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176 - Geliebter Höllenkater

176 - Geliebter Höllenkater

Titel: 176 - Geliebter Höllenkater
Autoren: A.F.Morland
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konnte Lennie nicht allein lassen, mußte bei ihm bleiben. Wer hätte sich um ihn kümmern sollen, wenn doch niemand von seiner Anwesenheit in diesem Haus wissen durfte? Ängstlich dachte Linda an die Worte der fremden alten Frau. Sie würde wiederkommen und ihr Lennie wegnehmen, wenn sie sich nicht an ihre Weisungen hielt.
    »Ich… ich brauche keine Belohnung, Daddy«, sagte Linda leise.
    Ihr Vater lächelte. »Zu spät, Kleines.«
    Linda hatte einen Fieberschauer. Ich kann nicht weg! schrie es in ihr. Und ich will nicht weg! Ich möchte Lennie behalten, das ist alles, was ich will! Was sollte sie denn sagen, wenn ihr Dad eröffnete, daß sie vielleicht schon nächste Woche in den Sommer fliegen würden? Sie konnte nicht antworten: Ich bleibe hier!
    Dad ging zu einem Sessel; dort stand etwas, mit einer karierten Wolldecke zugedeckt. Dad nahm die Decke fort, und Linda erblickte den Katzenkoffer, in dem sie manchmal Lennie transportiert hatten.
    Das Kind erschrak gleich noch viel mehr. Wußten ihre Eltern, daß sich Lennie im Haus befand?
    Dad öffnte den Katzenkoffer und griff hinein. Linda konnte nicht sehen, was er herausnahm, weil er ihr den Rücken zukehrte. Als er sich gleich darauf umdrehte, erblickte Linda ihre Belohnung: ein kleines Kätzchen, erst wenige Wochen alt, winzig, mit riesigen Augen und gespitzten Ohren, noch ein bißchen wackelig, aber schon sehr verspielt. Es biß in Daddys Daumen, ohne ihm wehzutun.
    »Na«, sagte Mom, »was sagst du zu dieser Überraschung? Ist dieses niedliche Ding nicht allerliebst? Es ist auch ein Männchen. Nichts spricht dagegen, daß wir ihm den Namen Lennie geben.«
    »Dann hast du wieder einen Lennie«, sagte Dad. »Er wird dir ein ebenso guter Freund sein wie dein erster Kater. Komm, nimm ihn mal. Freunde dich mit ihm an.«
    Linda streckte die Hände nicht vor, sondern verbarg sie hinter ihrem Rücken. »Nein!« stieß sie fast aufgeregt hervor.
    »Warum nicht?« fragte Dad. »Hast du Angst vor Lennie?«
    »Ich will ihn nicht! Und nenn ihn nicht Lennie!«
    »Wir können ihm natürlich auch jeden anderen Namen geben«, sagte Dad. »Das ist kein Problem.«
    »Gefällt dir das Kätzchen etwa nicht, Linda?« fragte Mom überrascht.
    »Ich will es nicht!« schrie das Kind laut.
    »Es ist als Ersatz für Lennie gedacht«, sagte Meryl Sutherland. »Sieh nur, wie es sich freut, bei uns zu sein!«
    »Bringt es weg! Ich will keine andere Katze!« Linda zitterte vor Erregung.
    Meryl Sutherland sah ihren Mann verständnislos an.
    »Ich war wohl noch ein bißchen zu früh dran«, sagte er ernst. »Sie liebt Lennie noch so sehr, daß sie es als Verrat ansieht, wenn sie sich einer neuen Katze zuwendet. Das müssen wir akzeptieren.« Er setzte das Kätzchen in den Koffer und schloß den Deckel. »Ich bringe den kleinen Kerl morgen früh zurück«, versprach er seiner Tochter. »Bist du damit zufrieden?«
    Linda nickte mit Tränen in den Augen.
    Peter Sutherland streichelte das Kind zärtlich. »Ist ja schon gut, Liebes. Ich werde nichts tun, womit du nicht einverstanden bist.« Er nahm sie in den Arm und drückte sie innig an sich. »Ist wieder alles okay?«
    Sie nickte abermals.
    Als sie wenig später ins Zimmer betrat, waren die Tür des Schranks und das Fenster offen - und Lennie war verschwunden. Linda bekam fast einen hysterischen Anfall. Sie suchte den Kater überall, fand ihn jedoch nicht.
    Das offene Fenster ließ sie vermuten, daß die alte Frau wieder dagewesen war und Lennie fortgeholt hatte.
    Warum hatte sie das getan? dachte Linda verzweifelt. Ich habe mein Wort doch gehalten!
    ***
    Der Speck brutzelte in der heißen Pfanne und erfüllte die Wohnküche mit seinem würzigen Geruch. Vier Eier draufgeschlagen - und fertig war George Dawsons Abendessen. Als er die Pfanne vom Herd nahm, vermeinte er zwei Glutpunkte am Fenster zu sehen.
    Augen?
    Er fühlte sich feindselig angestarrt, aber als er nähertrat und genauer hinsah, gab es keine solchen Augen. Es mußte sich irgend etwas im Glas gespiegelt haben.
    Captain schlug kurz an, beruhigte sich aber gleich wieder. Dawson schnitt zwei dicke Scheiben Brot ab und setzte sich an den Küchentisch. Er aß hungrig gleich aus der Pfanne. Damit ersparte er sich hinterher das Reinigen eines Tellers. Wer allein lebt, muß rationell denken.
    Captain war draußen. Er brauchte den Auslauf. Dawson wollte ihn nach dem Fernsehen ins Haus holen. Sollte der Schäferhund schon früher keine Lust mehr haben, draußen zu bleiben, konnte er sich
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