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1765 - Der Imprint-Faktor

Titel: 1765 - Der Imprint-Faktor
Autoren: Unbekannt
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einem gemütlichen Bett, in dem ich mich endlich ausgiebig mit dem Würfel beschäftigen konnte.
    Jener Teil von mir, der sich vor wenigen Stunden verselbständigt hatte, verlangte, daß ich weiterhin meine Aufzeichnungen führte, obwohl ich dazu nicht die geringste Lust verspürte. Doch ich gehorchte mir selbst.
    Danach gab ich mich ganz dem Glück hin, nicht nur völlig geheilt zu sein, sondern mich besser denn je zu fühlen. Der Imprint verstärkte meine Sinne zu absolut klarer Schärfe, in einer Weise, wie ich noch nie gehört oder gesehen hatte. Am stärksten war mein Hautsinn davon betroffen, ich schillerte so stark, daß ich nahezu kein Licht in der Kabine brauchte.
     
    *
     
    Nach einer Weile fühlte ich mich so ausgeruht, daß ich es nicht mehr in meiner Unterkunft aushielt. Zuerst schwelgte ich in einer ausgiebigen Dusche, denn von den Reizüberflutungen kribbelte meine Haut, als ob sie elektrisiert wäre, und die Kombination kam mit dem Ausgleich nicht mehr nach. Das Wasser beruhigte meine Haut und kräftigte sie zugleich, so daß ich meine Kombination anlegte und die Kabine verließ.
    Ich wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, aber ich war dennoch verwundert, wie ausgestorben die Gänge waren. Ich konnte mich daran erinnern, wie belebt es gewesen war, als ich hier angekommen war.
    Sollten sie alle in ihren Kabinen sein und vor sich hin dösen, angefüllt mit Imprint?
    Anscheinend war ich wirklich der einzige, den der Imprint mit Energie erfüllte, denn während der ganzen Zeit, in der ich herumlief, begegnete ich niemandem.
    Wie schade, dachte ich. Ich hätte gern meine Erfahrungen und Eindrücke mit den anderen getauscht.
    Daß ich zum erstenmal ein solches Verlangen hatte, fiel mir kaum auf.
    Alles war anders, seitdem ich den zweiten Imprint erhalten hatte. Dieser Imprint war so völlig anders als der erste, daß ich mich kaum mehr über mich selbst wunderte.
    Der neue Imprint hatte mich ganz verwirrt, die Gedanken überschlugen sich, und ich mußte mir unbedingt Luft machen.
    Also eilte ich weiter durch die Gänge und war froh, als ich endlich ein paar Stimmen hörte, die ein gutes Stück entfernt waren.
    Ich ging langsam, um mich besser auf meinen Hörsinn konzentrieren zu können.
    „... und wenn ich dir sage, da standen wir gerade zusammen und redeten, da verschwand er plötzlich!" vernahm ich eine Stimme, die heiser vor Schrecken klang.
    „Du bist betrunken oder verrückt!" erklang eine zweite, halblaut lachende Stimme. „Mach mir nichts vor, so etwas gibt es doch nicht!"
    „Aber wenn ich es dir doch sage! Genau hier, an dieser Stelle, passierte es! Ich rede noch und frage, he, wollen wir nicht einen trinken gehen, und dann - er verschwindet! Einfach so! Nicht einmal etwas zugerufen hat er mir!"
    „Unglaublich! Hör zu, wenn dir nichts besseres einfällt, dann bleib lieber freiwillig in deiner Kabine, bevor du eingesperrt wirst!"
    „Es ist aber wahr!" Die Stimme schluchzte jetzt fast.
    Ich hatte das Ende des Gangs inzwischen erreicht und schaute vorsichtig um die Ecke, wo sich die beiden Süchtigen befinden mußten.
    Ich stockte: Das war doch der Arkonide, der mich auf dem Flug hierher angepöbelt hatte, der da zusammen mit einem grünhäutigen Terra-Abkömmling stand!
    Der Arkonide entdeckte mich, bevor ich mich zurückziehen konnte.
    „He, du!" rief er. „Du bist doch der Kumpel von Josch! Komm her! Hast du auch schon bemerkt, daß Leute verschwinden?"
    Die Not schafft die merkwürdigsten Verbündeten, dachte ich unwillkürlich.
    Ich hatte keine Ahnung, ob tatsächlich eine Notsituation vorlag; für den Arkoniden schien das der Fall zu sein.
    „Mir ist nur aufgefallen, daß ich niemandem begegne - außer euch beiden; sind wohl alle in den Kabinen", antwortete ich. „Ich bin auf der Suche nach Josch. Weißt du, wo ich seine zugeteilte Kabine finden kann?"
    „Sie ist nicht weit von hier", sagte der Arkonide und deutete auf den nächsten Seitengang.
    „Die dritte Kabine rechts. Aber du wirst ihn nicht finden. Du wirst niemanden mehr finden!"
    Der Grünhäutige lachte. „Mann, du bist ja total irre!"
    Ich schwieg und drückte mich an den beiden vorbei, um so schnell wie möglich zu Josch zu gelangen. Ich hatte keine Lust, mich weiter mit diesen Verrückten zu unterhalten.
    Als ich nach ein paar Sekunden den Seitengang erreicht hatte, drehte ich mich um und schaute um die Ecke, weil ich ihre Stimmen nicht mehr hören konnte.
    Sie waren weg. Verschwunden, wie sich der Arkonide
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