    Er starb. Oder er verging. Er wurde zu einem Teil der auf dem Boden liegenden Lache und ich konnte nur den Kopf schütteln. Die beiden waren Vergangenheit, nur die Lachen blieben als Erinnerung. Davon ging ich zumindest aus.
    Dann hörte ich das Klingeln und das Klopfen zugleich an der Haustür. Draußen stand jemand und wollte herein, und ich wusste auch schon, wer das war.
    »John, mach auf!« Bills Stimme war nicht zu überhören. Ich ging hin, öffnete die Tür und beinahe wäre mir der Reporter in die Arme gefallen, weil er sich von draußen gegen die Tür gelehnt hatte.
    »Wir haben Schüsse gehört – oder?«
    »Ja, das stimmt.«
    Er sah mich von oben bis unten an und suchte nach einem Kratzer oder einer Verletzung. Er entdeckte nichts und sagte mit leiser Stimme. »Nichts passiert...?«
    »Doch.« Ich nickte meinen beiden Freunden zu. »Dann kommt erst mal rein.«
    Ich gab ihnen den Weg frei. Sie betraten das Haus und sahen gleich darauf die beiden Lachen am Boden, die einen ungewöhnlichen Geruch abgaben.
    »Dein Werk?«, fragte Suko.
    »Ja.«
    »Und?«
    »Es ist das, was von zwei Angreifern übrig
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