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1736 - Planet der Corrax

Titel: 1736 - Planet der Corrax
Autoren: Unbekannt
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und wurde zu einem Gewicht, das den Kameraden fast umriß. Er hing, von einem schädelgroßen Brocken im Nacken getroffen, schlaff in Kaghouls Arm.
    Aber Ismegh tauchte aus den Staubschleiern auf, kam im Steinregen heran und versetzte Kaghoul einen Schlag gegen die rechte Schulter, daß er endlich Goron fallen ließ und, ohne den Ballast im Arm, für einen Moment unkontrolliert vorwärts taumelte.
    „Was soll das?" schrie er. Hinter ihnen stürzten Tonnen von Kalkstein herab; sie begruben Goron und den Teil des Stollens krachend unter sich, den der Trupp in vielen Tagen Arbeit in den Berg geschlagen hatte.
    Staubwolken schossen in die sicheren Zonen hinein, nahmen wieder die Sicht, behinderten das Atmen.
    Ismegh zog ihn mit sich. Er und sie wurden von Herabkommendem getroffen, strauchelten, fielen halb hin, schleppten sich weiter. Hinter ihnen schien die Welt unterzugehen - ihre kleine, allgegenwärtige Welt, in die sie immer tiefer hineinmußten.
    Weiter, tiefer hinein, immer weiter...
    Kaghoul spürte erst jetzt das Brennen im Hals und die Schmerzen. Das Brennen, das von dem mit nach Luft schnappendem Mund eingeatmeten Staub herkam, und die Schmerzen bei jedem Schlag durch die Steine.
    Etwas traf seinen rechten Fuß. Er wollte schreien, aber er hatte keine Luft mehr dazu. Er wollte stehenbleiben, sich einfach fallen lassen, alles Weitere über sich ergehen lassen - aber sein Überlebenswille zwang ihn dazu, neben Ismegh zu taumeln, der sicheren Zone entgegen.
    „Reiß dich zusammen!" hörte er ihre Stimme im Getöse des Stollenzusammenbruchs, während der Boden unter ihnen bebte. „Halt aus, Kaghoul! Gleich... haben wir es geschafft!"
    Wo ist Goron? wollte er fragen, aber es ging nicht.
    Sein Mund war ausgetrocknet. Seine Augen waren voller Staub und entzündeten sich schnell. Milchige Flüssigkeit wurde von Drüsen abgesondert, um die Sehorgane zu schützen. Alles zu spät! Er taumelte neben Ismegh dahin, einem fahlen Lichtschein entgegen und fort von dem Einsturz, nur weiter, weiter...
    Er kämpfte. Der Wille erwachte neu in ihm und wurde zum wütenden Trotz, als er an Goron dachte und begriff, daß der Kamerad ihnen jetzt nie mehr zur Verfügung stehen würde. Nie mehr mit ihnen arbeiten. Nie mehr allen anderen zeigen, wie man mit Kraft und Wollen die größten Barrieren überwand.
    Nie mehr!
    Was für ein schreckliches Wort, was für ein entsetzlicher, grausamer Gedanke.
    Kaghoul wollte ihn nicht in seinem Kopf haben. Er stemmte sich weiter, weiter an Ismeghs Seite, weiter ins Licht, das ihm weh tat. Er sah nur noch, daß es heller wurde, aber keine Einzelheiten mehr, keine Umrisse, keine Gestalten.
    Und dann, irgendwann nach zehn Ewigkeiten, fiel er hin, landete auf dem Rücken und versank in einer tiefen Schwärze, so tief wie der Schoß.
     
    *
     
    Ismeghs Gesicht war das erste, was er nach seinem Erwachen vage wahrnahm. Er tauchte zurück aus dem Dunkel und hatte wahrscheinlich vor Schmerzen laut geschrien, bevor er begriff, wo er war. Das Licht der Lampen tat weh. Seine Augen brannten wie in einem Feuer, das ein Dämon ihm ins Gesicht blies.
    „Kaghoul?"
    Vorsichtig betastete er sein eigenes Gesicht. Es war noch rauh vom Staub, der darauf klebte. Die Augen und die Atemöffnungen waren dick entzündet, aber das körpereigene Sekret tat schon seine Wirkung. Das Brennen ließ etwas nach, und er konnte Ismegh schon wieder ziemlich klar erkennen.
    Er lag auf dem Rücken, sie war über ihn gebeugt, wusch ihn und strich etwas über seine Wunden. Zuerst brannte es höllisch, dann spürte er die heilende Wirkung.
    „Goron?" war sein erstes Wort. Der Hals war rauh, der Mund noch trocken, und seine Stimme kam ihm fremd vor.
    „Er ist tot", sagte sie leise. Auch sie hatte frische Wunden, aber schon Zeit gehabt, sich selbst zu verarzten. „Wir konnten ihm nicht helfen. Wir hätten es nie gekonnt. Wir müssen ohne ihn weiterarbeiten. Alle anderen konnten rechtzeitig fliehen und sind unverletzt."
    Ja, dachte er.
    Weiterarbeiten.
    Immer weiterarbeiten. Tiefer hinein. Weiter, nur weiter.
    „Ist nur der Berg eingestürzt?" fragte er. Er versuchte, sich aufzurichten.
    Wenigstens schien er keine Brüche oder andere ernste Verletzungen davongetragen zu haben. „Oder ist auch...?"
    „Das Meer?" Ismegh drückte ihn zurück und legte ihre Hand auf seine gereinigte Stirn. Die Berührung tat gut. Ihre breite, fünffingrige Hand mit den Schwimmhäuten war kühl und beruhigend. „Nein, Kaghoul, das Meer ist nicht
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