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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten
Autoren: Jo Zybell
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wir nicht«, sagte Quart’ol. »Sie erzählte etwas von einer Vision und malte ein Bild von einem brennenden Felsen. Sie sagte, sie hätte dieses Bild zum Zeitpunkt der Explosionen am Kratersee zum ersten Mal gesehen. Ich habe den Eindruck, es ist diese Vision, die sie durch den ganzen Kontinent bis nach Australien trieb.«
    »Und was war das für ein Begleiter?«
    »Ein blonder Barbar, wie man mir sagte. Eine imposante Erscheinung, aber wortkarg. Wir wissen nicht einmal seinen Namen.«
    Ein Barbar, aber nicht Rulfan? Matt wusste nicht, was er davon halten sollte. Hatte Aruula, während er mit Chandra… Aber er verdrängte den Gedanken sofort wieder.
    »Wo genau habt ihr die beiden abgesetzt?«, wollte er wissen.
    »Erst brachte man sie zu einer Felsformation, die sich vor der Küste Australiens auf dem Meeresgrund erhebt. Doch sie merkte wohl, dass dies nicht der Ort ihrer Vision sein konnte, auch wenn er dem Bild entsprach, das sie gezeichnet hatte. Also steuerten meine Brüder die Transportqualle einen Strom hinauf und ein Stück ins Landesinnere hinein, so weit es möglich war. Der brennende Fels ihrer Vision scheint sich im Zentrum des Kontinents zu befinden.«
    »Ein Berg in der Mitte Australiens?« Drax rieb sich das Kinn und dächte nach. »Hat sie ihn näher beschrieben? Sieht er aus wie ein Block, etwa dreihundert Meter hoch und sieben oder acht Kilometer im Umfang?«
    »Das weiß ich nicht, Maddrax. Aber so sah zumindest der Fels auf dem Meeresboden aus, zu dem sie zuerst gebracht wurde. Alles in allem muss ich sagen, dass ich nicht ganz sorglos an Aruula denken kann. Es scheint eine geradezu magische Kraft zu sein, die sie zu diesem Felsen zieht.«
    »Ayers Rock«, sagte Matt Drax nachdenklich. »Das kann eigentlich nur Ayers Rock sein…« Er hob den Blick, sah erst seine menschlichen Gefährten und dann seinen hydritischen Freund an. »Ich muss dorthin. Könnt ihr mich an die Küste Australiens bringen, Quart’ol?«
    ***
    Die Hirten führten die Kamele von der Tränke am Strom zurück in die Stadt. Er sah sie von der Stadtmauer aus.
    Eine große Herde stattlicher Tiere. Heute Abend würden die Hirten sie noch füttern, und in ein paar Stunden, lange bevor die Sonne aufging, würden die Hirten sie bepacken. Er hatte dem Mann, für den er arbeitete, dringend geraten, noch vor Sonnenaufgang aufzubrechen. Wenn die Sonne erst einmal im Zenit stand, sollten sie das Sumpfgebiet umritten und den Strom wieder erreicht haben, um an seinem Ufer die erste Abendbrise abzuwarten.
    Er winkte den Hirten noch einmal und ging dann die Mauerwehr entlang bis zum Tor am nördlichen Hafen.
    Die Wächter mussten entlohnt werden, sonst würden sie womöglich das Tor nicht öffnen, wenn der Morgen graute. So früh zu arbeiten waren sie nicht gewohnt.
    Während er sich dem Nordtor näherte, ließ er seinen Blick über das flache Land schweifen. Es war weiß. Nicht vollkommen weiß natürlich; überall entlang der Bewässerungsgräben standen ja Feigenbäume und Dattelpalmen, man sah karge Weideflächen, und nach Osten hin breiteten sich Gerstenfelder aus. Aber zwischen den Sträuchern und Bäumen und Grasbüscheln und Gerstenfeldern war das Land weiß, und es wurde von Jahr zu Jahr weißer.
    Salz. Der Strom und die Flüsse wuschen es aus der Erde und trugen es ins Meer. Was aber, wenn man Wasser aus den Flüssen und dem Strom Jahrzehnt um Jahrzehnt in Bewässerungskanäle leitete? Es setzte sich auf dem Grund der Kanäle ab. Was, wenn man mit dem Wasser aus den Kanälen Jahrhundert für Jahrhundert das Land bewässerte? Es befeuchtete die Erde und verdunstete, und zurück blieb – Salz. Weizen wuchs schon lange nicht mehr auf diesem einst so fruchtbaren Land. Und bald würden auch die Gerstenernten ausbleiben; spärlich genug waren sie ja schon. Eine der gescheitesten Einfälle der Sumerer, der Bau von Bewässerungsgräben, war zugleich der Grundstein ihres Untergangs gewesen.
    Das Salz und das sterbende Land – ihretwegen lag er dem Mann, für den er arbeitete, seit Jahren in den Ohren, Ur zu verlassen und nach Norden zu ziehen. Endlich hörte er auf ihn.
    Der Mann, für den er arbeitete, war zugleich sein Schüler. Was hatte er ihm drei Nächte zuvor auf dem Dach seines Hauses unter dem Sternenhimmel gesagt?
    »Sie kommen und gehen, die Reiche dieser Erde«, hatte er gesagt. »Und meistens haben sie sich die Gräber selbst gegraben, in die sie sinken.«
    Er erreichte das Tor am Nordhafen. Noch ein letzter Blick über die
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