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1740 - Gefangene des Theans

Titel: 1740 - Gefangene des Theans
Autoren: Unbekannt
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vier Meter hohe und acht Meter lange, silbrig schimmernde Wand, an der sich allerlei Schalt- und Kontrollinstrumente befanden.
    Diese Wand, hinter der sich „Hamillers Herz" verbarg, ließ sich nicht öffnen, und mit den Schaltungen ließen sich keine Wirkungen auf die Hamiller-Tube erzielen.
    Die Tube erreichte praktisch jedes funktionale Element der BASIS und konnte über sämtliche Funkeinrichtungen sprechen. Rätselhaft war, woher die Hamiller-Tube ihre Energie bezog. Sie war vollkommen autark, so daß sie über den Weg eines Energieentzugs nicht beeinflußbar war.
    Alaska mußte an Payne Hamiller denken, jenen an Bord der SOL geborenen Mathematiker und Hyperphysiker, der im Laufe seines Lebens zu einem der bedeutendsten Wissenschaftler der Menschheit geworden war. Im Jahre 2 NGZ war er unter mysteriösen Umständen bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Seitdem hielt sich das Gerücht, daß sein Gehirn noch am Leben war und sich in der Hamiller-Tube manifestiert hatte. Ob Hamiller darin auf phantastische Weise weiterlebte, konnte bis zur Stunde nicht nachgewiesen werden. Entsprechende Fragen hatte die Hamiller-Tube nie beantwortet.
    „Wir müssen miteinander reden", begann Alaska.
    „Niemals vergesse ich die Stunden der Einsamkeit, in denen das Bewußtsein der Unendlichkeit sich dir eröffnet." Die Stimme Hamillers schien aus dem Nichts zu kommen. Sie klang hohl; ein gewisser Widerhall lag in ihr. Hamiller schien nicht auf seine Worte zu antworten, sondern mit sich selbst zu reden.
    „Du bist einsam?"
    „Einsam? Wie könnte ich einsam sein, da ich Verantwortung trage?
    Haben Sie jemals darüber nachgedacht, daß einer der effektivsten Wege ist, der Einsamkeit zu entkommen, Verantwortung zu übernehmen, und daß gerade diese Bereitschaft in eine weitere Einsamkeit führt?"
    „Ich bin nicht hier, um philosophische Gespräche mit dir zu führen."
    „Das ist sehr bedauerlich", sagte die Hamiller-Tube.
    „Reden wir über Verantwortung", schlug Alaska vor. „Zweifellos hast du als Kommandant der BASIS die höchste Verantwortung von uns allen übernommen."
    „Das ist fraglos richtig."
    „Nun ist es in letzter Zeit zu einer gewissen Serie von Zwischenfällen gekommen, die mich zweifeln lassen, ob du dieser Verantwortung gewachsen bist. Unter anderem hast du Alarmstufe lausgelöst."
    „Richtig. Das hatte eine exzellent abgelaufene Übung zur Folge."
    „Die Folgen liegen woanders", betonte Saedelaere. „Sie sind vor allem psychologischer Art."
    „Die Mannschaft sieht sich selbst darin bestätigt, daß sie als Gruppe in einer hervorragenden Verfassung ist", vermutete Hamiller.
    „Das ist nicht ganz richtig. Die Mannschaft sieht sich getäuscht. Du hast mit ihr gespielt. Dich über sie lustig gemacht. Das könnte dazu führen, daß beim nächsten Alarm dieser Art Zweifel auftauchen, ob man wirklich konsequent darauf reagieren muß. Im Ernstfall kann bereits ein Zögern zu schweren Nachteilen, wenn nicht zur Katastrophe führen."
    „Sie sehen das alles in einem viel zu engen Rahmen", behauptete die Hamiller-Tube. „Ereignisse werfen ihren Schatten voraus, die globaler sind, als Sie es sich vorstellen können. Ich fühle mich an ein Wesen erinnert, das nur zweidimensional denken kann, wo dreidimensionales Denken vonnöten ist."
    „Reden wir von den Ereignissen, die ihre Schatten vorauswerfen", bat Alaska Saedelaere. Er blieb ruhig und geduldig, und er ließ sich nicht ablenken. „Was sind das für Ereignisse?"
    Hamiller ließ sich viel Zeit mit seiner Antwort. Ein Seufzen schien aus verborgenen Lautsprechern zu klingen.
    „Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob Sie in der Lage sind, so umfassend zu denken, daß Sie mich verstehen. Ich habe mich lange und intensiv mit Kommunikation befaßt, und ich wünschte, ich könnte meine Worte durch entsprechende Gesten untermalen, um sie deutlicher und besser verständlich zu machen."
    „Ich verstehe dich durchaus", gab der Terraner zurück.
    Saedelaere galt als ruhiger, ausgeglichener Mann, dessen wechselvolles Schicksal tiefe Narben in seiner Seele hinterlassen hatte. Gerade unter der von Hamiller angesprochenen Einsamkeit hatte er viele Jahre seines Lebens gelitten. Er wollte nicht mehr darüber reden als unbedingt nötig.
    Jetzt spürte er, daß er sich dem näherte, was die Hamiller-Tube eigentlich sagen wollte und bisher noch hinter anderen Worten verborgen hatte.
    „Ich brauche jedoch konkretere Angaben", forderte er. „Welche Ereignisse werfen ihre Schatten
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