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1745 - Die Ketzerbibel

1745 - Die Ketzerbibel

Titel: 1745 - Die Ketzerbibel
Autoren: Jason Dark
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hinein in die Berge.
    Ab jetzt umgab uns eine andere Landschaft. Zunächst mehr Hügel, hinter denen sich die Kulisse der Seealpen abzeichnete. Wir erlebten das einmalige Licht dieser Gegend, das schon zahlreiche Maler in seinen Bann gezogen hatte und noch immer zog. Wer hierher fuhr, der konnte einfach nur an Urlaub denken und an nichts sonst.
    Das graue Band der Straße schien zwischen all den spätsommerlichen Farben zu stören. Der Weg glich dem Körper einer buckligen Schlange, die uns näher an unser Ziel brachte.
    Mit einem anderen Wagen wären wir sicherlich schneller gewesen. So hatten wir leichte Probleme bei den Steigungen, aber auch die ließen wir hinter uns.
    Natürlich hätten wir uns Kontakt mit Glenda gewünscht. Da war wohl nichts zu machen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie im Stress war und es deshalb nicht schaffte, uns eine Nachricht zukommen zu lassen.
    Mal wurden die Kurven enger, dann rollten wir über ein breiteres Stück Straße, die sich zum Süden hin öffnete und unseren Blicken das Meer präsentierte.
    Als Suko mir einen schrägen Blick zuwarf, brauchte er nichts zu sagen. Ich ahnte, was er fragen wollte, und nahm die Antwort schon vorweg.
    »Keine Sorge, wir sind gleich da. Der Weg ist richtig, ich habe mich nicht verguckt.«
    »Gut so.«
    Manchmal nahmen uns kleine Wäldchen die Sicht. Dunkle Bäume, die sich mit ihren Wurzeln in dem harten Boden festgekrallt hatten. Es tauchte auch ein Hinweisschild auf unser Ziel auf, das auch Suko sah, der zufrieden nickte.
    »Da hat sich Glenda eine ruhige Gegend ausgesucht«, meinte er.
    »Kann man so sagen. Nur ist es der anderen Seite egal, ob die Gegend ruhig ist oder nicht. Sie liegt immer auf der Lauer und schlägt dann zu.« Ich schüttelte den Kopf. »Jetzt ist auch Glenda mit hineingerutscht und nicht nur die Conollys oder wir. Manchmal frage ich mich, was wir dem Schicksal nur getan haben, dass es uns so behandelt.«
    »Keine Ahnung. Wir müssen es nur hinnehmen.«
    »Genau und das seit Jahren.« Ich hatte gelernt, damit zu leben, war aber trotzdem immer wieder überrascht, wenn die andere Seite dann wieder zuschlug.
    Es war noch ein zweites Hinweisschild vorhanden, denn diese Straße führte an dem kleinen Ort vorbei. Wir mussten links ab und waren kaum ein paar Meter gefahren, da sahen wir die ersten Dächer der Häuser von Bresson. Sie waren recht schmal, und die Häuser standen unterschiedlich hoch. Die Straße verengte sich. Wieder rollten wir in eine Kurve hinein und fuhren dann auf den Ort zu, der im Sonnenschein lag.
    So etwas kannte ich eigentlich nur aus Filmen, die im Fernsehen liefen. Man bekam Sehnsucht danach, nichts zu tun. Einfach nur sitzen, ein Glas Wein trinken und abhängen.
    Das blieb ein Traum. Kein Traum war das Schild, auf dem der Name des Hotels stand, zu dem wir mussten. Es war eine nur kurze Zufahrt, die bergab führte und an einem Platz vor dem Hotel endete, das wie ein kleines Schlösschen wirkte, denn es gab an zwei Seiten die beiden Türme.
    Platz für unseren Clio fanden wir auch, stiegen aus und erlebten die warme Luft, rochen die Blumen und hörten das Zwitschern der Vögel, die sich in den Bäumen versteckten, die schmale Schatten auf den Weg warfen.
    Als Eingang diente eine Glastür, die in eine halbrunde Steinnische hineingebaut war. Es war kaum vorstellbar, dass in dieser Urlaubsidylle plötzlich das Böse mit einer brutalen Wucht zuschlug.
    Die Glastür öffnete sich vor uns, und wir betraten das Hotel.
    Die Rezeption lag an der linken Seite. Im Moment war sie nicht besetzt. Aus einem Raum dahinter hörten wir allerdings zwei Frauenstimmen, und ich musste nicht erst auf die Klingel schlagen. Eine Frau erschien plötzlich, war gar nicht mal überrascht, sondern lächelte uns an.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    Ich nickte ihr zu. An einem Schild in Höhe des Blusenkragens las ich, dass sie Nicole hieß.
    Wir stellten uns vor und erkundigten uns, ob sie die Chefin hier war.
    »Ja.«
    »Das ist gut. Dann kennen Sie bestimmt Ihre Gäste.«
    »Sicher. Es gehört sich so.«
    »Wir möchten gern eine Frau besuchen, die bei Ihnen Urlaub macht. Sie heißt Glenda Perkins.«
    Nicole nickte. »Ja, ja, die Dame ist mir bekannt. Eine sehr nette Person, hätte heute eigentlich abreisen müssen, aber sie hat um einen Tag verlängert.«
    »Hat sie etwas über den Grund gesagt?«
    »Nein, das hat sie nicht. Ich gehe mal davon aus, dass es ihr hier sehr gut gefallen hat. Wie den anderen Gästen auch, denn wir
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