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1765 - Der Imprint-Faktor

Titel: 1765 - Der Imprint-Faktor
Autoren: Unbekannt
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ausgedrückt hätte.
    Ein wenig verwundert, aber nicht wirklich beunruhigt, ging ich zu Joschs Kabine. Das Schott öffnete sich automatisch, ich ging hinein.
    Es war tatsächlich niemand darin, aber das mußte gar nichts bedeuten. Vielleicht ging Josch gerade einen anderen Gang entlang, auf der Suche nach mir. Oder er schlug sich in einer Messe den Bauch voll, wie es oft seine Art war.
    Dennoch suchte ich jeden Winkel der Unterkunft ab. Er hatte erst vor kurzem die Dusche benutzt, soviel stand fest, und seine noch nassen Fußspuren führten zur Toilette hinein, aber nicht wieder heraus.
    Und trotzdem befand er sich nicht dort, obwohl ich wirklich genau nachschaute. Nur sein Würfel lag da.
    Wie merkwürdig.
    Um meine Gedanken zu sammeln, setzte ich mich auf Joschs Bett und zeichnete die Ereignisse in meinem Tagebuch auf. Ich ließ das Gerät die ganze Zeit arbeiten, um meinen Gedanken ungestört freien Lauf zu lassen.
    Mein Würfel fühlte sich angenehm warm an, und ich schmiegte ihn unwillkürlich an mich. Joschs Würfel hingegen war kalt, fast abweisend. Er übte keinerlei Reiz auf mich aus, war leer.
    Das verstand ich einfach nicht. Weshalb war Josch ohne seinen Würfel gegangen? Wohin konnte er überhaupt gegangen sein, da seine ganzen Sachen noch hier lagen?
    Die meisten Galaktiker wagten es nicht, ohne eine Menge beengender und undurchsichtiger Kleidungsstücke in die Öffentlichkeit zu gehen, und wären, so nackt wie ich beziehungsweise nur von durchsichtiger Kleidung bedeckt, vermutlich vor Scham im Boden versunken. Josch bildete da keine Ausnahme.
    Allmählich wurde ich doch unruhig, und ich ging meine ganzen Aufzeichnungen erneut durch.
    Etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
    Auf einem Schiff regt sich doch immer etwas, man ist ständig von irgendwelchen Geräuschen umgeben. Man spürt zumindest die Nähe der anderen.
    Ich aber spüre auf einmal gar nichts mehr, und obwohl ich sämtliche Sinne auf höchste Konzentration gestellt habe, kann ich weder etwas hören noch riechen.
    Und sehen kann ich nur Joschs Habseligkeiten, nicht aber ihn selbst. Er ist spurlos verschwunden, wie der Arkonide gesagt hat.
    Auch der Arkonide ist spurlos verschwunden, ohne daß ich sein Gehen bemerkt hätte.
    Täuschen mich meine Sinne? Nein, das ist nicht möglich. Ich funktioniere perfekt, besser denn je.
    Im Gegenteil, ich fühle mich auf einmal seltsam beschwingt, als ob ich jeden Moment abheben würde. Dieses Gefühl übersteigt sogar das Glücksgefühl des ersten Moments, als ich den Imprint wieder spürte.
    Ich glaube, ich werde immer leichter. Ich kann mich bestimmt nicht mehr lange auf dem Bett halten... Wie merkwürdig, es kribbelt alles.
    Das Tagebuch fällt zu Boden, aber ich kann es nicht mehr aufheben. Von ferne sehe ich mein Gesicht, das genau meine Worte wiedergibt.
    Der Würfel wird mir nun auch zu schwer; ich lasse ihn einfach fallen, denn ich brauche ihn gar nicht mehr. Ich will keine Last mehr tragen.
    Jetzt schwebe ich tatsächlich, alles wird so unwirklich, löst sich auf...
     
    4.
     
    Trauer und Suche „Es kann einfach nicht sein", stieß Perry Rhodan durch zusammengebissene Zähne hervor, „es sind zu viele Verluste: Homer ist verschollen, Atlan und Ronald Tekener sind wahrscheinlich tot, und so wie es aussieht, haben wir nun auch noch - Bully verloren, zusammen mit Tausenden von Süchtigen, deren Zahl sich von Minute zu Minute erhöht."
    Bei der Nennung des Namens seines ältesten Freundes stockte dem unsterblichen Terraner kurz der Atem. Sein Gesicht war sehr bleich, ansonsten aber völlig versteinert. Er hatte seine Gefühle tief in sich vergraben, als ob er sich weigerte, sich vollends mit der Wahrheit über Reginald Bulls Tod vertraut zu machen.
    Er befand sich in einer Kabine auf der CIMARRON, zu der die GRIBBON vor kurzer Zeit erst zurückgekehrt war - kurz bevor sämtliche sechs Besatzungsmitglieder einschließlich Reginald Bulls sich sprichwörtlich in Luft aufgelöst hatten.
    Gucky lag auf dem Bett; er litt immer noch unter der Tatsache, das Verschwinden seines besten Freundes mit eigenen Augen miterlebt zu haben. Perry Rhodan hatte ihn selbst hierhergebracht und darum gebeten, nicht gestört zu werden.
    Die ganze Zeit über, während der kleine Mausbiber gegen den Schock ankämpfte, saß er bei ihm und hielt seine zarten Hände. Lange Zeit sprach er kein Wort, bis Gucky allmählich zu zittern aufhörte und zu sich kam.
    „Perry, er war doch gar nicht süchtig", piepste er schließlich.
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