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1738 - Der alte Raunach

Titel: 1738 - Der alte Raunach
Autoren: Unbekannt
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Ihr wolltet revoltieren, und ich habe euch den ausdrücklichen Befehl erteilt, nichts zu unternehmen, bis ich das Zeichen gebe."
    „Es war keine Revolte. Über zwei Drittel sind zurückgeblieben", wandte Dag-Rorn leise ein.
    „Das spielt keine Rolle", sagte der Thean kalt. „Und ich entziehe dir hiermit das Wort. Geh zur Seite, damit du meinen Blick nicht trübst."
    Insgeheim bewunderte er Dag-Rorns Mut. Es waren andere schon aus nichtigeren Gründen von Theans zum Tode verurteilt worden.
    Ein Thean durfte niemals angezweifelt werden, noch gab es Grund zum Widerspruch. Ein Thean war unfehlbar.
    Dag-Rorn hatte schon als junger Soldat während seiner Ausbildung gegen solche Reglements gekämpft. Er war stolz und stand für seine Meinung ein, wenn er glaubte, auf dem richtigen Weg zu sein.
    Deshalb hatte Pi-Poul sich auch besonders um ihn gekümmert. Nun zeigte sich, daß er sich nicht in ihm getäuscht hatte; er war ein würdiger Nachfolger Vor-Torans. Vielleicht sogar noch besser. Wenn er erst alt genug war, sollte Vor-Toran die Stelle des Thean-Beraters übernehmen und den Platz für Dag-Rorn räumen. Pi-Poul war sicher, daß er es durchsetzen konnte, Dag-Rorn zum Kommandanten der Raunach-Flotte zu machen. Damit wäre er seinem Ziel, die Damurial in eine neue, nicht mehr von starren Regeln geprägte Zukunft zu führen, wieder einen Schritt näher gekommen. Er selbst würde es vielleicht nicht mehr erleben, doch der Traum blieb...
    Der junge Raunach zuckte zusammen und schlich wie ein geprügelter Kramak an Tgorinys Seite zurück.
    „Für den Verrat werdet ihr bezahlen", sprach der Thean weiter.
    Er schwieg und beobachtete zufrieden die Wirkung seiner Worte.
    Verrat und Meuterei bedeuteten den Tod, und zwar für alle, gleichgültig, ob einer mitgemacht oder sich herausgehalten hatte. Auch die Familien wurden mit Schande beladen. Es spielte dabei keine Rolle, welchem Volk die Aufrührer angehörten.
    Pi-Poul wußte genau, daß schon die ganze Zeit über Mißstimmung geherrscht hatte, weil er nach Ansicht mancher Raunach und Gish-Vatachh zu defensiv vorging und sich viel mit den Tabuverbrechern abgab.
    Vermutlich hatten sie ein Überlaufen befürchtet oder aber eine stetige Gehirnwäsche, der er so behutsam ausgesetzt wurde, daß er es nicht bemerkte.
    Obwohl ihm ein solches Vorgehen widerstrebte, hatte er in diesem Moment keine Wahl. Er mußte seine Mannschaft wieder in den Griff bekommen. Er mußte ihnen deutlich zu verstehen geben, daß er ihnen bisher stets die Äußerung einer eigenen Meinung gestattet hatte, jedoch letztlich allein zu entscheiden hatte, was getan wurde. Solange nicht offiziell festgestellt wurde, daß er verrückt oder senil war und deshalb sein Amt nicht mehr ausüben konnte, waren sie ihm auf Leben und Tod unterworfen.
    „Über das Strafmaß werden wir später sprechen, hier ist nicht der richtige Platz dafür", setzte er seine Gerichtsbarkeit fort. Er sah deutlich, wie Erleichterung in manche Züge schlich. „Bis zur Rückkehr werdet ihr mir weiterdienen wie bisher. Und wenn ich mich von nun an wieder auf eure Loyalität verlassen kann, werde ich dies bei der Urteilsfindung berücksichtigen."
    Ihr werdet leben, bedeutete dies.
    Die Angst machte der Hoffnung Platz.
    „Geht jetzt in eure Quartiere und verhaltet euch ruhig", befahl er. „Wir haben den Status von Gefangenen, die streng bewacht werden müssen.
    Die Gish werden getrennt untergebracht, und die Vatachh werden die Verantwortung übernehmen, daß keiner mehr ausbricht."
    Er verließ als erster den Raum, machte dem Führer der Eskorte kurz die Situation klar und ließ sich dann zu seiner eigenen Kabine bringen. Er wollte nachdenken.
    Pi-Poul selbst dachte nicht daran, die Gerichtsbarkeit später fortzusetzen. Er würde diesen Vorfall einfach nicht erwähnen und dafür sorgen, daß es auch sonst keiner tat. Doch um dies erfolgreich vertuschen zu können, mußte er ein wenig Zeit bei den Tabuverbrechern verbringen, um weitere Informationen zu erhalten und den anderen Theans eine Erklärung für sein langes Ausbleiben geben zu können.
    Es war eine sehr heikle Situation, die ihm keinesfalls gefiel. Vor allem konnte er sich vorstellen, daß Perry Rhodan nun sein Versprechen, ihn und seine Leute unbehelligt der Damurial zu übergeben, nicht einhalten konnte. Er würde ihn nun vielleicht doch als Geisel benutzen wollen, nachdem es zu keiner friedlichen Einigung kommen konnte.
    Pi-Poul dachte über die wenigen Möglichkeiten nach, die
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