Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1728 - Luzifers Botin

1728 - Luzifers Botin

Titel: 1728 - Luzifers Botin
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
waren, um Spuren zu löschen. Die Täter gab es nicht mehr, denn das grausame Geschehen lag lange zurück, doch der Atem des Bösen war weiterhin zu spüren, und in seinem Dunstkreis fühlte sich Jamila wohl.
    Licht fiel durch die Fenster. Es erreichte nur nicht alle Stellen im Haus. Die Flure des zweistöckigen Gebäudes blieben im Halbdunkel, und in einem davon hielt sich Jamila auf.
    Sie war allein, und doch sprach sie mit jemandem, denn diese Konversation war ihr ungemein wichtig. Sie lehnte an der Wand, hatte den Kopf leicht in den Nacken gelegt und schaute auf die fleckige Decke.
    Jamila wusste, dass man sie nicht im Stich lassen würde, aber sie wollte es bestätigt wissen und fragte mit leiser Stimme: »Mutter, bist du zufrieden mit mir?«
    Ihre Stimme verklang, ohne dass sie eine Antwort erhalten hätte. Deshalb versuchte sie es noch mal.
    »Mutter, bitte! Bist du mit mir zufrieden?«
    Jetzt erhielt sie eine Antwort. Sie war noch nicht als Stimme zu erkennen, denn sie hörte nur ein schwaches Brausen, das durch das gesamte Haus wehte.
    Es kam von oben, es wühlte sich in die Flure hinein, es brauste durch die Zimmer, zu denen die Türen fehlten, und endlich erreichte die Stimme die Ohren der Rufenden.
    »Ja, ich bin mit dir zufrieden.«
    »Danke, Mutter.«
    »So habe ich es haben wollen. Die Zeit ist reif für meine Töchter. Die Menschen sollen erfahren, wer die wahren Herrscher sind. Und drei von ihnen haben erlebt, wozu wir fähig sind.«
    »Es war ganz einfach.«
    »Das weiß ich.«
    »Und wird es auch so bleiben?«
    Die Stimme aus dem Unsichtbaren verfiel in ein Lachen. »Das kommt auf dich an. Luzifer hat mir freie Hand gegeben. Er will zuschauen und sich amüsieren. Tu mir keine Schande an, denn du bist nicht nur meine, sondern auch seine Botin.«
    »Danke, Mutter. Aber wo soll ich weitermachen? Kannst du mir einen Rat geben?«
    »Bei unseren Feinden.«
    »Wer sind sie denn? Meinst du damit die Namen derjenigen, die du mir genannt hast?«
    »Auch. Aber sie lasse noch etwas schmoren. Du musst erst deine Macht beweisen. Zeige den Menschen, dass das, was sie für gut und gerecht halten, nicht stimmt. Komm über sie wie ein großes Unwetter. Du bist der Blitz der Hölle, der alles zerstören kann. Drei Tote hast du bisher auf deinem Weg hinterlassen. Es war nur der Anfang. Jetzt aber wirst du dich um die nächste Aufgabe kümmern, und dann wird es mehr Tote geben.«
    »Das weißt du genau, Mutter?«
    »Ja, ich weiß es, weil ich dir vertraue. Das ist der Weg, der dir vorgeschrieben ist.«
    Sie sah die Sprecherin nicht, aber sie breitete trotzdem die Arme aus, als wollte sie sie umfangen. »Was hast du dir für mich ausgedacht? Was soll ich genau tun?«
    »Die Zahl der Toten erhöhen.«
    »Das mache ich gern, Mutter. Und an was, wen oder wie viele hast du dabei gedacht?«
    »An die zehnfache Menge.«
    Da leuchteten die Augen des Engels auf. »Dreißig?«
    »Ja.«
    »Und wo soll das sein?«
    »Nicht mal weit von hier. Du wartest den Abend ab. Sobald die Dämmerung eintritt, werde ich dir genauere Informationen geben.«
    »Ich freue mich darauf, Mutter.«
    »So lange lasse ich dich allein.«
    »Ja, bis später…«
    Noch einmal war wieder das Brausen zu hören, dann überfiel die Stille das Innere des Hauses.
    Jamila lächelte. Sie fühlte sich gut. Auf die Mutter konnte sie vertrauen. Sie war ihr Kind, wie viele andere auch. Die Mutter hatte zahlreiche Kinder, deren Alter nicht mehr zu schätzen war, da sie seit Äonen existierten.
    Alle hatte die Mutter sie geboren.
    Sie war eine besondere Person. Jamila sah sie als die eigentliche Herrscherin an. Ihr Name wurde von denen, die ihn kannten, nur geflüstert.
    Viele Personen waren es nicht, aber diejenigen, die Bescheid wussten, sprach ihn nur in großer Ehrfurcht aus.
    Die Mutter war keine geringere Person als die große Lilith!
    ***
    Ja, Lilith, die erste Hure des Himmels, die manche Menschen heute noch für Adams erste Frau hielten. Sie hatte den direkten Kontakt zu Luzifer und sie sorgte dafür, dass ihre Töchter nicht ausstarben.
    Auf sie konnte sich Jamila hundertprozentig verlassen. Sie war die Tochter, und sie war ein Mensch. Zumindest vom Körper her, aber ihr waren auch Flügel gegeben worden, denn Lilith sah ihre Töchter als Engel an.
    Mit diesem Gedanken verließ Jamila das alte Haus. Noch war es nicht dunkel, aber der Abend lag bereits auf der Lauer.
    Ebenso wie eine bestimmte Gestalt, die sich aus der Deckung seines Erdhaufens löste und mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher